Kollagen

Kollagen (von griech. "Leim erzeugend") ist das häufigste Protein im Säugetier (Anteil etwa 30 %). Es sind etwa 19 verschiedene Typen bekannt, die unterschiedliche Genprodukte darstellen und sich durch verschiedene a-Ketten unterscheiden.
Insgesamt sind 5 verschiedene a1-Ketten und 2 verschiedene a2-Ketten bekannt.

Typen:

Typ Anteil Struktur Vorkommen
Typ I   80%   Fibrillen aus 2 a1- und 1 a2-Kette   Haut, Sehnen, Bänder, Knochen, nahezu ubiquitär
Typ II   fibrillenbildend Knorpel, Glaskörper
Typ III   fibrillenbildend Haut, Gefäße, innere Organe
Typ IV   keine Fibrillen Basalmembran
Typ V     in geringen Mengen ubiquitär

Tabelle 1: Die Kollagentypen

Proteinfamilienklasse

identifizierte Kollagene

Fibrilläre Kollagene

I, II, III, V, XI

Netzwerkbildende Kollagene

IV, VIII, X

Kollagene mit Transmembrandomäne

XIII, XVII

Kollagene mit mehrfach unterbrochener Helix

XV, XVIII

Verankernde Fibrillen in Basalmembranen

VII

Mikrofibrilläre Kollagene

VI

Fibrillenassoziierte Kollagene mit unterbrochenen Helices

XI, XII, XIV, XVI, XIX

Prockop D.J., Kivirikko KI. (1995): Collagens: molecular biology, diseases, and potentials for therapy. Annu. Rev. Biochem. 1995;64:403-34

Fibrillenbildendes Kollagen (Typ I)

Kollagen ist insgesamt aus drei Ketten aufgebaut, von denen jede einzelne an die tausend Aminosäuren enthält. Diese Ketten sind in Form einer Dreifach–Helix miteinander verdrillt. Die Helix hat einen Durchmesser von ca. 1.4nm und eine Länge von ca. 300nm. An den Enden der Moleküle kommen kurze, nicht-helikale Sequenzen vor (Am N-terminalen Ende 16 AS, am C-terminalen 25 AS), diese sind wichtig für die Quervernetzung.

In der Struktur des Kollagens kommen Aminosäuren in bestimmten Dreiergruppen vor: Gly-X-Y, wobei die beiden Plätze X und Y zumeist von Prolin, Hydroxyprolin oder Hydroxylysin besetzt sind. Die Hydroxylierung  von Prolin und Lysin ist eine weitere wichtige Voraussetzung für die Quervernetzung (mechanische Stabilität!).

Die Entstehung der Hydroxylformen der beiden Aminosäuren ist vom Vorhandensein der Ascorbinsäure abhängig. Sie wird sowohl von der Prolin- als auch von der Lysin–Hydroxylase als Cofaktor unbedingt benötigt. Bei dieser Reaktion fungiert Ascorbinsäure jedoch nicht als Wasserstoff–Donator, wie man das annehmen könnte, sondern es reduziert das Eisen, den Metallkatalysator des Enzyms (Fe3+ à Fe2+). Durch diese Reaktion kann das Enzym erst seine Wirksamkeit entfalten.

Diese Tatsache erklärt die Zusammenhänge zwischen Ascorbinsäure und Wundheilungsprozessen sowie Narbenbildungen. Auch das Erscheinungsbild der massivsten Mangelerscheinung bei unzureichender Ascorbinsäurezufuhr, Skorbut, lässt sich auf die oben genannten Funktionen von Vitamin C zurückführen.

Die Synthese der Ketten findet in Form von Prokollagen im rER der Fibroblasten statt. Posttranslatorisch werden Prä-Sequenzen von den Ketten abgespalten, die Aminosäuren durch Prolyl- bzw. Lysyl-Hydroxylase hydroxyliert sowie einige Hydroxylysinreste glykosyliert.
Intrazellulär finden eine Kettenauswahl und die Verdrillung der Ketten statt. Danach werden die Pro-Fibrillen aus der Zelle ausgeschleust, nach Abspaltung der Prokollagensequenzen entsteht das fertige Kollagenmolekül.
Extrazellulär erfolgt nun die Quervernetzung zu Mikrofibrillen und schließlich zu Kollagenfasern. Durch die sog. Amadori-Umlagerung an den helikalen Enden entstehen stabile Quervernetzungen.

Basalmembran-Kollagen (Typ IV)

Die Basalmembran besteht aus 2 Schichten, der Lamina lucida (Laminin) und der Lamina densa (Typ-IV-Kollagen). Das Typ-IV-Kollagen ist notwendig für die mechanische Stabilität der Basalmembran. Seine Ketten sind deutlich größer als beim Typ-I-Kollgen und haben neben helikalen auch globuläre Segmente, wodurch sich eine deutlich größere Flexibilität der Strukturen ergibt, die als Netzwerk angeordnet werden können.