Slowenien per Rad
14. - 25. August 2006
Ich schnappte mein Fahrrad (Trekkingbike mit 24 Gängen), ein bisschen Gepäck und los ging es:
1. Tag:
Graz - Maribor
Nein nein, nicht alles per Rad. Bis Graz nahm mich freundlicherweise die OEBB mit.
Dort startete meine Tour gen Süden. In Graz regnete es noch, was ich für eine Mittagessenauszeit nützte. Ich habe alles aufgegessen, daher kam dann auch die Sonne zum Vorschein und los gings dem Murradweg entlang, an 4 Laufkraftwerken vorbei an die slowenische Grenze. Der starke Verkehr ließ mich eine Nebenstrecke nehmen, was sich als sehr schön erwies. Weil meine Karte nur die Hälfte aller Straßen aufwies, habe ich mich auch prompt verfahren und nach mehreren steilen Hügeln und ein paar einheimischen Straßenarbeitern als Wegweiser gelangte ich schließlich nach Maribor. Auch dort wieder kaum Wegweiser, so musste ich das Zentrum mit der Nase suchen. Sofort genau im Zentrum ein Zimmer gefunden und ab ins abendliche Stadtleben.
98 km
2. Tag:
Maribor - Bolfenk - Maribor
Den Vormittag widmete ich der Altstadt. Viele interessante Winkel, viele schöne aber auch nicht wenige verwahrloste Gebäude. Die Drau fließt, weil gestaut - träge vorbei. Durch den Park, der genau im Zentrum beginnt, ersteige ich durch einen Weingarten den Hügel Pyramidos mit herrlicher Aussicht auf die Stadt.
Am Nachmittag fahre ich mit dem Rad Drauaufwärts (kurz: Draufwärts) nach Ruše und dann 16 km mit mäßiger Steigung auf den 1150 m hohen Bolfenk. Der Weg hinauf ist der schön, durch dichten Wald, daher schattig und so gut wie kein Verkehr. Es sieht aus wie in Vorarlberg. Nach dem Gipfel (Seilbahnstation, daher viel los) folgt eine herrliche 15 km lange Abfahrt auf einer breiten Straße!
64 km
3. Tag:
Maribor - Ptuj
Raus aus dem Stadtverkehr!
Die Hälfte der Strecke erwischte ich per Zufall eine Nebenstraße mit kaum Verkehr. Sie zieht sich durch Felder, Wälder und Auen der Drau abwärts.
Nach ca. 30 km erreichte ich die älteste Stadt Sloweniens - Ptuj.
Es gibt einen Schlossberg und verwinkelte enge Gassen.
Sofort ein Zimmer gefunden. Am Nachmittag machte ich mich zu einem Weinbaubetrieb auf. 12 km durch sehr hügeliges Gebiet (Sieht aus wie in der SW-Steiermark - nicht umsonst heißt die Gegend auf deutsch Slowenisch Steiermark!) zu einem abgelegenen Weinbaubetrieb. Von Betrieb kann nicht die Rede sein. Viel Betrieb war nämlich nicht. Ich als einziger Gast, bekam aber trotzdem Wein und Schwein. Erst danach erfuhr ich, dass sie nur Fr, Sa, So offen haben. Aber sie hatten Erbarmen mit mir. So fuhr ich dann mit einer halben Sau und einem halben Fass Wein im Bauch mit einer halben Felge (sehr wenig, wenn man bedenkt, dass mein Rad zwei hat...) zurück nach Ptuj. Es lebe die österreichische Heurigenkultur! Das gibt es hier nicht. Bei den meisten Weinbetrieben kann man nur verkosten und kaufen. Trinken und Essen wie bei uns in Weingegenden gibt es nicht.
55 km
Dazwischen einmal ein paar Preise:
1 großes Bier (pivo): < 2 Euro
1 Viertel Wein (Vino): < 2 Euro
Espresso: < 1 Euro
Essen kann man unter 10 Euro
Aber die Slowenen befürchten auch einen Preisanstieg ab 2007, wenn der Euro den Tolar ablöst. (1 Euro = 240 SIT)
4. Tag:
Ptuj - Celje
Auf einer ruhigen Nebenstrecke fahre ich steil zur Hügelkirche Ptujsaka hinauf. Die Mittagspause verbrachte ich in Slov. Konjice, einer Gegend mit schönen Weinbergen. Auch hier fuhr ich steil hinauf und geriete direkt zu einem Gasthof. Es gab Cevapcici und Riesling. Ab hier musste ich mit starkem Gegenwind kämpfen und erreichte abgekämpft die Stadt Celje. Außen pfui, innen schön. Am Abend erstürmte ich die drei Hügel um die Stadt. Auf dem ersten steht die zweitgrößte Burgruine Sloweniens (Starigrad) mit schönem Ausblick auf die Stadt. Der zweite wird von einem Kloster mit Wallfahrtskirche verstellt. Auf dem dritten trohnt ganz einsam ein Kirchlein. Auf dem Rückweg wurde ich von sämtlichen Hunden der Stadt f-räudig begrüßt...
88 km
5. Tag:
Celje - Novo Mesto
Die ersten 30 km sind auf einer stark befahrenen Straße mit Millionen von EURO -1 LKWs. Erst danach gibt es eine schöne und ruhigere, aber anstrengende Nebenstrecke. Unterwegs gibt es wieder eine Burg zu erradeln. Krško ist eine hässliche Industriestadt. Ich fuhr durch und atme ausreichend radioaktive Luft. Das erhöht die Haltbarkeit. Nach dem Mittagessen wieder eine schöne Nebenstrecke. Allerdings ist sie sehr hügelig und der Gegenwind ziemlich unbarmherzig. Eine Tropfsteinhöhle gäbe es noch zu besichtigen. Gäbe. Ich fuhr durch bis Novo Mesto. Die Stadt liegt sehr schön am Krka-Mäander. Der heißeste Tag bisher.
137 km
6. Tag:
Novo Mesto - Ljubljana
Krka flussaufwärts bis zur Quelle. Aus dem Felsen sprudelt das Wasser, das sofort einen breiten Bach bildet. Die ganze Gegend hat Karstquellen.
Um Mittag erreichte ich die Hauptstadt. Es ist viel los und es gibt genug zu besichtigen, essen und trinken.
88km
7. Tag:
Ljubljana - Postojna
Sonntag früh, die Stadt ist ruhig und ich verließ sie schnurstracks. Wie immer geht es auf und ab. Bei Cerknic gibt es einen periodischen See, der inmitten einer Polje liegt (eine große abflusslose Senke). Das Wasser versickert einfach irgendwo, um dann z.T. viele Kilometer weiter wieder zum Vorschein zu kommen, wie überall im Karst. Der nächste sehenswerte Punkt ist Rakov Skočjan. Aus einer Höhle sprudelt eine breiter Bach, durchquert ein paar Höhlen, die man begehen kann (mit riesigen Steinbögen) und verschwindet dann wieder, um ein paar hundert Meter weiter wieder zum Vorschein zu kommen. Auch zu dieser Stelle kann man hinutersteigen. Leider ist das Wasser nicht sauber und es stinkt nach Abwasser.
Weiter ging es nach Postojna (Adelsberg), wo sich die berühmte Riesenhöhle befindet. Zuerst fuhr ich aber nach Predjama hinauf, wo in den Felsen hinein eine große Burg gebaut wurde. Gerade heute fanden dort die alljährlichen Ritterspiele statt. Dementsprechend viel ist los. Auch hier verschwindet ein Bach im Felsen und tritt in ein Höhlensystem ein, dass mit Ausrüstung besucht werden könnte.
Um 18 Uhr machte ein die einstündige Führung durch die Grotte von Postojna mit. 2 km geht es mit einer Eisenbahn hinein. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. So viele Tropfsteingebilde auf einem Haufen habe ich noch nie gesehen! 1,5 km geht es zu Fuß durch gewaltige Hallen (bis zu 40 m hoch) mit noch gewaltigeren Tropfsteinen weiter. Zurück fährt man mit der Eisenbahn. Das ganze ist zwar teuer, muss man aber gesehen haben.
103 km
8. Tag:
Postojna - Piran
An diesem Tag ging es ans Meer!
Um 10 Uhr war die nächste Höhle dran: Die Höhlen von Skočjan. Wer von den Minen von Moria (Herr der Ringe) begeistert war, muss sie sich unbedingt ansehen (1,5 h). Auch hier fließt ein Fluss durch, der zuerst 30 km an der Oberfläche ist, dann 40 km unterirdisch fließt und in Italien wieder zum Vorschein kommt. Im zweiten Teil der Höhle bildete er den größten Unterwassercanyon der Welt! Bis zu 144 m tief (Von der Decke bis zum Boden) und der Weg durch dieses sehr faszinierende Naturschauspiel ist schon unbeschreiblich. Fledermäuse flitzen herum. Das Ganze ist unbedingt sehenswert! (Ist auch ein UNESCO-Weltnaturerbe)
Mit diesen Eindrücken fuhr ich weiter, und nach dem nächsten Hügel ändert sich plötzlich das Landschaftsbild: Karst, Pinien, Feigen, Bambus, Olivenbäume, Zikaden. Und dann eine lange Abfahrt mit Blick aufs Meer und Triest. Eine Woche und 20 Minuten nach der Abfahrt in Graz stand ich mit dem Rad am Meer, dem vor Freude die Kette heraushüpfte. ;-)
Von da sind es noch ca. 20 anstrengende Kilometer bis Piran, einer der vier Städte an Sloweniens weniger als 50 km langen Küste. Piran und Izola sind sehr schön: viele enge und verwinkelte Gassen mit vielen Touristen.
Der abwechslungsreichste Tag bisher.
110 km
Bemerkung: Je weiter man nach Westen kommt, desto heller wird das Brot...
9. Tag:
Piran - Izola - Piran
Dieser Tag diente der Erholung. Ich besichtigte die Gegend per Rad. Gerade zum richtigen Zeitpunkt hatte ich einen Platten und diese Gelegenheit wurde genützt, um die geschundene Hinterradbereifung auszutauschen (ist hier eh ganz billig!).
37 km
10. Tag:
Piran - Triest - Nova Gorica - Tolmin
Ganz früh machte ich mich auf und verließ das Meer. Die Radwege sind zum Teil sehr verwirrend. Plötzlich wird man zum Abzweigen gezwungen, landet auf einem Parkplatz und muss dann erraten, wo es weiter geht. So kann es schon passieren, dass man manchmal ein paar Kilometer umsonst macht oder sich auf einen Hügel hinaufschinden muss, während es auf der normalen Straße viel kürzer gewesen wäre.
Zwei Stunden fuhr ich in Italien. In Triest herrschte das totale Straßenchaos, sodass ich sogar auf der Autobahn landete und so über einen Kilometer eine große Abkürzung machte. Die Italiener schien das nicht besonders zu beeindrucken. Keine Reaktion. Aber es war ziemlich gefährlich, besonders im Tunnel. Kurz sah ich mir das Zentrum an, um mich dann extrem steil auf den Berg hinauf zu schinden, hinter dem es zurück nach Slowenien ging. Gegenwind und immer auf und ab. Nach Stanjel (ein altes festungsartig gebautes Städtchen auf einem Hügel) gings dann bergab in ein schönes Tal mit Wald, Wein, Pfirsich- u. Nektarinenbäumen und Rückenwind! Mein eigentlich angepeiltes Ziel Nova Gorica war mir viel zu nova, daher radelte ich gleich weiter ins Soča-Tal (Isonzo). Ein enges Tal, das leider vom Verkehr verschandelt ist. Kurz vor Tolmin lud mich ein Bächlein zu einem erfrischenden Bad ein. In Tolmin lockte mich wieder ein Burg zu ausgleichenden Bewegungen und so wurde in der Abenddämmerung erklommen.
152 km
11. Tag:
Tolmin - Vršic-Pass - Kranjska Gora
Der smaragdgrünen Soca-Fluss bietet viele Sehenswürdigkeiten: Schluchten, waghalsige Hängebrücken, kristallklares, kaltes Wasser.
Diesem Fluss folgt ich bis fast an die Quelle in 26 Kehren auf den höchsten Pass Sloweniens: Dem Vršic-Pass (1611 m). Kurz vor der Passhöhe gab es einen Grund zum Feiern. Mit einem Schluck Schnaps wurde der 1000. Kilometer begossen! Am Pass steht eine Berghütte, wo es auch richtiges Bergessen gab: Bratwurst mit Kraut. Danach geht es mit 24 Kehren sehr steil auf einer relativ schlechten Straße bergab bis nach Kranjska Gora (ca. 800 m ü.d.M.), ein richtiges Skidorf mit wenig Sommertourismus. Am Abend spielte am Dorfplatz eine Krainer Band Krainer Musik.
94 km
12. Tag:
Kranjska Gora - Wurzenpass
In der Nacht regnete es stark, aber am Morgen war wieder Radlerwetter, und so war es an der Zeit, Slowenien zu verlassen. In einer halben Stunde ging es auf den 1073m hohen Wurzenpass. Um 8h30 passierte ich die Grenze und somit endete die Radtour in Slowenien. Fast 1000 km hatte ich in diesem sehr abwechslungsreichen Land per Rad zurückgelegt.
Auf der Kärntner Seite des Wurzenpass ging es (geht es ímmer noch) lange und steil bergab.
Mein weiterer Weg führte durch Villach nach Heiligenblut (165 km) und am nächsten Tag über die Großglockner Hochalpenstraße nach Saalfelden, wo gerade das 27. Jazzfestival stattfand, das ich als Abschluss meiner Reise ausgiebig besuchte. (92 km) Danach ging es wegen anhaltendem Schlechtwetter per Zug wieder zurück nach Vorarlberg.
Höchster Punkt der Reise: Hochtor an der Glocknerstraße, 2504m