DVB-T Leitfaden
1. Eigenschaften des DVB-T-Systems
2. DVB-T-Empfang in der Praxis
4. Gemeinschaftsanlagen/Verteilung
6. Praktische Tipps zur Messtechnik und zur
Fehlerbehebung
7. Anhang 1: Erläuterungen zur Technik des DVB-T-Systems
8. Anhang 2: Informationen im Internet
Kontakt und weitere Informationen
Ein DVB-T Leitfaden für den
Fachhandel
Das 50 Jahre alte analoge
terrestrische Fernsehsystem wird abgelöst durch DVB-T, ein modernes digitales
terrestrisches Übertragungsverfahren. Sie finden in diesem Leitfaden
Informationen, die Ihnen die Kunden-Beratung erleichtern und die bei der
Erstinstallation sowie bei auftretenden Problemen Hilfestellung geben sollen.
1. Eigenschaften des DVB-T-Systems
Beim analogen Fernsehen wird pro
Kanal ein Programm übertragen. Fremdsignale machen sich schon bei kleinen
Pegeln störend bemerkbar. Mehrwegeempfang führt zu den bekannten
„Geisterbildern“. Beim digitalen System DVB-T ist dies anders:
• bis zu 4 Programme pro Kanal
Mit
Digitalsignalen lässt sich die Übertragungskapazität eines Fernsehkanals weit
besser ausnutzen als mit Analogsignalen. Die mit dieser Technik mögliche Datenrate
gestattet es, mehrere TV-Programme gebündelt in einem Datenstrom zu übertragen
(sog. „Multiplex“). Teile der Übertragungskapazität können für Zusatzdienste
wie z.B. elektronische Programmführer verwendet werden.
• Störfestigkeit
Die
digitale Übertragung benutzt Fehlerschutzmechanismen, die es dem Empfänger
erlauben, durch Störungen verfälschte Teile der übertragenen Information wieder
zu korrigieren.
• Immunität gegen Mehrwegeempfang
Das System
ist so ausgelegt, dass „Echosignale“ vom Empfänger toleriert werden, solange
ihre Laufzeiten innerhalb bestimmter Grenzen liegen.
• Gleichkanalbetrieb der Sendernetze
verbessert die Versorgung
Alle
Sender eines Netzes können die gleiche Sendefrequenz benutzen, wenn sie das
gleiche Multiplexsignal abstrahlen. Die Signale der einzelnen Sender treffen
mit Laufzeitunterschieden am Empfangsort ein. Der
Empfänger verarbeitet diese Signale wie bei Mehrwegeempfang. Alle Teilsignale
tragen mit ihrem jeweiligen Pegel zum Gesamt-Nutzpegel bei. Selbst wenn z.B.
der nächstgelegene Sender durch Abschattung nur schwach einfällt, können die
Signale der anderen Sender zusammen dennoch genügend Pegel für einen
einwandfreien Empfang liefern.
Analoge Empfangsgeräte können nach
Vorschalten einer sogenannten Set-Top-Box (siehe Set-Top-Boxen) für DVB-T-Empfang weiterbenutzt werden. Moderne
TV-Empfänger werden teilweise mit integriertem DVB-T-Empfangsteil angeboten.
2.
DVB-T-Empfang in der Praxis
• Wie unterscheidet sich das Empfangsverhalten
im DVB-T-System vom bisherigen Analogsystem?
Beim
Analogsystem bleibt die Empfangsqualität mit zunehmender Entfernung vom Sender
zunächst relativ konstant, nimmt jedoch bei größeren Entfernungen mehr und mehr
bis zur Unbrauchbarkeit ab. Bei DVB-T hingegen gibt es wie bei allen
Digitalverfahren praktisch nur zwei Empfangszustände. Überschreitet der
Empfangspegel den notwendigen Mindestwert, so ist der Empfang in bester
Qualität gewährleistet. Liegt das Signal jedoch unter dieser Schwelle, ist ein
Empfang meist gar nicht möglich.
• Wann und wo kann DVB-T-Empfang
erwartet werden?
