LISTE

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)


Anton Barak
© Foto: SOE


Leopold Stancl
© Foto: SOE

Name: Barak Anton
Name russisch: Барак Антон
Geboren: 04.06.1906, Wien
Beruf: Mechaniker, Schweißer
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 25.04.1934
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau
Verhaftet: 08.10.1943, Vladivostok
Anklage: Spionage
Urteil: 03.05.1944, Sonderberatung (OSO), 10 Jahre Lagerhaft
Gestorben: 23.12.1944, Gulag
Rehabilitiert: 21.07.1992, Generalstaatsanwalt der Russischen Föderation
Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration
Schicksal: Selbstmord im Lager
Kurzbiografie: Anton Barak wurde 1906 in Wien geboren. Sein Vater war Kutscher, seine Mutter Wäscherin. Barak machte eine Ausbildung zum Mechaniker, war dann aber als Schweißer beschäftigt. Er trat 1922 der SAJ bei, 1924 der SDAP. Im Februar 1934 nahm er an den Kämpfen teil, obwohl er nach den Juliereignissen in Wien 1927 aus dem Schutzbund ausgetreten war. Barak flüchtete danach in die ČSR und gelangte mit dem ersten Schutzbundtransport gegen Ende April 1934 nach Moskau. Er arbeitete im Elektrowerk und trat der KPÖ bei. Unter dem Decknamen Paul Wenzel kämpfte er ab Oktober 1936 bei den Internationalen Brigaden in Spanien, wurde bei Teruel erstmals verwundet, dann zum Leutnant befördert. Im Juli 1937 wurde er ein zweites Mal verwundet, als seine MG-Kompanie an der Erstürmung von Romanillos teilnahm. In der Folge reiste er als frontuntauglich nach Frankreich aus. Dort wurde er ausgewiesen, tauchte unter und fuhr im April 1939 per Schiff nach Leningrad. Obwohl er wegen seiner zweiten Kriegsverletzung nochmals operiert werden musste und er aufgrund der Kriegserlebnisse nervlich zerrüttet war, wurde sein Ansuchen um eine Invalidenrente abgelehnt. Er musste daher wieder als Schweißer arbeiten.
Zusammen mit anderen österreichischen Freiwilligen (eine österreichische bzw. deutsche Staatsbürgerschaft besaß Barak seit seiner Ausbürgerung wegen der Teilnahme an den Kämpfen 1934 nicht mehr) meldete sich Barak 1941 zum Einsatz hinter den feindlichen Linien. Als Mitglied des Pickaxe Coffee Teams sollte er zusammen mit Leopold Stancl und dem Ehepaar Wilhelm und Hildegard Wagner in der Nähe von Wiener Neustadt von einem britischen Flugzeug abspringen. Obwohl er ein geübter Fallschirmspringer war, verweigerten Barak und sein Team (Stancl war inzwischen durch Albin Mayr ersetzt worden) den Absprung, weil das Unternehmen schlecht vorbereitet worden war, beispielsweise waren die Papiere leicht als Fälschungen erkennbar. Während der Rückfahrt des Teams per Schiff von Großbritannien durch den Panamakanal nach Vladivostok versuchten die vier Österreicher in Kalifornien, sich dem Zugriff der sowjetischen Behörden zu entziehen. Ihre Flucht misslang jedoch, weil ihnen die Behörden in Kanada - das Land war ja ein Verbündeter der UdSSR im Krieg - kein Asyl gewährten. Am 8. Oktober 1943 kam die Gruppe in Vladivostok an und wurde sofort inhaftiert. Im November wurde sie nach Moskau überstellt, nach zahlreichen Verhören erging am 3. Mai 1944 das Urteil: zehn Jahre Lagerhaft wegen Spionage. Anton Barak nahm sich am 23. Dezember 1944 in einem Lager in der Mordwinischen autonomen Republik an der mittleren Wolga (Temlag) das Leben.
Quelle: RGASPI, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei)
Anmerkung: Siehe auch Barry McLoughlin: Gruppenschicksal: Die Coffee-Agentengruppe im Zweiten Weltkrieg. In: Barry McLoughlin/Josef Vogl: ... Ein Paragraf wird sich finden. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer (bis 1945).- Wien 2013. S. 82-108.