Ein nicht ganz ernst zu nehmender 500 Jahre Billard 1491 Die Geburtsstunde des Billardspiels als Kugelspiel. Statt der vorher üblichen Würfel wurden Kugeln eingeführt. Vordem war Billard ein reines Würfelspiel. Durch ständigen Gebrauch nützten sich die Ecken der Würfel jedoch ab und es entstanden kugelförmige Gebilde, die sich geeigneter zum Spielen erwiesen als die plumpen Würfel. Trotzdem findet man heute noch in manchen Kaffeehäusern Würfel vor. 1492 Der Duc de Orleans kickst. Dieser Vorgang erweckt beim Herzog Befremden, beim Hofstaat jedoch Heiterkeit. Er läßt dieses Phänomen von einer Kommission untersuchen, die sich damit ausführlich auseinandersetzt. Als der Herzog die Kommission nach getaner Arbeit auflösen wollte, widersetzten sich die gelehrten Herren und gründeten die Academie francaise. Seitdem wird diese Institution in allen wichtigen Fragen zu Rate gezogen. 1650 Ludwig der XIII. empfiehlt seinem Sohn Ludwig den XIV. zur Erlernung der Staatskunst das Billardspiel auszuüben. Der weise Herrscher sah die diesem Spiel innewohnende Lehrhaftigkeit. So lernt man Steuern aus dem Volk ziehen, Familienbande auszunutzen, zwischen verschiedenen Meinungen zu pendeln, hinter dem Rücken zu spielen, die Gegner paarweise vor sich herzutreiben, dem Erfolg nachzulaufen, Staatsfeinde einzulochen, die Nützlichkeit eines Anschiebers für die Karriere zu schätzen u.s.f. Wenn man verliert, so schiebt man die Ursache auf schlechte Bodenverhältnisse, so da sind: unebene Schlachtfelder, Löcher im Gelände etc., etc. Auch der Feldzeugmeister - verantwortlich für das Material - ist oftmals ein Versager. Wer kann schon gewinnen, wenn der Gegner über die besseren Waffen verfügt. Und gar erst der Nachschub! Wenn der OBERverpflegsmeister nie zur Stelle ist und die Mannschaft Durst hat, vergeht einem rasch der Heidenmut. 1732 Erste urkundliche Erwähnung des Tisches. 1781 Die Billardkreide wird erfunden. Die Zunft der Kaffeesieder verbietet jedoch ihre Verwendung, da sie die Verschmutzung des Tuches befürchten. Dieses Verbot wurde umgangen, indem man heimlich schmierte. Ein Brauch, der auch heute noch geübt wird. 1807 Das Queueleder wird von dem Franzosen Mingaud erfunden. Vordem konnte man nur ohne Effet stoßen, ab diesem Zeitpunkt jedoch nur noch mit Effet, da Mingaud die Lederkappe annagelte und der Nagelkopf bei zentrischem Treffen den Ball verletzt hätte. Erst sein täglicher Spielpartner, der zu Unrecht vergessene Du Saint Tribe kam auf die Idee, das Leder anzukleben, eine noch heute gebräuchliche Methode. 1812 Napoleon, selbst passabler Billardspieler mit eigenem Queue, sorgt für die Verbreitung des Billardspiels in Rußland. In seinem Troß wurden unzählige Billards mitgeführt, die der Mannschaft an kampffreien Tagen zur Belustigung dienten. Als sich das Kriegsglück wendete und der Korse den hastigen Rückzug von Moskau anordnete, bewies er wieder einmal sein Feldherrntalent. Er hinterließ in jedem Dorf einen Billardtisch, band die feindlichen Formationen in den Schenken und schwächte auf diese Weise die Armee des Zaren. 1821 Emmanuel Scholz, ein Bürger aus Szambor, kommt anläßlich eines von seiner Gattin Walpurga zubereiteten Mittagmahles - es gab Sterz - auf den Gedanken, aus diesem kompakten Material Ersatz für das teure Elfenbein herzustellen. Durch verschiedene chemische Versuche gelang es ihm, die mit den damaligen Werkzeugen wegen ihrer Härte unbearbeitbare Masse so zu verändern, daß sie dem Elfenbein ähnliche Eigenschaften annahm. Der alte Wahlspruch, daß hinter jedem erfolgreichen Mann eine Frau steht, fand auf diese Weise eine schöne Bestätigung. Zeitgenossen äußerten sich lobend über den satten Klang der Bälle. 1863 Baron Pierre de Cobertin, ein leidenschaftlicher Spieler, verliert im Cafe Parnasse in Paris 500 Goldfrancs bei einer Billardpartie. Verärgert über den Verlust erklärt er den Gegner zum Profi, sperrt ihn ein und entzieht sich auf diese Weise der Zahlungsverpflichtung. Ein Jahr später begründet er die Olympischen Spiele. 1865 Der junge Georg Mößlacher, ein Berufsspieler aus Österreich, verwechselt das Effet und entdeckt solcherart den später nach ihm benannten Mößlacher. 1873 Wieder leistet die Erde Pionierarbeit im Universum. Als erstem Planeten gelingt es ihr eigene Billardmeisterschaften durchzuführen. Der Sieger sollte ursprünglich den Titel Erdmeister erhalten. Da dies aber zugleich der offizielle Amtstitel des Brigadeführers einer Kompanie von Totengräbern ist und die zuständige Behörde davon Kenntnis bekam und mit Repressalien drohte, einigte man sich auf den Titel Weltmeister. 1923 Ein Weltverband gründet sich. Sofort nach Vergabe der Funktionen werden in rascher Aufeinanderfolge Spielsysteme entwickelt und jeweils nach ihrem Schöpfer benannt. 1938 Die Großdeutsche Meisterschaft mit Teilnehmern aus Frankreich, CSSR, Polen, England, Rußland und den Vereinigten Staaten wird geplant, kommt aber vorläufig nicht zur Durchführung. 1945 wird dieser ehrgeizige Plan gänzlich fallengelassen. 1960 Hand in Hand mit dem Wirtschaftswunder überwiegt auch die nach immer mehr strebende Denkweise im Billard. Benutzte man früher die Banden nur widerwillig, so fand zuerst das Einbandspiel und später das Dreibandspiel immer mehr Anhänger. Der Übergang zum Vierband ist nach den bisherigen Erfahrungen nur mehr eine Frage der Zeit. 2070 Die Altersgrenze für die Senioren wird von 60 auf 70 Jahre erhöht. 2407 Nach der Klimaberuhigung wird die Erde wieder besiedelt. Billard wird als umweltfreundlicher Sport eingestuft und darf ausgeübt werden. Die zentrale Weltregierung verbietet jedoch Kunststoffbälle und schreibt zwingend Elfenbeinbälle aus den Stoßzähnen von an Altersschwäche verstorbenen Elefanten vor.
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