·
Der
Übergang von analogem Fernsehen auf DVB-T erfolgt in Deutschland „inselweise“, in den großen Ballungsräumen zuerst. Den
aktuellen Zeitplan der Umstellung finden Sie u.a. auf der Internet-Seite des ÜberallFernsehens (siehe Anhang 2: Informationen im Internet).
·
Bei
der Planung der DVB-T-Netze werden Versorgungsdarstellungen berechnet (siehe Anhang
2: Informationen im Internet). Der Feldstärkeprognose ist dabei eine mittlere
Bebauung zugrundegelegt, welche die wirkliche Bebauung lediglich statistisch
wiedergibt. So können auch in Gebieten, die in den Prognosen als versorgt
gekennzeichnet sind, in der Realität Empfangsproblemeauftreten.
Umgekehrt kann in als unversorgt gekennzeichneten Gebieten Empfang möglichsein, wenn günstige Bedingungen vorliegen (z.B. bei
Reflexionen, einfachere Bebauung).
• Die Versorgungsdarstellungen sind
für die folgenden Empfangsarten berechnet:
·
Empfang
mit Zimmerantenne (portabel indoor)
·
Empfang
mit Außenantenne (portabel outdoor)
·
Empfang
mit Dachantenne (fixed antenna)
Dies bedeutet: Empfang mit einer auf
dem Dach montierten Richtantenne in passender Polarisation. Den
Versorgungsprognosen liegen folgende Werte des Antennengewinns und der
Kabeldämpfungen zugrunde:
Frequenz |
200 MHz |
500 MHz |
800 MHz |
Gewinn in dBD |
7 |
10 |
12 |
Kabeldämpfung in dB |
2 |
3 |
5 |
dBD = Gewinn gegenüber λ/2-Dipol
Ab einem Pegel von ca. 30 dBμV am Empfängereingang kann mit tabilem DVB-T-Empfang gerechnet werden.
Dies
bedeutet: Empfang in Gebäuden (Erdgeschoss oder höher) mit kleiner Antenne an optimiertem
Aufstellungsort in passender Polarisation. Dabei geht
man von einer Empfangsantenne mit einem Gewinn von ca. -2 bis 0 dBD aus.
Am
Empfängereingang sollte ein Pegel von ca. 38 dBμV
anliegen. Der notwendige höhere Pegel beim Empfang mit Zimmerantenne
erklärt sich durch die weniger stabilen Empfangsbedingungen in Gebäuden. Dort
herrscht ein weitaus komplexeres Wellenfeld als im Freien. In Räumen können
daher je nach Aufstellungsort der Antenne deutlich unterschiedliche
Empfangsbedingungen auftreten. Die günstigsten Orte für den Empfang sind - wie
beim Telefonieren mit Handys - meistens in Fensternähe zu finden.
Auch wenn der oben genannte Pegel
vorhanden ist, kann es zu Empfangsstörungen kommen. Sie können z.B. von
Personen oder Elektrogeräten in der Nähe der Empfangsantenne verursacht werden.
Derartige Störungen treten umso häufiger auf, je weniger Feldstärkereserven
vorliegen.
Dies bedeutet: Empfang außerhalb von
Gebäuden mit kleiner Antenne in passender Polarisation. Erfahrungsgemäß sollte
der Pegel am Empfängereingang mindestens 30 dBμV
betragen. Bei ungünstigen Empfangssituationen kann ein Pegel bis zu 38 dBμV erforderlich sein.
DVB-T wird im VHF-Bereich in den
Kanälen 5 bis 10 und im UHF-Bereich in den Kanälen 21 bis 69 abgestrahlt1. Es wird horizontale und vertikale Polarisation verwendet.
Welche der beiden Polarisationsarten im einzelnen genutzt wird, kann den
Informationen der Sendernetzbetreiber entnommen werden.
