Die Geschichte der österreichischen Gendarmerie

Die Ursprünge der Gendarmerie

Die Gendarmerie hat ihren Ursprung in Frankreich. Mit Gendarm zu Fuss dem Namen "Gens d´arms - Männer mit Waffen" wurde das militärische Aufgebot der Landstände bezeichnet.

Die Gendarmerie hatte in der damaligen Zeit jedoch keinerlei sicherheitsdienstliche Aufgaben.

Eigentliche Vorläufer unserer heutigen Gendarmerie sind die Marechaussée von Frankreich, die als Sicherheitstruppe arbeiteten. arbeiteten. 1790 wurde diese Einheit im Zuge der Gendarm zu Pferd französischen Revolution aufgelöst und im Jahre 1791 durch die Gendarmerie National ersetzt.

Die Gendarmerie rangierte innerhalb des Heeres als Elitetruppe, Teile von ihr wurden sogar in die Kaisergarde übernommen.

Im Zuge der napoleonischen Kriege  wurde die "Institution" Gendarmerie in fast alle Staaten Europas verbreitet.

Auch in der Lombardei, die zum französisch dominierten Königreich Italien gehörte, wurde ein Gendarmerieregiment aufgestellt. 1815, als die Lombardei wieder zur Habsburgermonarchie  kam, wurde dieses Regiment in die k.k. Armee übernommen.

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Die Gründung der österreichischen Gendarmerie

Kaiser Franz Joseph IIm Zuge der Revolution von 1848 wurde die Idee geboren, eine Sicherheitstruppe für das gesamte Gebiet der Habsburgermonarchie zu gründen. Fast wie selbstverständlich wurde das erfolgreiche lombardische Gendarmerieregiment als Vorbild für die ganze Monarchie genommen.

Am 8. Juni 1849 bewilligte Kaiser Franz Joseph I einen Vortrag über die Errichtung einer Gendarmerie in den Kronlanden.

Jede Infanterie- und Jägerkompanie hatte an die neue Gendarmerie drei Mann, jede Eskadron zwei Mann abzugeben. Bei Nichtentsprechen dieser Soldaten wurden sie auf eigene Kosten zu ihrem Regiment zurückgeschickt.

Durch diese Maßnahme wurden bereits im April 1850 ein Großteil der vorgesehenen Mannesstärke erreicht und es konnten 16 Gendarmerieregimenter aufgestellt werden.

Die Gendarmerie war Bestandteil des K.K. Heeres und ihre Angehörigen der Militärgerichtsbarkeit unterworfen, ihre Aufgabe war jedoch die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit.

In der Zeit bis 1860 war es der Gendarmerie möglich, das in den Revolutionswirren entstandene VerbrecherunwesenGründungsurkunde einzudämmen. Die Gendarmerie wurde aber durch den Neoabsolutismus als politische Polizei mißbraucht, was sie vor allem beim liberalen Bürgertum zum gefürchteten und gehaßten Instrument der Unterdrückungspolitik machte.

Nach Österreichs Niederlage gegen Frankreich und Italien im Jahr 1859 kam es zu einem radikalen Umschwung der innenpolitischen Verhältnisse. Die zahlreichen Veränderungen die folgten beinhalteten auch eine Reduktion des Gendarmeriestandes. Die Gendarmerie nahm durch diese Maßnahmen nicht nur an Stärke, sondern auch an Effizienz ab.

1866 wurden die zehn verbleibenden Gendarmerieregimenter in fünfzehn Landesgendarmeriekommanden umgegliedert.

Die unbefriedigende Situation der Gendarmerie und die gleichzeitige Notwendigkeit einer effizienten Sicherheitstruppe ließen den Ruf nach einer Gendarmeriereform aufkommen. Noch 1868 verabschiedete das Abgeordnetenhaus eine Resolution über die Neuorganisation der Gendarmerie.

Als erstes Zeichen für die kommenden Änderungen wurde im Jahr 1871 ein neues Gesetz über die Gebühren der Gendarmerie eingeführt, das zu wesentlichen materiellen Verbesserungen führt?

