Die Wehranlage Nußdorf bei der Schemerlbrücke zur Regelung der Wassermenge im Donaukanal dient dem Hochwasserschutz für Wien. Durch die Errichtung des Kraftwerk Nußdorf wurden die Rahmenbedingungen der Wehranlage geändert und somit die Aufgaben der Wehr neu definiert.
Diese Umstände verlangten eine neue Steuerung, im
Zuge deren
Erneuerung wurde die gesamte Anlage überarbeitet. Die
Wehranlage muss jetzt im Zusammenspiel mit dem Kraftwerk
Nußdorf die richtige Dotation des Donaukanal bewerkstelligen
und im Falle eines Hochwassersentsprechend reagieren.
Für
diese Aufgaben wurde eine neue Pegelmessstelle mit
Datenfernübertragung am Schwedenplatz errichtet, um die
Auswirkungen des Wienflusses in die Steuerung und Alarmierung
einzubinden.
Die Pegelmessung und Datenfernübertragung ist redundant ausgeführt, dafür wurde eine alternative Datenverbindung über das Kraftwerk Freudenau errichtet. Um die Dotation des Donaukanals zu regeln wurde die Pegelmessstelle Brigittenau (Entfernung 1,1km) über eine ebenfalls redundante Datenverbindung eingebunden, der Donaupegel Nußdorf dient zur Hochwassererkennung auf der Donau. Mittels Datenübertragung vom Kraftwerk Nußdorf erhält das Bedienpersonal Informationen über Durchflüsse und Pegelstände der gesamten Donau.
In der Wehrwarte auf der Schemerlbrücke wurde ein
Steuerungssystem mit Touch-Grafikbedienfeld installiert. Die Bedienung
der Wehrschütze
erfolgt über die Automatiksteuerung
immer nur für ein Wehrsegment, bei der Manuellenbedienung
über Frontschalter und Fronttaster können beide
Wehrschütze gleichzeitig betrieben werden.
Der Automatikbetrieb unterstützt eine Kotensteuerung (Wehröffnung), eine Durchflussregelung nach Pegel Brigittenau, eine Durchflussregelung in Abhängigkeit zum Durchfluss Kraftwerk Greifenstein und eine Handbedienung mit Überwachung der vorgeschriebenen Rahmenbedingungen (Absenk- und Anstiegsgeschwindigkeit des Donaukanals).
Die Anlage überwacht die Pegelstände und alarmiert das Betriebspersonal bei zu geringen oder zu hohen Pegelständen des Donaukanals beziehungsweise der Donau. Diese einstellbaren Pegelstände bestehen aus Minimumalarm, Voralarm und Hochwasseralarm, auch die Betriebszustände der Anlage werden mittels Telealarm an das Personal weitergeleitet.
Die Fernwirkaußenstelle "Pegelmessung Schwedenbrücke" wurde mit zwei Wasserstandsmesssonden ausgeführt. Diese Pegelmessung überwacht sich selbst und schaltet nach Bedarf durch das Personal (Sondenwerte ungleich) oder automatisch (Sondenleitungsbruch) auf die relevante Messsonde. Für die Schifffahrt wurde eine digitale Großanzeige in der Front installiert, diese Anzeige wird automatisch auf die aktive Messsonde geschaltet. Ebenso wird die Datenfernübertragung überwacht und bei einer Störung auf die alternative Verbindung über das Kraftwerk Freudenau umgestellt.
Bei der Ausführung der Steuerung wurde höchster Wert auf die Sicherheit gelegt, deshalb wurde zum Beispiel die Ventilansteuerung für das Senken und Heben über zwei Hilfsschütze geführt um beim Versagen eines Hilfsschützes durch den Zweiten abschalten zu können. Beide Hilfsschütze werden getrennt überwacht, um gezielte Aussagen über Störungen treffen zu können.
Die komplette Anlage samt Fernwirkstationen kann über das Grafik-Touch-Bedienfeld beobachtet und bedient werden, sämtliche Parameter und Grenzwerte sind hier ersichtlich und einstellbar. Für die Messwerte und Meldungen wurden Diagrammkurven und Meldungslisten installiert. Weiters kann die Anlage über ein Prozessleitsystem vom Büro beobachtet und bedient werden. Als Fernwarte dient ein Rechner im Schleusenturm, da hier das diensthabende Personal tätig ist. Die Messwerte und Anlagenzustände werden hier archiviert und können mittels Diagramm oder Protokoll ausgegeben werden.
Die Steuerungen verfügen über eine unterbrechungsfreie Notstromversorgung für mehrere Stunden. Die Wehrschütze können auch ohne Stromversorgung durch Notantriebe und hydraulische, händische Steuerung bedient werden. Für die Bedienung im Freien wurde eine Handsteuerungseinrichtung installiert.