Für Dachantennen
können prinzipiell die gleichen Antennentypen wie beim analogen TV eingesetzt
werden, wenn sie für die jeweiligen Kanäle geeignet sind. Bei bestehenden Anlagen
mit entgegengesetzter Polarisation treten Pegelverluste (bis ca. 15 dB) auf,
die sich aber bei ausreichendem Pegel nicht als Qualitätsverlust bemerkbar
machen. Es ist dafür Sorge zu tragen, dass bei vertikaler Polarisation vom Mast
kein störender Einfluss ausgeht (Vormastmontage/Ausleger).
DVB-T-Netze werden häufig als
Gleichkanalnetze betrieben, d.h. mehrere Sender strahlen den gleichen Multiplex
auf der gleichen Frequenz ab. Daher findet man bei der Ausrichtung der Antenne
oft mehrere Feldstärke-Maxima (meist in Richtung der Sender). Die Antenne sollte
auf den stärksten Sender ausgerichtet werden. Die Anteile der anderen Sender im
Gleichkanalnetz bewirken keine Störung, sondern tragen zum Empfang bei.
Bei den Zimmerantennen sind
passive und aktive Modelle am Markt erhältlich. Passive Antennen haben häufig
einen schlechtere Empfindlichkeit (schlechten Gewinn) als bei den Versorgungsprognosen
zugrunde gelegt wird. Sie sollten daher nur in Gebieten mit höherer Feldstärke
eingesetzt werden.
Aktive Antennen weisen fast immer
höhere Gewinnwerte als passive Antennen auf. Die häufig angegebenen Werte für
die Verstärkung sagen allerdings nichts über den Gewinn dieser Antennen aus.
Oft werden Verstärker eingesetzt, die eine hohe Verstärkung liefern, aber durch
ihr Rauschen den Empfang nicht wesentlich verbessern.
Passive und aktive Modelle haben oft
keinen über das Frequenzband konstante Empfindlichkeit. Daher kann sich die
Empfangbarkeit verschiedener Kanäle und damit verschiedener Multiplexe deutlich
unterscheiden, selbst wenn sie vom gleichen Standort abgestrahlt werden.
Im VHF-Bereich ermöglichen
Zimmerantennen mit längeren Dipolelementen gegenüber kleinen stabförmigen
Modellen vielfach einen besseren Empfang. Im UHF-Bereich weisen auch kleine planare Bauformen teilweise gute Empfangseigenschaften auf.
Beim Empfang mit Zimmerantenne ist
der Pegelunterschied bei falscher Polarisation nicht mehr so hoch (bis zu ca. 8
dB) wie bei Dachempfang. Man sollte trotzdem versuchen, in der richtigen
Polarisationsebene zu empfangen. Beim Einsatz aktiver Antennen ohne eigenes
Netzteil muss die nachgeschaltete Set-Top-Box eine Fernspeisemöglichkeit
aufweisen (auf richtige Spannung achten).
4.
Gemeinschaftsanlagen/Verteilung
Die heute für analoges
terrestrisches Fernsehen verwendeten Verteilanlagen sind mit Einschränkungen
für DVB-T einsetzbar. Es ist Folgendes zu beachten:
Der überwiegende Anteil der derzeit
angebotenen DVB-T-Empfangsgeräte sind Set-Top-Boxen. Eine Set-Top-Box setzt die
im Antennensignal enthaltene digitale Information in Video- und Audio-Signale
um. Bei gleichzeitiger Nutzung mehrerer Programme (z.B. durch Fernseher und
Videorecorder) benötigt jedes Gerät eine eigene Set-Top-Box. Es sind allerdings
bereits sogenannte „Twin-Receiver“ mit zwei
Empfangsmodulen im Handel erhältlich.
Bei DVB-T werden ebenso wie im
analogen TV Zusatzsignale übertragen:
Als neue Dienste stehen prinzipiell
zur Verfügung:
Neben den oben aufgeführten Punkten
unterscheiden sich die heute erhältlichen Set-Top-Boxen unter anderem auch im
Folgenden:
Set-Top-Boxen, die bestimmte
Minimalanforderungen erfüllen, werden mit einem Qualitätszeichen ausgezeichnet.
