Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Name: Flucher Ferdinand
Name russisch: Флухер (Флюхер) Фердинанд Карлович Geboren: 22.07.1888, Ehrenhausen (Steiermark) Beruf: Tapezierer Letzter Wohnort in Österreich: Wien Ankunft in Russland/Sowjetunion: 25.04.1934 Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau Verhaftet: 23.10.1938, Moskau Anklage: faschistische Agitation, Verleumdung der KPdSU und der sowjetischen Regierung Urteil: 04.03.1939, Moskauer städtisches Gericht, 5 Jahre Lagerhaft; 28.12.1939, Sonderberatung (OSO), Erlassung der Reststrafe und Ausweisung Rehabilitiert: 15.08.1991, Staatsanwaltschaft der UdSSR Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration Schicksal: an Nazi-Deutschland ausgeliefert Kurzbiografie: Ferdinand Flucher, geboren 1888, stammte aus Ehrenhausen im Bezirk Leibnitz, er war Tapezierer von Beruf. Auf der Suche nach Arbeit war er 1907 und 1908 in Italien und Frankreich unterwegs, in beiden Ländern war er vorübergehend in Haft und wurde dann ausgewiesen. Wegen des Diebstahls einer Schreibmaschine war Flucher 1909 in Österreich zwei Monate im Gefängnis. Von Dezember 1915 bis 1918 diente er in der k.u.k. Armee. In der Folge arbeitete er zwölf Jahre im Bereich der Gemeinde Wien, u. a. in einer Autoreparaturwerkstätte. 1932 war er auf der Suche nach Arbeit wieder in Italien und Deutschland unterwegs. Flucher war Mitglied der SDAP ab 1920 und des Schutzbundes ab 1924. Nach den Kämpfen im Februar 1934 flüchtete er über Ungarn in die ČSR, dort wurde er Mitglied der KPÖ. Mit dem ersten Schutzbundtransport im April 1934 gelangte er nach Russland, wo er als Tapezierer im Stalin-Autowerk in Moskau arbeitete. Von seiner Frau Rosa Flucher (geb. Meinschel) ließ er sich scheiden. Sofija Flucher, seine zweite Frau, wurde bereits 1937, also vor ihrem Mann, wegen konterrevolutionärer Aktivitäten verhaftet, die Wohnung durchsucht. Als Ferdinand Flucher am 23. Oktober 1938 verhaftet und in die Taganka geschafft wurde, war sie bereits im Lager. In den Verhören bestritt Ferdinand Flucher alle Vorwürfe der Spionage (jeder Kontakt im Ausland mit der Polizei und insbesondere Aufenthalte im Gefängnis erregten beim NKVD den Verdacht der Anwerbung als Spion), dagegen gab er zu, dass er die NKVD-Mitarbeiter mit Faschisten verglichen habe, die Verhaftung von Schutzbündlern kritisiert habe, ebenso die Unfreiheit und die hohen Arbeitsnormen in der UdSSR etc. Wegen faschistischer Agitation, Verleumdung der KPdSU und der sowjetischen Regierung wurde Flucher am 4. März 1939 zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt. Ein Kollegium des Obersten Gerichts revidierte am 28. Dezember 1939 dieses Urteil; Flucher wurde die Reststrafe erlassen, und er wurde des Landes verwiesen. Drei Tage später wurde er bei Brest-Litovsk den deutschen Behörden übergeben. Quelle: Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), RGASPI, GARF, lists.memo.ru Anmerkung:
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