Grüner Star
Sehnervenschaden und Gesichtsfeldausfall durch eine Minderdurchblutung der Retina infolge eines Missverhältnisses zwischen Augendruck und Perfusionsdruck der Retinagefäße
Der Augendruck beträgt normalerweise etwa 10-20 mmHg. Er entsteht durch ein Gleichgewicht von Kammerwasserproduktion und Kammerwasserabfluss.
Das Kammerwasser wird im Ziliarkörper produziert, strömt schubweise an der zwischen Iris und Linse durch die Pupille in die vordere Augenkammer. Dort fließt es durch das Trabekelwerk im Kammerwinkel in den Schlemmschen Kanal und von dort in die Venen.
Der Kammerwinkel kann mittels Gonioskop nach Goldmann überprüft werden. Diese wird nach Eintropfen von Lokalanästhetikum auf die Kornea aufgesetzt. über einen um 62° zur optischen Achse geneigten Spiegel kann damit der Kammerwinkel eingesehen werden (Spaltlampe):
Normalerweise sind erkennbar:
Die Glaukome werden entsprechend ihrer Pathogenese folgendermaßen gegliedert:
Keine akuten Symptome, weil der Druck langsam ansteigt. Schließlich kommt es am Rand des Gesichtsfeldes zu Ausfällen. Daher kann das PCOG bei Diagnosestellung bereits weit fortgeschritten sein ==> Früherkennung durch regelmäßige Augendruckmessung ab dem 40. LJ.
Ursache: Erhöhter Abflusswiderstand im Trabekelmaschenwerk (Verdickung der Trabekel)
Etwa 3% der 40-jährigen sind betroffen! Daher sollte ab der 1. Lesebrille der Augeninnendruck gemessen werden (Augenarzt!)
Therapie:
Medikamentös: Senkung des Augeninnendrucks um 30% bzw. auf Normaldruck.
- Hemmung der Kammerwasserproduktion (b-Blocker, a2-Analoga, CA-hemmer)
- Erhöhung des trabekulären Abflusses
- Erhöhung des uveoskleralen Abflusses (PG-Analoga, a2-Analoga)
Substanzen:
- b-Blocker: Timolol (Timoptic ®)
- Carboanhydrasehemmer: Dorzolamid (Trusopt ®)
- Prostaglandin-Analoga: Latanoprost (Xalaton ®)
- a2-Analoga: Birmonidin (Alphagan ®)
Glaukom-OP
Sonderform des PCOG mit normalem Augendruck. Ursache ist vermutlich einer reduzierte Sehnerv-Durchblutung bei rez. Migräne, Hypotonie, M. Raynaud, ...
Die Diagnostik entspricht dem PCOG, zusätzlich Blutdruckkontrollen. (24-Stunden-Blutdruckprofil)
Therapie: Blutdruckeinstellung
Pathogenese I: Pupillarblock, 90%
Enger Kammerwinkel (anatomisch prädisponiertes Auge mit flacher Vorderkammer). Bei Mydriasis (Dunkelheit, emotionaler Stress (abendlicher Fernsehkrimi), iatrogen, Psychopharmaka ==> Akute Verlegung des Kammerwasserabflusses (Pupillarblock). Durch den resultierenden Anstieg des IOD wird die Linse noch stärker gegen die Iris gedrückt ==> Abdrücken des Kammerwinkels.
Risikofaktoren:
- Alter (Linsenwachstum)
- Etnie
- Geschlecht (weiblich)
- Kurzer vorderer Augenabschnitt (Hyperopie!)
- steiler Hornhautradius
Untersuchung:
- Iris wirft bei seitlicher Beleuchtung einen Schatten
- An der Spaltlampe: Kammerwinkel < 1/8 der Hornhautdicke
Pathogenese II: Plateau-Iris, 10%
Durch einen anteriore Lage des Ziliarkörpers wird die Iris plateauartig nach vorne verlagert. Dadurch kann auch bei LIT das Kammerwasser nicht abfließen.
Pathogenese III: Sekundäre Ursachen
- Iriszysten
- Iritis, Uveitis ==> Verwachsungen, "Iris bombèe"
- Linsenluxation
- Linsenvolumenzunahme
- Ziliarkörper- und Aderhautmelanom
- post-OP
- bei Aphakie durch einen prolabierten Glaskörper
- malignes Glaukom: (z.B. post-OP) ==> Schwellung des Glaskörpers
Th.: Vitrektomie, MannitolSymptome:
- Sehverschlechterung (<== Hornhautepithelödem: Rauchige Trübung)
- Regenbogenfarben
- Schmerzen (Kopfschmerz ==> Ausstrahlung. Pat. denkt nicht sofort ans Auge!)
- Vegetative Symptome (Übelkeit, Erbrechen)
- In der Regel einseitig:
- rotes Auge
- weite, reaktionslose Pupille
- palpatorisch hartes Auge
Vorgehen:
- Druckmessung (Palpation, Applanationstonometrie, Schiötz-Impressionstonometrie)
- Carboanhydrasehemmer: Azetazolamid (Diamox ®)
- b-Blocker: Timolol (Timoptic ®)
- wenn der Druck sinkt: Pilocarpin 2% in 15-Minuten-Intervallen
- wenn der Druck nicht sinkt:
- Mannitol-Infusionen
- Laseriritomie (LIT) oder chirurgische Iritomie
- ev. am anderen Auge prophylaktisch ebenfalls LIT
- in akutes Notsituationen: Kompression der Vorderkammer
Pseudoexfoliationssyndrom
Ablagerung von Amyloid-ähnlichem Material auf der Linsenvorderfläche und im Trabekelmaschenwerk
Pigmentdispersionssyndrom
Abschilferung von Irispigment (Diagnose. Fehlen von Pigment in der Iris)
Cortisonglaukom
Innerhalb von 3-wöchiger Kortisontherapie (lokal, systemisch) kommt es zu reversiblen Veränderungen im Trabekelmaschenwerk (Vermehrte Ablagerung von Mukopolysacchariden)
Entzündungen
Austritt von Proteinen erhöht Kammerwasserviskosität, Entzündungszellen und Zelldebris verstopft das Trabekelmaschenwerk.
Phakolytisches Glaukom
Bei maturer und hypermaturer Katarakt tritt denaturiertes Linsenprotein in die Vorderkammer und wird phagozytiert ==> Verstopfung des Trabekelwerks durch Protein und Makrophagen.
Rubeosis iridis
Durch ischämische Netzhauterkrankungen (wie Retinopathia diabetica und Zentralvenenverschluss) oder durch Tumoren wird die Gefäßneubildung im Kammerwinkel angeregt (VEGF, ILGF). Die neugebildeten Gefäße ziehen dann den Kammerwinkel reissverschlussartig zu ==> schlechte Prognose
Trauma
posttraumatische Organisation von Blut oder Exsudat kann zur vorderen Synechien und Kammerwinkelverschluss führen.