Nähere Informationen hierzu findet man auf der Internet- Seite der TV-Plattform
(siehe Anhang 2: Informationen im Internet).
6.
Praktische Tipps zur Messtechnik und zur Fehlerbehebung
Im Folgenden werden einige Tipps zur
Messtechnik für DVB-T und zur Fehlerbehebung auf der Empfangsseite gegeben:
7.
Anhang 1: Erläuterungen zur Technik des DVB-T-Systems
Beim analogen Fernsehen belegen die
zu einem Programm gehörenden Bild- und Toninformationen ein 7 MHz bzw. MHz
breites Frequenzband. Abb.1 zeigt das Spektrum eines solchen Fernsehkanals.
Charakteristisch sind hohe Pegel beim Bildträger und bei den Tonträgern,
während die übrigen Frequenzen im Kanal nur geringe Pegel besitzen. Daher können
Störsignale auch schon bei geringen Pegeln den Empfang merklich
beeinträchtigen.
Bei DVB-T werden die Bild- und Toninformationen
digitalisiert, nach dem MPEG2-Standard codiert und zusammen mit den
Zusatzinformationen mit einer Art "Transportverpackung" versehen. Um
die bei der Übertragung unweigerlich auftretenden Störungen korrigieren zu können,
wird der Strom der Nutz-Informationen (Nutzbits) mit speziellen Fehlerschutzalgorithmen
codiert und zu einem sogenannten Transportstrom größerer Bitrate erweitert. Im
Empfänger werden die bei der Übertragung auftretenden Verfälschungen der Nutzinformation
erkannt und können korrigiert werden. Das Verhältnis von Nutzbitrate zur Gesamtbitrate
im Transportstrom heißt Coderate; übliche Werte sind 2/3 und 3/4.
Die Information des Transportstroms
moduliert eine Vielzahl von gleichzeitig ausgesendeten Trägerschwingungen (etwa
6800), welche die zur Verfügung stehende Kanalbreite von 7 MHz (VHF) bzw. 8 MHz
(UHF) gleichmäßig füllen (siehe Abb. 2: DVB-T Signal
(ideal) 1). Die Träger sind Sinussignale, deren Phasen und
Amplituden in einem vorgegebenen Takt (etwa jede Millisekunde) umgetastet
werden. Bei dieser sogenannten Quadratur-Amplituden-Modulation wird gewöhnlich
ein Schema verwendet, bei dem jeder Träger 16 verschiedene Zustände annehmen
kann ("16QAM"). Die während einer Taktdauer von allen Trägern
zusammen repräsentierte Information wird ein "Symbol" genannt. Die
Dauer eines Symbols steht in Zusammenhang mit dem Frequenzabstand der Träger.
Analoge Übertragung wird u.a. durch
Mehrwegeausbreitung (Reflexionen des Signals, die mit Laufzeitunterschieden
beim Empfänger eintreffen) erheblich beeinträchtigt. Beim DVB-TSystem
wird eine weitgehende Immunität gegen solche Signalechos erreicht, indem die Symboldauer
um ein sogenanntes "Guardintervall"
verlängert wird. Üblich ist ein Guardintervall von
1/4 der Symboldauer (gelegentlich 1/8). Solange die zusätzlichen Laufzeiten der
Echos kürzer sind als dieses Guardintervall, kann der
Empfänger für jedes Symbol einen zur Dekodierung geeigneten stabilen
Signalabschnitt finden.
Durch den Mehrwegeempfang kann ein
Teil der Träger durch Interferenz der Teilwellen ausgelöscht und die spektrale
Hüllkurve des Signals stark verformt werden (siehe Abb.
3: DVB-T Signal bei Mehrwegeempfang 1).Die mit den ausgelöschten Trägern verlorengegangene
Information wird jedoch im Empfänger durch die schon erwähnten
Fehlerschutzmechanismen rekonstruiert. Wegen der Immunität des Systems gegen
Echos können innerhalb eines DVB-T-Sendernetzes alle Sender, die mit gleicher
Modulation arbeiten und gleiche Inhalte abstrahlen, den gleichen Kanal benutzen
(Gleichkanalnetz, SFN = Single Frequency Network). Dies bietet große Vorteile bei der
Flächenversorgung mit einem Sendernetz: Es wird nur ein Kanal beansprucht, und
alle Sender tragen zur Leistung in der Empfangsantenne bei.