Mit Gesetz von 1876 gliederte man die Gendarmerie aus dem Verband des stehenden Heeres aus und organisierte sie neu.

Die Gendarmerie war von nun an ein militärisch organisierter Wachkörper zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit.

Freiherr Kempen von FichtenstammAb 1876 rekrutierte sich die Gendarmerie vor allem aus Unteroffizieren des Heeres, die nach Prüfung und Vorlebenserhebung einer Ergänzungsabteilung zugewiesen wurden, um dort theoretisch geschult zu werden. Nach fünf Monaten folgte eine Prüfung und danach die praktische Einschulung.

Das Offizierskorps wurde zum überwiegenden Teil aus bewährten Truppenoffizieren des Heeres gebildet, die sich nach einer Probedienstzeit einer kommissionellen Offiziersdienst-prüfung unterziehen mussten.

Die Konsolidierung des Korps erzielte solche Fortschritte, dass in den letzten Jahren der Habsburgermonarchie bereits kriminalistische Pionierarbeit geleistet werden konnte.

Mit der Einführung der Daktyloskopie, der erstmaligen Verwendung von Diensthunden und der Verwendung des Lehrbuches des Wiener Kriminologen Dr. Hans Groß stand die Gendarmerie an der Weltspitze der Verbrechensaufklärung.

Am Vorabend des großen Krieges hatte die Gendarmerie einen Stand von 224 Oberoffizieren und 14215 Unteroffizieren und Mannschaften.

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Der erste Weltkrieg

In den Anfangstagen des ersten Weltkrieges war die Gendarmerie die einzige bewaffnete Kraft, die den angreifenden Russen entgegengestellt werden konnte. In kleinkriegsartigen Kampfhandlungen aber auch in richtigen Gefechten konnten Gendarmen feindliche Vorstöße verhindern oder zumindest verzögern.

GruppenfotoIn der Bukowina wurde die militärische Verteidigung vollkommen vom dortigen Gendarmeriekomman- danten Oberstleutnant Eduard Fischer mit Gendarmeriekräften und eilig gebildeten Verstärkungen organisiert. Dieser zusammenge- würfelten Truppe war es immerhin fünf Monate lang möglich, einer erheblichen russischen Übermacht standzuhalten, ja sogar lokale Offensiven und Gegenangriffe durchzuführen.

Auch im Jahr 1915, nach dem Kriegseintritt Italiens auf der Seite der Entente, waren es wieder die in Tirol und Kärnten stationierten Gendarmen, die die ersten feindlichen Angriffe abwehrten.

Im übrigen wurde die Gendarmerie sowohl im Rahmen der Truppe als Feldgendarmerie als auch im Hinterland in ihren gewöhnlichen Aufgaben eingesetzt.

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Von der Zwischenkriegszeit bis zum Ende der deutschen Okkupation

In der Nachkriegszeit war die Gendarmerie eine der wenigen staatlichen Organisationen der jungen Republik Österreich, die unter der Wucht der Veränderungen nicht zusammenbrach.

Durch das Gendarmeriegesetz vom 27. November 1918 wurde sie in einen nach militärischem Muster organisierten Zivilwachkörper umgewandelt und allein dem Staatssekretär des Inneren unterstellt. Außerdem wurde den GendarmenGruppenfoto Beamtencharakter zuerkannt und sie wurden der Zivilgerichtsbarkeit und einem eigenen Disziplinarrecht unterstellt.

Im August 1921 marschierte die österreichische Bundesgendarmerie in das Burgenland ein, um dieses Land, das im Friedensvertrag von St. Germain Österreich zugesprochen worden war, in Besitz zu nehmen. In heftigen Kämpfen wurden die zahlenmäßig weit unterlegenen Gendarmeriekräfte von ungarischen Aufständischen zurückgeworfen. Erst nach Abhaltung einer Volksabstimmung und des Einsatzes von Heerestruppen konnte das Burgenland in Besitz genommen werden.

