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LAWS OF PHYSICS
Ein Film von Michael Palm
A 2009, 15 min., 35mm, CinemaScope 1:2,35, Dolby digital
Verleih und Weltvertrieb: sixpack film
Support: Innovative Film Austria, BmUKS

Der Film beginnt mit einem Bild, das wie die schematische Frontalansicht eines Trichters aussieht; wie ein Küchengerät, in das Verschiedenes reingeht und gemixt wieder rauskommt. Am Ende zeigt der Film wieder eine Art Trichter: einen Gully in einem Betonboden. Der vergitterte Abfluss wird bildfüllend und löst sich im Mikroskopischen auf; in ihm versinkt unser Blick. Dazwischen eine Einstellung, ein 15-minütiger Zoom. Das Bild ist räumlich und flächig zugleich ­wie jedes Filmbild, nur: Hier spürt man es. Es ist der Blick aus einem Fenster hinunter in den Hof (auch das eine Art Trichter) und zugleich geometrisch abstrakt. Aus diesem Flirren zwischen Raum und Fläche entsteht Zeit, eine Zeit, die mehr ist als 15 Minuten Dauer. Anders gesagt: Das Bild ist unsicher, es flirrt, zeigt mehr als das Auge sieht; je weniger zu sehen ist, desto mehr schaut uns aus dem Bild heraus an. Die Zeit im Trichter ist die eines Spuks. Cinephile Erinnerungen geistern im Mix, von Michael Snows "Wavelength"-Zoom bis zu Hitchcock-Bildern, die den Blick ansaugten: das Fenster zum Hof, der Gully aus "Strangers on a Train", der Duschabfluss aus "Psycho".
Michael Palm ist ein Filmemacher, der Dokumentarfilm, Essayfilm und Paranoia-Thriller mixt und im Sound Design Geister beschwört. Woher kommen die Stimmen und Geräusche im Hof? Aus dem Zimmer im Off? Aus dem Telefonat, das ein kurz ins Bild tretender Mann (Palm selbst) führt? Oder gar aus dem Abfluss? Ist da jemand? Warum sonst zoomen wir endlos in den Abfluss, aus dem einmal sogar eine kleine Spinne krabbelt? Kann das Zufall sein? Es kommt nur raus, was reingeht. Wir erwarten Gründe, projizieren Geheimnisse und müssen unser Wahrnehmen ständig revidieren: Was die Gesetze der Physik für das Auge sind, ist die Unentrinnbarkeit des Sehen-Wollens für den Blick und das Kino. Mit diesen Gesetzen spielt "Laws of Physics": ein veritables Mindgame-Movie.

Drehli Robnik

PREISE

Preis "Innovatives Kino"
DIAGONALE 2009, Graz
 

LINKS

sixpack film

Diagonale 2009

JURYBEGRÜNDUNG PREIS "INNOVATIVES KINO", DIAGONALE 2009, GRAZ

Eine einzige Einstellung, eine kurze Spielhandlung, eine langsame Kamerafahrt, dann gerät der Film an seine buchstäbliche Grenze. Mehr braucht Michael Palm in Laws of Physics nicht, um einen filmischen Raum und eine filmische Zeit zu öffnen, in der zahlreiche Referenzen zur Geschichte des experimentellen Films Raum und Zeit haben. Dazu nutzt der Regisseur sinnvoll und präzise die Möglichkeiten des digitalen Mediums und fordert die Zuschauer in ihrer Aufmerksamkeit und ihrem Wissen heraus. Das ist es im Grunde, was wir uns von einem Preisträgerfilm der Kategorie „Innovatives Kino" erwarten.

PRESSESTIMMEN


Am Anfang ist ein leerer Raum. Eine klare geometrische Struktur, die in die Tiefe weist, rohe Betonwände und ganz hinten eine kleine dunkle Öffnung. Dann tritt einer ins Bild. Neuorientierung wird möglich. Aber was es genau mit der räumlichen und technischen Anlage auf sich hat, die hier wirksam wird, das lässt sich erst mit der Zeit entschlüsseln. Ein Rest an Mysterium bleibt.

Isabella Reicher, Der Standard


 

If you look at something, it is all about expectations. You want to be prepared for the next step, the next thing that happens. It is life experience that taught us the things we see and the things we expect during watching. In Laws of Physics Michael Palm gives an almost humorous lecture where these expectations will lead us: nowhere. In an amazingly balanced architecture-like shot, he shows us a corridor with a gully. A 15-minute zoom keeps our eyes there and our brains busy: when is water going to come and swallow up that little gully? A nerve-racking tension is built up while we watch people walking around the gully or a little spider scuttling along the edge of the screen. And, finally, the world is a place we are used to again and water is swirling, almost a salvation.

Claudia Siefen, senses of cinema


 

Ein bemerkenswertes Raum-Zeit-Experiment.

Christoph Huber, Die Presse


 

Ein buchstäblich geradliniger, filmischer Belastungstest für das gerechnete Bild.

Dominik Kamalzadeh, Der Standard


 

...langsam und intensiv...

Martin Behr, Salzburger Nachrichten


 

 

FESTIVALS etc.

Ankauf Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, A
Diagonale 09, Graz (A)
63rd Edinburgh International Film Festival (UK)
International Film Festival Rotterdam 2010 (NL)