Ein 8 MHz breiter DVB-T-Kanal
ermöglicht bei der Modulationsart 16QAM, einer Coderate von 2/3 und einem Guardintervall von 1/4 eine Nutzdatenrate von etwa 13 Mbit/s. Damit lassen sich 4 Fernsehprogrammen in
PAL-Qualität incl. Zusatzdaten wie Videotext übertragen
(ein sogenannter Multiplex).
Abb. 1: Analoges TV-Signal 1
Abb. 2: DVB-T Signal (ideal) 1
Abb. 3: DVB-T Signal bei Mehrwegeempfang 1
8.
Anhang 2: Informationen im Internet
DVB-T: DasÜberallFernsehen:
http://www.ueberallfernsehen.de
(mit Informationen zur
Einführung von DVB-T in den einzelnen Regionen)
TV-Plattform:
Minimalanforderungen Set-Top-Boxen:
http://www.ueberall-tv.de/download/AG_DVBT2/MinAnfor/MinAn-V11d.pdf
Nutzung von VPS mit Set-Top-Boxen:
http://www.ueberall-tv.de/download/tipps/VPS-STB.pdf
Quellencodierung und Datenraten:
Die Digitalisierung eines
Videosignals ergibt ca. 170 Mbit/s und die eines
Stereo- Audiosignals ca. 1,4 Mbit/s zu übertragende
Datenrate. Zur effizienten Übertragung müssen diese Datenmengen reduziert
werden. Bei DVB-T wird die MPEG-2-Codierung sowohl für die Videoübertragung als
auch für die Audioübertragung als Quellencodierung zur Datenreduktion
angewendet. Zur Übertragung von Fernsehprogrammen in PAL-Qualität mit MPEG-2 -
Codierung sind Mindestdatenraten erforderlich. Diese sind 2,5 - 4 Mbit/s für ein Fernsehprogramm inkl. ca. 0,2 Mbit/s für den Stereoton.
Multiplex:
In einem Fernsehkanal werden
Fernsehprogramme und andere Dienste wie z.B. Mediendienste oder Datendienste gleichzeitig
übertragen und zu einem Multiplex verschachtelt. Aus der Summe der Datenraten
für die einzelnen Programme ergibt sich die Datenrate des Multiplexsignals.
Datencontainer:
Innerhalb der zur Verfügung
stehenden Datenrate kann eine wählbare Anzahl von Datencontainern mit einer
festen Länge von 188 bit zur Übertragung von
Fernseh-, Datenoder Mediendiensten genutzt werden.
Kanalcodierung:
Nach der Quellencodierung und
Multiplexbildung ist es erforderlich, das zu übertragende Multiplexsignal an
die Eigenschaften des Übertragungskanals (Kabel, Satellit oder Terrestrik) anzupassen. Die Kanalcodierung umfasst alle
Maßnahmen, damit das Multiplexsignal möglichst störungsfrei über den
Übertragungskanal zum Empfänger gelangen kann. Durch die Kanalcodierung reduziert
sich die Nutzdatenrate durch Addition von Fehlerschutz.
Fehlerschutz:
Als Fehlerschutz gelten alle
Maßnahmen, welche die zu übertragenden Bitfolgen der Nutzdaten gegen Fehler
schützen oder auftretende Fehler korrigieren.
Coderate:
Die Coderate ist das Verhältnis
zwischen dem eigentlichen Nutzsignal und dem Gesamtsignal, wobei sich das
Gesamtsignal aus dem Nutzsignal und der Menge der Fehlerschutzbits
zusammensetzt.
Coderate = Nutzdaten / Nutzdaten +
Fehlerschutzbits (≤ 1)
Die Qualität bzw. die Wirksamkeit
des Fehlerschutzes hängt unmittelbar von der gewählten Coderate, also von der
Anzahl der Fehlerschutzbits, ab.
Coderate klein ⇒ z.B. 1/2 ⇒ starker Fehlerschutz
Coderate groß ⇒ z.B. 7/8 ⇒ schwacher Fehlerschutz
Schutzintervall (guard-interval,
TG):
Um alle Gleichkanalsignale und
Reflexionen zu nutzen, die nicht zeitgleich am Empfänger eintreffen, wird der
erste Teil des ausgesendeten Signals nicht zur Datenübertragung genutzt. Dieser
erste Teil wird mit Schutzintervall bezeichnet und kann auf verschiedene Längen
wie ¼, 1/8, 1/16 oder 1/32 der gesamten Symboldauer eingestellt werden. Ein langes
Schutzintervall bedeutet, dass auch noch relativ spät eintreffende Signale
genutzt werden, jedoch ist dann die Nutzdatenrate geringer.
Symboldauer (TS):
Die Symboldauer (oder Symbollänge)
gibt an, für welchen Zeitraum die auf Träger aufmodulierten gleichen Daten
ausgesendet werden. Die Symboldauer beträgt im 2k-Modus 224 μs und im 8k-Modus 896 μs. Unter Berücksichtigung des
Schutzintervalls ergibt sich damit die Gesamtsymboldauer TGS = TG + TS (s. Tabelle 1)
Modulationsarten (QPSK und QAM):
Für die Übertragung der
Datenratenströme stehen bei der digitalen Übertragung die Modulationsarten
QPSK, 16 QAM und 64 QAM zur Verfügung. Ein Teil der seriell ankommenden und zu
übertragenden Daten werden gleichzeitig und parallelisiert auf eine bestimmte
Anzahl von Trägern als Symbol (Amplitude und Phase) aufmoduliert.Dies
sind 2 bit pro Symbol (pro Träger) bei QPSK, 4 bit bei 16 QAM und 6 bit bei 64
QAM
Coded
Orthogonal Frequency Division Multiplex (COFDM):
COFDM bezeichnet das Verfahren, mit
dem auf eine Vielzahl von parallelen Trägern die zu übertragenden Symbole (bit-Gruppen) aufmoduliert werden (Mehrträgertechnik). Durch
diese breitbandige parallele Aussendung ist die
Ausgestaltung von Gleichwellennetzen möglich und das übertragende Signal ist
sehr robust gegenüber Störungen.
Bitfehlerrate (bit
error rate BER):
Die Bitfehlerrate ist das Verhältnis
zwischen fehlerhaft empfangenen Bits zu den gesamt übertragenen Bits. BER =
fehlerhaft empfangene Bits / gesamt übertragenen Bits
DVB-T-Modi (2k und 8k):
Es stehen die beiden DVB-T-Modes 8k-Modus mit 6817 (6048 für Nutzdaten) Trägern
und der 2k-Modus mit 1705 (1512 für Nutzdaten) Trägern in einem 8 MHz Kanal zur
Verfügung. Der 8k-Modus eignet sich, bedingt durch die lange Symboldauer, zur
Gleichkanalversorgung bei großen Senderabständen. Der 2k-Modus erfordert bei
Gleichkanalnetzen einen kleineren Senderabstand (siehe Tab.
1: Übertragungsparam. im 8MHz Kanal 1).
Gleichwellennetze, Mehrfrequenznetze
(SFN, MFN):
Für DVB-T können durch die Anwendung
des COFDM neben Mehrfrequenznetzen (multifrequency networks MFN) auch Gleichwellennetze (single frequency network SFN) realisiert werden. Diese SFNs dürfen bei DVB-T eine bestimmte Größe nicht
überschreiten, da sonst Eigeninterferenzen auftreten. Gleichwellennetze weisen
gegenüber Mehrfrequenznetzen eine deutlich höhere Frequenzeffektivität auf.
