GESCHICHTEBillard hat sportgeschichtlich die gleichen Wurzeln wie Krocket, Golf und ähnliche
Rasenspiele. Es ist ein "auf den Tisch gehobenes Rasenspiel". Es ist
seit dem 15. Jahrhundert bekannt und wurde vom Adel und dem hohen Klerus zur
Zerstreuung gespielt. Der größte Verdienst für die Entwicklung zum Sport kommt Frankreich und
England zu. In eigenen Ballspielhäusern (Ballhausplatz in Wien!) bildeten sich
Spezialisten heran, die bereits um 1800 zu Wettkämpfen um Geldpreise antraten. Mit Verbesserung des Materials z.B. Einführung der Gummibande, des
Queueleders, der Billardkreide, zwischen 1800 und 1850 wurden die Spielstärkenunterschiede
noch deutlicher sichtbar und der Grundstock für einen geregelten Turnierbetrieb
war gelegt. 1855 wurde in San Francisco die 1. öffentliche Turnierpartie
gespielt; die 1. Weltmeisterschaft fand 1873 in New York statt. Bis 1930 kann
man die Vereinigten Staaten als die stärkste Billardnation bezeichnen, gefolgt
von Frankreich. In den folgenden Jahren rückte Belgien als Nr. 1 nach. Heute
hat auch Holland aufgeschlossen, dessen Verband mit über 30.000 Mitgliedern in
Europa führend ist. Nicht in der Menge aber an Spielstärke zählen Deutschland
und Österreich zu den führenden Billardnationen mit den vorgenannten Ländern. In Österreich ist der Billardsportverband Österreich der offizielle
Sportfachverband. Er ist Mitglied der Bundes-Sportorganisation (BS0) und Billard
damit eine der anerkannten Sportarten. BILLARDGRÖSSEN
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Wiener
Kaffeehausbillard : |
Spielflache 190 x 95 |
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Kleines
Turnierbillard : |
Spielflache 210 x 105 |
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Matchbillard
: |
Spielflache 284 x 142 |
Die Freie Partie ist die Grundform des Billardspiels. Es kann - mit
Ausnahme der vier Eckfelder - ohne weitere Einschränkung caramboliert
werden. Sind die zwei vom Spielball zu treffenden Bälle in einem Eckfeld
versammelt so darf eine Carambolage gemacht werden dann muß das Eckfeld wieder
verlassen werden. Eine Meisterschaftspartie wird auf 400 Punkte gespielt; starke
Spieler beenden eine Partie gelegentlich in einer Aufnahme; um ein
internationales Turnier zu gewinnen ist ein Durchschnitt von 100 - 200
Punkten erforderlich. Das ‘Um und Auf’ der Freien Partie ist die
‘Amerikanische Serie’. Dabei werden die drei Bälle entlang der Bande ums
Billard geführt. Jede Ecke ist für den Spieler eine Klippe die durch
geschicktes Umdrehen der Serie genommen werden muß. Der Spieler der die Bälle
rasch zur ‘Amerikanischen Serie’ vereinigen kann hat bereits die halbe
Partie gewonnen. Jetzt kommt es nur mehr darauf an, ob auch zum Können die
Nerven der Belastung standhalten. Ein geringfügiger Fehler im Abstoß und der
Spielball steht mit einem anderen Ball preß. In diesem Fall muß der Anfangsstoß
wieder aufgestellt werden und der Gegner - auf seinem Sessel in eine
passive Rolle gedrängt - kann hoffen zum Spiel zu kommen. Das 1. Turnier
um die Weltmeisterschaft wurde in der ‘Freien Partie’ ausgetragen. 1873
trafen sich in der Irving Hall in New York City die sechs stärksten Spieler der
Welt. Der Franzose Garnier siegte mit 9.32 Durchschnitt - einer Leistung
die heute von jedem mittleren Billardspieler erbracht wird. Allerdings ist das
heutige Material an Genauigkeit mit den damaligen Billards Bällen und Queues
nicht zu vergleichen. Nach wenigen Jahren hatten sich die Spieler so
vervollkommnet daß man die Distanzen der Partien auf viele Tausend
hinaufsetzte. Die in der Folge entstehende Monotonie vertrieb die Zuschauer und
führte automatisch zur Entwicklung des Cadrespiels. Erst 1928 wurde die
‘Freie Partie’ wieder in den internationalen Sportkalender aufgenommen. Die
Partielänge wurde auf 400 Punkte festgesetzt die von einem Meister in 30 -
60 Min. gelöst werden. Ein besonderer Reiz für das Publikum ist die Tatsache
daß jeder Rückstand von einem nervenstarken Spieler aufgeholt werden kann.
