LISTE

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

Name: Wachter Ignaz
Name russisch: Вальтер (Вальтер-Вахтер) Игнац Иозeфович (Игнать Иосифович)
Geboren: 1899, Gettsdorf (Bez. Hollabrunn, NÖ)
Beruf: Eisenbahner
Letzter Wohnort in Österreich: Amstetten (NÖ)
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 24.07.1932
Wohnorte in der Sowjetunion: Kazan', Rubcovsk (Altajskij kraj), Penza, Karaganda, Panfilovo (Moskovskaja obl.)
Verhaftet: 21.08.1937, Noginsk (Moskovskaja obl.)
Anklage: Spionage, antisowjetische Agitation
Urteil: 22.06.1940, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft
Rehabilitiert: 06.10.1989, Staatsanwaltschaft Moskau
Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration
Schicksal: unbekannt
Kurzbiografie: Ignaz Wachter wurde 1899 in Gettsdorf, Gemeinde Ziersdorf, im Weinviertel geboren. Er hatte vier Geschwister. Sein Vater, der 1904 starb, war Eisenbahner bei der Franz-Josefs-Bahn. Ignaz Wachter begann 1916 in einer Werkstätte der Franz-Josefs-Bahn zu arbeiten. Im März 1917 wurde er zur k.u.k. Armee einberufen, in der er bis Ende 1918 in einem Dragonerregiment diente. Von 1919 bis 1929 war er wieder bei der Eisenbahn im Streckenbau beschäftigt, allerdings im Winter meist arbeitslos. 1927 war Ignaz Wachter wegen Teilnahme an einer Demonstration zwei Monate in Haft. Ab 1929 arbeitete er dann in einer Hutfabrik in Amstetten, bis er im Mai 1932 wegen kommunistischer Agitation entlassen wurde und in der Folge arbeitslos war. 1928 (oder 1930) verließ er die SDAP und trat der KPÖ bei, wurde auch Mitglied des Bundes der Freunde der Sowjetunion. Mit dieser Organisation gelangte Wachter am 24. Juli 1932 als Tourist nach Moskau, begleitet von Anna Michajlovna Schauberger-Dobrovol'skaja, die seit seinem Aufenthalt in Amstetten seine Lebensgefährtin war. 1932 wurde Wachter aus der KPÖ ausgeschlossen, weil er ohne Erlaubnis der Partei emigriert war.
Da er bei seiner Einreise aufgrund eines Irrtums bei der Ausstellung des Visums den Namen Walter (Вальтер) getragen hatte, trug er in russischen Dokumenten den Namen Вальтер oder Вальтер-Вахтер.
Wie auch etwa zwanzig weitere Teilnehmer seiner Gruppe blieb Wachter in Russland. Mit Unterstützung der Komintern fand er Arbeit als Meister im Eisenbahnbau, wo er anfangs an der Strecke Vjaz'ma – Brjansk bis zur Fertigstellung Ende 1933 beschäftigt war. Anschließend arbeitete er u. a. an der Strecke Rubcovsk – Ridder im Altaj-Gebiet, dann an der Strecke Karaganda – Balchaš, schließlich in der Gegend von Penza.
Am 7. Juli 1937 wurde Ignaz Wachter wegen groben Umgangs mit Arbeitern entlassen. Als er am 21. August 1937 verhaftet wurde, lebte er im Dorf Panfilovo im Bezirk Noginsk, östlich von Moskau. Der Verhaftung dürfte ein Konflikt mit seiner Frau Anna (Анна Михайловна Добровольская) zugrunde liegen. Diese stammte ursprünglich aus der Ukraine, wo sie den österreichischen Kriegsgefangenen Leopold Schauberger heiratete. Sie folgte ihm nach Österreich, 1925 ließen sich die beiden scheiden. 1932 emigrierte Anna Schauberger-Dobrovol'skaja mit Wachter nach Russland, 1933 ließ sich das Paar in Kazan' registrieren. Bald kam es jedoch zu Konflikten und 1934 zur Scheidung. Zwischen den beiden kam es sogar zu Tätlichkeiten, die zu einer Anzeige Wachters gegen seine Frau wegen Mordversuchs führten. Diese rächte sich, indem sie bei der Polizei anzeigte, dass Wachter sie bereits in Österreich zur Spionage angeworben habe. Wachter bestritt alle Vorwürfe, das Verfahren wegen Spionage wurde schließlich eingestellt. Wachter wurde aber am 22. Juni 1940 wegen antisowjetischer Agitation zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt. Als er verhaftet wurde, war Wachter mit der 23-jährigen Telegrafistin Polina Balaševa (Балашева Полина Григорьевна) verheiratet.
Ignaz Wachters weiteres Schicksal ist unbekannt.
Quelle: GARF, lists.memo.ru
Anmerkung: