Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile
Ein 45jähriger Kraftfahrer leidet seit einigen Monaten an Durchschlafstörungen und depressiven Verstimmungen. Der Hausarzt empfiehlt Psychotherapie. Der Patient ist gut verheiratet, materiell gesichert, Vater zweiter Söhne (19,17), glaubt an Gott, geht aber höchstens in eine leere Kirche. In der dritten Sitzung zeichnet er auf Vorschlag der Gestalttherapeutin einen ständig wiederkehrenden Traum: ein Stück Seil. In der 21. Sitzung entsteht ein zweites Bild: Der Sarg der frommen und sangesfreudigen Mutter wird mit dicken Seilen ins Grab gelassen. Mit der 28. Sitzung ist die Therapie zu Ende. Der Patient kann wider schlafen, hat den Umzug des älteren Sohnes in eine eigene Wohnung zugestimmt, zur Freude seiner Frau mit ihr ein Hochamt besucht und darauf hin beschlossen, dem örtlichen Männergesangverein beizutreten. Eine Gestalt ist geschlossen Der damals Fünfjährige war im Schmerz über den Tod der Mutter erstarrt und hatte jede bewußte Erinnerung an das Begräbnis verloren. Nun, als der Abschied vom Sohn naht, rührt sich die alte Verletzung im Leibe (Schlafstörungen, Depression) und zeigt sich im Traum (... das Seil, das vorerst nicht zugeordnet werden kann). In der therapeutischen Beziehung werden der Schmerz und der folgende langjährige Mangel an Zuwendung erinnert, wiedererlebt und durchgearbeitet. Die freigewordenen Kräfte ermöglichen Neues: Singen, Gemeinschaft, Religion. Die Beziehungen zu Frau, Sohn und Dorf leben zugleich mit dem Körper und der bewußten Erinnerung an die Mutter auf. Der Name Gestalttherapie wurzelt in der Beschäftigung der GründerInnen mit sogenannten "Gestaltgesetzen", einem Gebiet der Wahrnehmungspsychologie (1930). |
Die Integrative Gestalttherapie stellt eine moderne Weiterentwicklung dar, die sich der neuesten Psychotherapieforschung verpflichtet fühlt. Ihr Ziel ist es, dem Menschen zum besseren Verständnis seiner selbst im Lebensganzen zu verhelfen, seine Beziehungsfähigkeit zu verbessern und seine schöpferische Kräfte zu fördern. Wichtige Fragen, denen GestalttherapeutInnen nachgehen: Wie verhält sich der Klient? Wie nimmt er Kontakt auf? Was und wie vermeidet er? Was will er? Wie hilft er sich selbst? Wie verarbeitet er, was ihm widerfährt? Welche unerledigten Aufgaben stören sein gegenwärtiges Erleben und Verhalten? Kreative Ausdrucksformen Durch kreative Ausdrucksmöglichkeiten (Puppen, Ton, Farben, Musik, Märchen, Gedichte etc.) und leibtherapeutische Maßnahmen (Atmung, Berührung, Bewegung) eröffnen sich vielfältige Zugänge zu wortlosen Bereichen. So arbeiten Integrative GestalttherapeutInnen mit Patienten aller Alters- und Entwicklungsstufen Grundlage jeden Vorgehens ist die therapeutische Beziehung und deren Tragfähigkeit. Die integrative Gestalttherapie zielt nicht nur auf die Behandlung von Krankheiten und Störungen, sondern auch auf die Erschließung von persönlichen und mitmenschlichen Potentialen. |