Bei diesen Spielarten wird die Spielfläche in neun Felder geteilt. Sechs der
Felder sind quadratisch, drei Felder sind rechteckig. Die Zahl vor dem Schrägstrich
zeigt den Abstand der Linien von der Bande an, die Zahl danach die Anzahl der in
einem Feld erlaubten Carambolagen. Cadre 47/2 wird auch als Zweiballcadre und
Cadre 47/1 als Einballcadre bezeichnet. Cadre 47/1 ist 2 - 3 mal so
schwierig wie Cadre 47/2 und wird daher nur von sehr starken Spielern gespielt.
Am Kleinen Turnierbillard ist die Bezeichnung dieser Spielart Cadre 35/2, da die
Linien in 35 cm Abstand von den Banden gezogen werden.
Die 1. Cadre-Meisterschaft fand 1883 in der Central Musikhall von Chicago statt
und wurde von dem Amerikaner Jacob Schaefer sen. gewonnen. In den folgenden 50
Jahren wurden alle bedeutenden Turniere im Zweiballcadre ausgetragen. Erst die
seit 1930 immer mehr Verbreitung findende Dreibandpartie verdrängte in Asien,
Nord- und Südamerika das Cadrespiel fast komplett. Heute ist Europa die
Hochburg der Cadrespieler und nur vereinzelt haben Spieler aus anderen
Kontinenten Erfolge bei den alljährlich stattfindenden Weltmeisterschaften.
Beim Cadre 71/2 - auch Großcadre genannt - ist die Spielflache in
6 Felder geteilt. Die Zahl vor dem Schrägstrich gibt die Entfernung der Linien
von der Bande, die Zahl nach dem Schrägstrich die Anzahl der im Feld erlaubten
Carambolagen an. Am Kleinen Turnierbillard ist die Bezeichnung dieser Spielart
Cadre 52/2, da die Linien in 52 cm Abstand von den Banden gezogen werden.
Großcadrespieler müssen auch im Bandenspiel sattelfest sein, da durch die Größe
der Felder das ‘kleine Spiel’ oft wegfällt und der Spielball oder auch der
getroffene Ball über mehrere Banden sein Ziel findet.
Cadre 71/2 wird seit 1930 als Weltmeisterschaft ausgetragen. Versuche in dieser
Spielart wurden bereits knapp nach der Jahrhundertwende gemacht. Die damaligen
Experten bezeichneten aber diese Spielart als ‘zu schwer’ und die Vorschläge
verschwanden wieder in der Schublade des Weltbillardverbandes.
Das Einbandspiel ist älter als die Cadrepartien. Es wurde entwickelt um die
großen Serien in der Freien Partie einzudämmen. Die Durchschnittszahlen beim
1. öffentlichen Match im Jahre 1878 in Boston fielen aber so gering aus, daß
man befürchtete, die Zuschauer zu vertreiben. Über 50 Jahre dauerte es, bis
man die Spielstärke der Weltklasse für ausreichend befand um eine
Weltmeisterschaft zu veranstalten. Dieses 1934 abgehaltene Turnier wurde von dem
Österreicher Ernst Reicher gewonnen, der auch 1950 Europameister in dieser
Spielart wurde.
Beim Einband ist das Spielfeld völlig frei von einschränkenden Markierungen.
Um eine gültige Carambolage zu machen, muß der Spielball, bevor er Ball III
trifft, mindestens eine Bande berühren. Damit sind alle direkten Stöße
ausgeschaltet - eine wesentliche Erschwerung. Ein Spieler, der etwa in der
Freien Partie 100 GD erzielt, kommt im Einband auf ca. 5 - 6 GD.
So wie die Freie Partie im Hobbysport, so ist Dreiband im Spitzensport am
weitesten verbreitet. Internationale Turniere mit Teilnehmern aus vielen
Kontinenten werden vom TV weltweit übertragen.
Beim Dreiband muß der Spielball, ehe er den Ball III trifft, mindestens 3
Banden berühren. Dies erfordert gutes Basiskönnen. Serien über 10 gehören
auch unter Könnern zu den Seltenheiten.