Eine Folge des verlorenen Krieges war auch, dass die Stärke der Gendarmerie auf 6449 Beamte reduziert werden musste. Die Zahl war sicher der neuen Größe Österreichs angepaßt, bedeutete aber für die zahlreichen Beamten, die aus den ehemaligen Kronländern in die Republik gekommen waren, einen harten Schlag.

In den folgenden Jahren wurde innerhalb der Gendarmerie versucht, eine Konsolidierung zu erreichen und die Modernisierung voranzutreiben.

All diese Bemühungen waren aber überschattet von der Radikalisierung der politischen Verhältnisse in Österreich.

Die Schattendorfer Ereignisse, der Brand des Justizpalastes, der Bürgerkrieg im Februar 1934 und der Juliputsch im selben Jahr brachten es mit sich, dass die österreichischen Gendarmen neuerlich in innerpolitische Kämpfe verstrickt wurden.

Noch tragischer aber war der vergebliche Kampf gegen den Nationalsozialismus, in dem die Gendarmerie an vorderster Front stand.

Natürlich wurden von den Nationalsozialisten auch besondere Anstrengungen gemacht die Gendarmerie zu infiltrieren. Dies gelang zum Teil auch, so dass schon vor der Machtübernahme fanatische Nazis unter den Gendarmen waren.

Es waren jedoch auch hochrangige Gendarmeriebeamte unter den ersten, die in Konzentrationslager verschleppt wurden. Außerdem wurde von den neuen Machthabern eine große Zahl von Gendarmen eingesperrt, entlassen, pensioniert oder strafversetzt.

Die verbliebenen Reste der österreichischen Gendarmerie wurden in die deutsche Ordnungspolizei eingegliedert. Die deutsche Ordnungspolizei war zwar hauptsächlich für den normalen Sicherheitsdienst zuständig, wurde von den Machthabern des 3. Reiches aber auch für ihre verbrecherischen Ziele missbraucht.

Insbesondere in den okkupierten Gebieten nahmen Ordnungspolizisten auch an der Verfolgung und Ermordung von Juden teil.

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Vom Ende des 2. Weltkrieges bis 1955

Der Sieg der Alliierten brachte nicht nur die Befreiung Österreichs, sondern dadurch, dass die Kriegsereignisse auf österreichischem Boden stattfanden, auch viel Leid für alle Teile der Bevölkerung.

Bedingt durch einen der letzten Befehle des Naziregimes Motorradpatrouille hatten sich die in Österreich befindlichen Gendarmen vor der Roten Armee zurückzuziehen, so dass in den ersten Tagen nach dem Krieg keine oder nur wenige Gendarmen für den Sicherheitsdienst zur Verfügung standen.

Die Übergriffe der Roten Armee, gegen die Österreich als "Verliererstaat" bis 1955 praktisch wehrlos war, taten ein Übriges, um die Arbeit der Gendarmerie zu erschweren.

Trotzdem gelang es der Gendarmerie in erstaunlich kurzer Zeit, wenigstens ein Mindestmaß an staatlicher Ordnung zu gewährleisten.

Aufgrund des Behördenüberleitungsgesetzes wurde 1945 beim Staatsamt für Inneres das Gendarmeriezentralkommando errichtet und Gendarmeriemajor Emanuel Stillfried zum Zentralkommandanten bestellt. Stillfried war übrigens einer der ersten Gendarmerieoffiziere, die 1938 von den Nazis verhaftet und in ein KZ verschleppt worden waren.

GrenzstelleTrotz der schwierigen Verhältnisse war es der Gendarmerie möglich, ein nicht unbeträchtliches Maß an Schlagkraft zu erlangen. Dies bewährte sich vor allem während des Oktoberaufstandes im Jahre 1950. Nur durch die konsequent antikommunistische Haltung der österreichischen Bevölkerung und dem bedingungslosen Einsatz der Sicherheitskräfte konnte man diesen Aufstand relativ unblutig unterdrücken.

