Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Name: Ehrlich Efim
Name russisch: Эрлих Ефим Ефимович Geboren: 15.09.1888, Wien Beruf: Mechaniker, Schlosser Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Odessa, Omsk, Perm' Verhaftet: 1922, Moskau; 06.10.1923, Moskau; 23.03.1933, Moskau; 1937, Gulag (Magadanskaja obl.) Anklage: antisowjetische Agitation Urteil: 16.11.1923, 3 Jahre Lagerhaft; Urteil revidiert und durch 3 Jahre Verbannung ersetzt; 15.10.1926, weitere drei Jahre Verbannung; 16.05.1933, 3 Jahre Verbannung nach Kasachstan; 10.09.1933, Urteil auf Bewährung ausgesetzt; 31.03.1938, Trojka, Tod durch Erschießen Gestorben: 05.04.1938, Gulag Rehabilitiert: 04.08.1989, Staatsanwaltschaft Moskau Emigrationsmotiv: Kriegsgefangener des Ersten Weltkriegs Schicksal: erschossen Kurzbiografie: Efim Ehrlich wurde 1888 in Wien geboren, er war jüdischer Abstammung. Sein Vater – er wurde angeblich 1897 in Odessa verhaftet und in St. Petersburg hingerichtet – war Mechaniker, die Mutter Strumpfwirkerin. Efim Ehrlich besuchte nur vier Jahre die Schule, lernte dann Mechaniker, Elektriker, Schlosser und Dreher und arbeitete u. a. bei der Firma Siemens & Halske. Später war er auch als Maler und Dekorateur beschäftigt. 1909 bis 1912 leistete Efim Ehrlich den Militärdienst in der k.u.k. Armee. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und geriet im Sommer 1916 in russische Kriegsgefangenschaft. Nach der Oktoberrevolution ließ er sich von der Roten Armee anwerben. Seine erste Frau und sein fünfjähriger Sohn kamen 1919 in Odessa ums Leben. Ende 1922 wurde Ehrlich erstmals von GPU-Organen verhaftet, weil er der Spionage und Dokumentenfälschung verdächtigt wurde. Die Anklage wurde aber fallengelassen und Ehrlich in der Folge vom 21. Jänner bis 26. März 1923 in einem psychiatrischen Krankenhaus behandelt. Am 6. Oktober 1923 wurde Ehrlich wieder verhaftet, weil er versucht hatte, zum Leiter des Revolutionären Militärrates (vermutlich ist Trockij gemeint) vorzudringen; er wurde beschuldigt, ein Attentat auf diesen beabsichtigt zu haben. Deshalb wurde er am 16. November 1923 zu einer dreijährigen Lagerhaft auf den Soloveckij-Inseln verurteilt. Wegen seines schlechten Gesundheitszustandes wurde das Urteil aber ausgesetzt und lediglich eine dreijährige Verbannung in das Gebiet Perm' verhängt. Als Folge seines weiteren provokanten Verhaltens – offensichtlich infolge psychischer Krankheit – wurde am 15. Oktober 1926 ein dreijähriges Aufenthaltsverbot für die meisten Großstädte Russlands über Ehrlich verhängt. Er konnte erst 1929 nach Moskau zurückkehren. Am 23. März 1933 wurde Ehrlich abermals verhaftet, als er sich, begleitet von seinem lettischen Freund Kuno Gutberlet (Гутберлет Куно Фридрихович), als Komintern-Mitarbeiter ausgab, um das Haus der Politemigranten in der ul. Obucha 3 (damals noch Воронцово поле) zu "inspizieren". Am 16. Mai 1933 wurde Ehrlich daraufhin für drei Jahre nach Kasachstan verbannt. Das Urteil wurde aber am 10. September 1933 auf Bewährung ausgesetzt, Ehrlich wurde freigelassen; im Juni 1934 wurde seitens des OGPU (Объединённое государственное политическое управление - Vereinigte staatliche politische Verwaltung = Staatssicherheit) eine zwangsweise Behandlung angeordnet. Im November 1936 wurde Ehrlich von einem NKVD-Arzt zwar u. a. eine psychopathische Persönlichkeit attestiert, er war aber der Ansicht, dass Ehrlich einer stationären Behandlung in einer psychiatrischen Einrichtung nicht bedürfe. Ehrlich wurde dann 1937 wieder verhaftet, offensichtlich zu einer längeren Lagerstrafe verurteilt, denn am 31. März 1938 wurde er im Lager Дальстрой (Gebiet Magadan) zum Tode verurteilt und am 5. April 1938 erschossen. Quelle: ÖStA, lists.memo.ru, GARF Anmerkung:
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