Netzgewinn:
Der Netzgewinn ergibt sich aus dem
gleichzeitigen Empfang von mehreren Sendern an einem Ort in einem
Gleichkanalnetz. Der Netzgewinn kann bis zu 3 oder mehr dB betragen, wenn zwei
oder mehrere Sender gleicher oder annähernd gleicher Stärke am Empfangsort, also gerade in den kritischen Gebieten
zwischen den Sendern, empfangen werden können.Ist
jedoch die Empfangsfeldsärke eines empfangbaren
Senders um 10dB oder mehr höher, als die der anderen am gleichen Ort
empfangbaren Sender, so wirkt sich der Gleichkanalgewinn nicht mehr aus.
Statistischer Multiplex:
Der statistische Multiplex ist eine
dynamische Datenratenzuweisung an die Programme im gleichen Multiplex. Wenn ein
übertragenes Programm kurzzeitig eine höhere Datenrate benötigt (z.B. bei
schnellen Kameraschwenks oder sehr schnellen Bildsequenzen), wird diese
zusätzliche Datenrate von anderen Programmen, die „ruhigere“ Bilder übertragen,
abgezogen. Dadurch wird eine verbesserte Bildqualität in kritischen
Übertragungssituationen gewährleistet.
|
Modus |
|||||||
Parameter |
2k |
8k |
||||||
Symboldauer TS [μs] |
224 |
896 |
||||||
Trägerabstand ΔfT [kHz] |
4,4643 |
1,116 |
||||||
Trägeranzahl (theoretisch) |
2048 |
8192 |
||||||
Trägeranzahl (real) |
1705 |
6817 |
||||||
Belegte Bandbreite [MHz] |
7,609 |
7,612 |
||||||
Gesamtsymboldauer TGS [μs] |
280 |
262 |
238 |
231 |
1120 |
1008 |
952 |
924 |
Schutzintervall TG [μs] |
56 |
28 |
14 |
7 |
224 |
112 |
56 |
28 |
TG / TS |
¼ |
1/8 |
1/16 |
1/32 |
¼ |
1/8 |
1/16 |
1/32 |
Zul. Senderabstand [km] |
16,8 |
8,4 |
4,2 |
2,1 |
67,2 |
33,6 |
16,8 |
8,4 |
Tab. 1: Übertragungsparam. im 8MHz Kanal 1
|
Netto-Datenrate
[Mbit/s] |
||||
|
Schutzintervall
/TG |
||||
Modulation |
Coderate |
¼ |
1/8 |
1/16 |
1/32 |
QPSK |
½ 2/3 ¾ 5/6 7/8 |
4,98 6,64 7,46 8,29 8,71 |
5,53 7,37 8,29 9,22 9,68 |
5,85 7,81 8,78 9,76 10,25 |
6,03 8,04 9,05 10,05 10,56 |
16-QAM |
½ 2/3 ¾ 5/6 7/8 |
9,95 13,27 14,93 16,59 17,42 |
11,06 14,75 16,59 18,43 19,35 |
11,71 15,61 17,56 19,52 20,49 |
12,06 16,09 18,10 20,11 21,11 |
64-QAM |
½ 2/3 ¾ 5/6 7/8 |
14,93 19,91 22,39 24,88 26,13 |
16,59 22,12 24,88 27,65 29,03 |
17,56 23,42 26,35 29,27 30,74 |
18,10 24,13 27,14 30,16 31,67 |
Tab. 2:Datenraten für DVB-T in 8-MHz Kan 1
Kontakt und weitere Informationen
Leitfaden
(dieses Dokument) http://www.ueberallfernsehen.de/media/dvb-t_leitfaden.pdf
DVB-T: DasÜberallFernsehen:
http://www.ueberallfernsehen.de
(mit Informationen zur Einführung
von DVB-T in den einzelnen Regionen)
TV-Plattform: http://www.ueberall-tv.de
Minimalanforderungen Set-Top-Boxen:
http://www.ueberall-tv.de/download/AG_DVBT2/MinAnfor/MinAn-V11d.pdf
Norddeutscher Rundfunk
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