In den selben Jahren wurde im Rahmen der Bundesgendarmerie der Vorläufer des heutigen Bundesheeres gegründet wurde, die B-Gendarmerie.

Diese Einheit setzte sich zum Großteil aus erfahrenen Offizieren und dienstführenden Beamten der Gendarmerie zusammen, die mit neu aufgenommenen Probegendarmen militärischen Dienst verrichteten.

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Die Zeit von 1955 bis 06.2005

AlarmfahndungDas Ende der Besatzungszeit, die friedlichen Verhältnisse in Österreich und der wachsende Wohlstand gaben der Gendarmerie die Gelegenheit zu einer konstanten Weiterentwicklung.

Bis zum Jahr 1964 gelang es, die Vollmotorisierung der Gendarmerie durchzuführen.

Vor allem aber wurden die Dienstverhältnisse für die Gendarmeriebeamten entscheidend verbessert. Schrittweise wurde die Dienstzeit auf ein auch im Vergleich zur übrigen Wirtschaft vergleichbares Maß herabgesetzt und die Besoldung verbessert. Durch viele kleine, über lange Grenzgendarmen Zeiträume verteilte Reformschritte wurde die Arbeit der Gendarmerie beständig verbessert.

Mit der Ostöffnung kamen auf die Gendarmerie neue Herausforderungen zu. Insbesondere die Kriminalitätsrate stieg besorgniserregend an. Bereits im Jahr 1993 wurde das DienstsystemFußpatrouille der Gendarmerie umgestaltet und auf moderne Erfordernisse ausgerichtet. Man ging dabei nach dem Motto vor, ineffiziente Strukturen zu beseitigen und vor allem die Präsenz der Gendarmen im Außendienst zu erhöhen.

Durch diese Maßnahmen konnte der Anstieg der Kriminalität zuerst gestoppt, später sogar reduziert werden.

Im Rahmen des Beitritts Österreichs zur Europäischen Union und den Schengen-Verträgen wurde innerhalb der Gendarmerie eine "Grenzgendarmerie" aufgestellt, die den Schutz der EU-Außengrenzen gewährleistet.

Im Jahr 2002 hat die Österreichische Bundesgendarmerie einen Personalstand von mehr als 15.000 Bediensteten. Diese sind für die Sicherheit von ca. zwei Drittel aller Österreicher auf 98 Prozent des österreichischen Staatsgebietes zuständig.

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Die flammende Granate - das Korpsabzeichen der Gendarmerie

GrenadiereIm 17. Jahrhundert wurde in Europa eine neue Waffe eingeführt - die Handgranate. Geworfen wurde diese primitive, mit Schwarzpulver gefüllte Eisen- oder Glaskugel von Grenadieren. Da das Werfen einer solchen Handgranate sehr gefährlich war, mussten die Grenadiere besonderes mutig sein und wurden besser bezahlt als die übrigen Soldaten - sie wurden dadurch zu einer Elitetruppe in allen Armeen.

Als Zeichen für ihren Elitestatus trugen die Grenadiere auf ihrer Uniform eine aus Messing geprägte stilisierte "flammende Granate". Schon bald wurde dieses Abzeichen ein Symbol für alle militärischen Eliteeinheiten.

Da die Gendarmen früher ebenfalls Angehörige der Armee waren, wurde ihnen wegen ihrer Leistungen auch das Tragen dieses Elitezeichens erlaubt.

Übrigens, auch im Ausland ist die "flammende Granate" weit verbreitet: sie wird zum Beispiel von den italienischen Carabinieri und der französischen Gendarmerie National getragen.

 

Die Granate im Wandel der Zeit

 

Glasgranate

Original Glasgranate

 

stilisierte Flammende Granate

Aus Messing geprägte stilisierte "flammende Granate"

Granate auf heutiger Uniform

Die heutige stilisierte "flammende Granate"

Neues Gendarmerie - Logo

Das neue Logo der Gendarmerie

 

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