Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Géza Reitmann © Foto: DÖW |
Name: Reitmann Géza
Name russisch: Рейтман Геза; Фальк Франц Францевич; Кунерт Франц Geboren: 14.06.1901, Budapest Beruf: Parteifunktionär, Journalist Letzter Wohnort in Österreich: Wien Ankunft in Russland/Sowjetunion: 20.07.1935 Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Mytišči (Moskovskaja obl.) Verhaftet: 16.02.1938, Moskau Anklage: konterrevolutionäre Aktivitäten, Spionage Urteil: 28.03.1938, Sonderberatung (OSO), 10 Jahre Lagerhaft Gestorben: 15.06.1977, Wien Rehabilitiert: 28.11.1989, Militärstaatsanwaltschaft des Moskauer Wehrkreises Emigrationsmotiv: KP-Emigration Schicksal: überlebte Kurzbiografie: Géza Reitmann wurde 1901 in Budapest geboren. Die Familie stammte ursprünglich aus der Slowakei, sie übersiedelte 1903 nach Wien, wo der Vater als Angestellter in der Metallwarenfabrik Kitschelt arbeitete (er wurde 1915 zum Kriegsdienst eingezogen, wo er erkrankte und 1916 starb). Géza Reitmann besuchte ein Gymnasium, wurde aber wegen politischer Aktivitäten (zu seinen Mitschülern zählten Oskar Grossmann, Franz Quittner und Richard Schüller) 1919 ohne Abschluss entlassen. Im Juni 1919 wurde Reitmann verhaftet und mit Ausweisung bedroht, erhielt in der Folge nur kurzfristige Aufenthaltsgenehmigungen, bis er 1921 - er optierte für Österreich - österreichischer Staatsbürger wurde. Gleich nach der Gründung der KPÖ wurde er Mitglied der Parteijugend und arbeitete aktiv in der Partei mit. Bis 1926 war Reitmann Mitglied und hoher Funktionär des KJV, anschließend Funktionär der KPÖ und der Roten Hilfe. Einige Monate arbeitete er bei der INPREKORR (Internationale Pressekorrespondenz), dem mehrsprachigen Propagandaorgan der Komintern. 1928 war er einer der beiden verantwortlichen Leiter der österreichischen Delegation zur Spartakiade in Moskau. Im Mai 1929 übersiedelte Reitmann nach Berlin und arbeitete dort im Sekretariat des Zentralvorstands der Roten Hilfe Deutschland, bis er im September 1931 von der Roten Hilfe und dem ZK der KPD nach Moskau entsandt wurde. Er arbeitete dort in der Exekutive der MOPR als Referent für die mitteleuropäischen Länder, bis er 1932 von der KPÖ nach Österreich zurückberufen und im Parteisekretariat beschäftigt wurde. Reitmann war seit 1930 verheiratet. Seine Frau Rosa war zuerst in Ungarn Mitglied der KP, dann in Deutschland. Der Sohn Karl wurde 1933 geboren, die Tochter Annemarie 1936. Reitmann musste ab 1920 teilweise oder zur Gänze auch für den Lebensunterhalt der Mutter aufkommen. 1934 wurde Reitmann von der KPÖ in die ČSR entsandt, um dort in der Roten Hilfe zu arbeiten. Von dort gelangte er im Juli 1935 im Auftrag der KPÖ nach Russland, wo er als politischer Flüchtling anerkannt wurde. Unter dem Decknamen Franz Falk (angebliche Geburtsdaten 14.01.1900, Wien) arbeitete er bei der Deutschen Zentral-Zeitung in Moskau, wo er, als er am 16. Februar 1938 verhaftet wurde, die Auslandsabteilung leitete. Im Verhör "gestand" er, dass er 1935 von der deutschen Aufklärung in Prag zur Spionage angeworben worden sei. Am 28. März 1938 wurde Reitmann zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt, die er im Uchtpečlag in der Komi ASSR verbüßte. Obwohl die KPÖ-Leitung in Moskau 1939/40 mehrmals für ihn intervenierte, wurde er erst am 21. Jänner 1948 aus der Haft entlassen. Er konnte dann nach Österreich zurückkehren, wo er unter seinem Parteinamen Franz Kunert bei der Tageszeitung der KPÖ, der Volksstimme, als Journalist tätig war. Géza Reitmann starb am 15. Juni 1977. Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, Wiener Friedhofs-DB, DÖW, RGASPI, GARF, lists.memo.ru (als Фальк) Anmerkung: S. auch Karin Nusko/Ilse Korotin (Hrsg.): Im Alltag der Stahlzeit. 18 Jahre in der UdSSR. Lilli Beer-Jergitsch (1904-1988). Lebenserinnerungen.- Wien 2013. S. 122-124; Lisl Rizy/Willi Weinert: Österreichische Remigration aus der Sowjetunion. Ein Beitrag zur Opferdiskussion.- Wien 2009. S. 174
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