periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Definition
Erkrankung, die durch stenosierende bzw. obliterierende Veränderungen
an Arterien verursacht werden u. zu Durchblutungsstörungen mit Ischämie
in versorgungsabhängigen Geweben od. Organen führen. Verschlüsse peripherer
Arterien sind oft multipel u. langstreckig.
Nach Ratschow werden folgende Typen unterschieden:
- Peripherer Typ:
- Unterschenkelarterien (A. tibialis ant. u. A. tibialis post., Fuß- u.
Digitalarterien)
- Unterarmarterien (A. ulnaris, A. radialis) u. peripher-digitaler (sog.
akraler) Typ (Metatarsal-, Metakarpal- u. Interdigitalarterien)
- Oberschenkeltyp
(A. femoralis) u. sog. Popliteatyp (A. poplitea)
- Beckentyp
(Aorta abdom., A. iliaca comm., A. iliaca ext. u. A. iliaca interna) mit
segmentären aortoiliakalen Verschlüssen (Typ I), als Aortenbifurkationstyp
(Typ II, Leriche-Syndrom) u. hohe Aortenthrombose mit proximalem Verschluss
bis zum Abgang der Nierenarterien (Typ III), u.U. Weiterentwicklung zum
totalen abdominalen Aortenverschluss
- Schultergürteltyp
Nach Fontaine werden die Symptome in 4 Stadien eingeteilt:
- Nachweisbare Stenosen ohne Symptome
- nur Belastungsschmerz, keine Beschwerden in Ruhe:
- Claudicatio intermittens ab einer Gehstrecke von 250 m
- Claudicatio intermittens bei weniger als 250 m Gehstrecke
- Ruheinsuffizienz (Ruheschmerz)
- trophische Störungen
- Ulzera
- Nekrosen, Gangrän
Therapie:
beim Beckentyp:
- Bypass-Verfahren:
- Aorto-bifemoraler oder aorto-iliakaler Bypass (mittels Dacronprothese
transabdominell)
- Iliakofemoraler Bypass (retroperitoneal)
- Extraanatomische Bypasses (mit präperitonelaer Prothesenführung)
- Cross-over Bypass (Anschluss an kontralateraler A. iliaca oder A.
femoralis), femoro-femoraler Bypass ev. in LA möglich
- Obturator-Bypass durch das Foramen obturatorium bei infizierter Leiste
- Axillo(bi)femoraler Bypass aus der A. axillaris und subcutaner
Prothesenführung über den Körperstamm
Wichtig bei allen Bypass-Verfahren ist dabei, ob das Blut in die A.
femoralis weiterfließen kann ("run-off"), oder ob auch hier
Stenosen bestehen. Meist exisiteren aber ausreichende Kollateralen.
Indikation für eine Bypass-Op ist ein Stadium III oder IV, oft auch
bereits Stadium II (geringe Op-Komplikationen)
- Perkutane transluminale Angioplastie (PTA) oder intraoperative
transluminale Angioplastie (ITA)
Über Punktion der A. femoralis wird ein Ballonkatheter bis in das
stenosierte Gefäß vorgeschoben und dort damit das Gefäß dilatiert (Ballondilatation).
Implantation eines Stents trägt zur Stabilisation der erzielten Dilatation
bei. 1. Wahl bei Stenosen unter 5 cm Länge.
- Ballondesobliteration mittels Fogarty-Katheter nur bei akuten
Verschlüssen
- Indirekte Thrombendarteriektomie
Mit einem Ringstripper oder einem Desobliteratom werden die verdickten
Innenschichten der Arterien ausgeschält, übrig bleibt nur die Adventitia.
Gefahr der Gefäßruptur!
beim femoropoplitealen Verschluss:
- Autologer Venenbypass (meist mittels der V. saphena magna)
- Reversed-Bypass:
Die Vene wird entnommen und nach Ligatur aller Seitenäste in
umgekehrter Flussrichtung (damit die Venenklappen den Blutstrom nicht
stoppen) wieder implantiert.
- Orthograder Bypass:
Nach Venenentnahme werden die Klappen zerstört (Klappenschere oder
Valvulotom) und die Vene in orthograder Richtung wieder implantiert.
Vorteil: Günstigere Kaliberverhältnisse.
- In Situ-Bypass:
Die Vene wird in ihrem anatomischen Sitz belassen, doch werden die
Klappen zerstört und die Seitenäste ligiert, bevor die Vene als
arterieller Bypass dienen kann.
- Composite graft, jump graft:
Bei zu kurzer Transplantatvene kann mittels Prothesen das autologe
Venentransplantat verlängert werden. Bei Mehretagenverschlüssen
können aus einem Transplantat mehrere Bypasses angefertigt werden (jump
graft). Vollständige allogene Bypasses haben sich nur beim Fehlen von
eigenen Venentransplantaten bewährt.
- PTA (siehe oben)
- TEA zeigt wesentlich schlechtere Ergebnisse als die Bypass-Technik und
wird heute nur mehr selten verwendet.