Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Herbert Breth-Mildner © Foto: Jana Kempe |
Name: Breth-Mildner Herbert
Name russisch: Брет-Мильднер Герберт Geboren: 08.07.1900, Karolinenthal (Karlín) Beruf: Musiker, Obstbautechniker Letzter Wohnort in Österreich: Wien Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1931 Wohnorte in der Sowjetunion: Kozlov, Majkop, Čeljabinsk Verhaftet: 27.02.1938, Majkop Anklage: Spionage für Deutschland, Schädlingstätigkeit Urteil: 29.10.1938, Sonderberatung (OSO), Tod durch Erschießen Gestorben: 28.11.1938, Krasnodar Rehabilitiert: 31.01.1957, Militärtribunal des nordkaukasischen Wehrkreises Emigrationsmotiv: unbekannt Schicksal: erschossen Kurzbiografie: Herbert Friedrich Breth (Breth-Mildner) wurde 1900 als zweiter Sohn einer jüdischen Familie in Karolinenthal (Karlín) geboren, das damals noch nicht zu Prag gehörte. Sein Vater Ludwig Breth war Jurist und Bankdirektor. Im Mai 1919 übersiedelte die Familie nach Wien. Herbert Breth maturierte im Mai 1919 am Staatsgymnasium im 8. Bezirk in Wien, ab September 1919 besuchte er als Hospitant die Höhere Lehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg. Im Juni 1920 schloss er den Lehrgang mit einem Hospitantenzeugnis erfolgreich ab. Von Februar 1923 bis Mai 1928 arbeitete er als Geschäftsführer der Holsatia-Baumschulen in Tullnerbach, verließ dann diese Firma aufgrund der Besitzveränderung der Gesellschaft. 1928 reiste Herbert Breth nach Indien, Hintergrund und Dauer der Reise sind nicht bekannt. Wahrscheinlich nach der Rückkehr aus Indien übersiedelte er nach Berlin, wo er aus unbekannten Motiven den Namen Breth-Mildner annahm. Möglicherweise hat er in Berlin in seinem Beruf als Gartenbauspezialist gearbeitet. Gesichert ist, dass er im Sommer 1929 als Assistent von Hanns Eisler in Walter Mehrings Kaufmann von Berlin an der Piscator-Bühne tätig war. Während der Proben arbeitete er als Korrepetitor mit dem Sänger Ernst Busch, er begleitete Ernst Busch auch bei Auftritten außerhalb des Theaters am Klavier; am Klavier begleitete er auch bei mehreren Auftritten Karl Kraus im Frühjahr 1930. 1931 wurde im Berliner Wallner-Theater das Stück Tai Yang erwacht von Friedrich Wolf uraufgeführt, zu dem Herbert Breth die Musik komponierte. Wahrscheinlich hat er auch mit der von Gustav von Wangenheim gegründeten, der KPD nahestehenden Truppe 1931 zusammengearbeitet, mit ihr Lieder von Hanns Eisler einstudiert. Ob sich Breth-Mildner und Erna Leitner, geb. Bauer (s. Erna Breth-Mildner) in Wien oder in Berlin kennenlernten, ist nicht bekannt. Erna Leitner, die seit 1927 in Berlin lebte, folgte Breth-Mildner in die Sowjetunion. Die beiden heirateten im November 1937 in Majkop, der Hauptstadt der sowjetischen Kaukasus-Republik Adygeja. Vermutlich auf Grund einer Einladung des bekannten sowjetischen Biologen Ivan Vladimirovič Mičurin emigrierte Breth-Mildner 1931 in die Sowjetunion, wo er in Kozlov im Gebiet Tambov (Südrussland) ab dem 20. August 1931 als Leiter der Abteilung für Mechanisierung des Obstbaus des Mičurin-Institutes (damals Центральный научно-исследовательский институт северного плодово-ягодного хозяйства им. И. В. Мичурина) arbeitete. Von Dezember 1931 bis Dezember 1934 war er Leiter der internationalen Abteilung am Mičurin-Institut, nach Auflösung der internationalen Abteilung arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter einer anderen Abteilung. Im Februar 1935 verließ er auf eigenen Wunsch das Institut, wenige Monate vor dem Tod Mičurins. Breth-Mildner lebte dann 1935/36 in Čeljabinsk, wo er Saxophon spielen lernte, nachdem er sich von einer Reise nach Wien 1936 ein solches Instrument mitgebracht hatte. Wahrscheinlich ab Mitte 1936 arbeitete Breth-Mildner in einer Obstbau-Sowchose in Majkop, er wohnte dort zusammen mit seiner Stieftochter Lena, während Erna Breth-Mildner, Lenas Mutter, in Mičurinsk lebte und ihr Studium der Obst- und Gartenbauwirtschaft fortsetzte. Nach der Rückkehr von einer Reise nach Moskau wurde Herbert Breth-Mildner in Majkop am 27. Februar 1938 verhaftet. Er wurde der Tätigkeit für den deutschen Geheimdienst und der Sabotage angeklagt, am 29. Oktober 1938 zum Tode verurteilt und am 28. November 1938 in Krasnodar erschossen. Den Angehörigen wurde mitgeteilt, er sei an Krebs gestorben. Breth-Mildner hatte im Juli 1936 die sowjetische Staatsbürgerschaft erhalten. Quelle: DÖW, Familie Anmerkung: S. auch Peter Deeg: Nachricht über Herbert im anderen Land. Eislers Assistent, Stalins Opfer - Herbert Breth-Mildner (1900-1938). In: Eisler-Mitteilungen Nr. 56, Jg. 20, Oktober 2013, S. 4-10. Jana Kempe: Herbert Breth-Mildner. In: Barry McLoughlin/Josef Vogl: ... Ein Paragraf wird sich finden. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer (bis 1945).- Wien 2013, S. 139-140. Karin Nusko/Ilse Korotin (Hrsg.): Im Alltag der Stahlzeit. 18 Jahre in der UdSSR. Lilli Beer-Jergitsch (1904-1988). Lebenserinnerungen.- Wien 2013. S. 113-116.
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