LISTE

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

Name: Handschuh Alfred
Name russisch: Гандшу Альфред Викторович
Geboren: 14.06.1891, Eger (Cheb, Böhmen)
Beruf: Maschinenbauingenieur
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 05.09.1932
Wohnorte in der Sowjetunion: Astrachan, Marxstadt (Wolgadeutsche Republik)
Verhaftet: 01.06.1937, Marxstadt
Anklage: Spionage, faschistische Propaganda
Urteil: 25.12.1939, Sonderberatung (OSO), Auslieferung an Deutschland
Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration
Schicksal: an Nazi-Deutschland ausgeliefert
Kurzbiografie: Alfred Handschuh wurde 1891 in Eger (Cheb) in Böhmen geboren, angeblich war er Sohn eines deutschen Offiziers. Alfred Handschuh besuchte eine Realschule mit Matura und absolvierte dann eine technische Ausbildung. Ab wann er in Wien lebte, ist nicht bekannt. Am 10. August 1914 trat er als Freiwilliger in die k.u.k. Armee ein. Am 15. März 1915 wurde er – wahrscheinlich aufgrund einer Kriegsverletzung – für dienstuntauglich erklärt. Am 16. November 1915 wurde er mit der silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. 1932 gelangte Handschuh als ausländischer Spezialist nach Russland. Er arbeitete bis September 1935 in Astrachan, anschließend in Marxstadt in der Deutschen Wolgarepublik, wo er als Konstrukteur in der Dieselmotorenfabrik beschäftigt war.
Alfred Handschuh wurde am 1. Juni 1937 verhaftet und der Spionage und des Aufbaus einer faschistischen Organisation beschuldigt. Es wurde ihm auch zum Vorwurf gemacht, er sei der Sohn eines österreichischen Generals und habe im Ersten Weltkrieg als Offizier der k.u.k. Armee gedient.
Die Leitung des NKVD in Saratov übergab den Fall nach Moskau zwecks Verurteilung durch das MKOG (Militärkollegium des Obersten Gerichts). Am 3. März und am 3. Mai 1938 befürwortete das Politbüro im Fall Handschuh das Todesurteil. Am 27. Dezember 1939 wurde Handschuh jedoch bei Brest-Litovsk der Gestapo übergeben. Er war später Lehrer an der Technischen Hochschule in Stuttgart.
Quelle: Politisches Archiv des AA, RGASPI, ÖStA, stalin.memo.ru
Anmerkung: