Paraneoplastische Syndrome

Jede Zelle enthält die gesamte genetische Information über den menschlichen Organismus, doch wird im Zuge der Differenzierung der größte Teil dieser Erbinformation unterdrückt. Bei der Entdifferenzierung im Rahmen einer neoplastischen Transformation können verschiedene Funktionen wieder aktiviert werden, wozu auch die Hormonproduktion gehört. Wenn das Genprodukt funktionsfähig ist (oder dem originalen Hormon zumindest sehr ähnlich), dann können klinische Symptome ausgelöst werden. Da diese Zellen meist keiner Kontrolle durch übergeordnete Systeme unterliegen (Rezeptoren für steuernde Hormone fehlen), ist die Hormonproduktion oft völlig irregulär, was schließlich nicht mit dem Leben zu vereinbaren ist.

Die hormonproduzierenden Zellen können sowohl innerhalb der Hormondrüse liegen oder auch außerhalb (ektope Hormonproduktion).

Bestimmte Tumorarten neigen zu einem speziellen Hormonmuster. (Eignung als Tumormarker!)

Durch diese hormonproduzierenden Tumoren entstehen die paraneoplastischen Syndrome mit folgender Klinik:

Beispiele:

Tumor Hormonproduktion und -wirkung
Nierenzellkarzinom Mammakarzinom 

PTHrP (Parathormon relelated peptid) 
==> Störungen im Ca++-Stoffwechsel

kleinzelliges Bronchuskarzinom
Hepatome

Gonadotropine

Karzinoid

Serotonin (--> Karzonoidsyndrom)

Medulläres Schilddrüsenkarzinom

Calcitonin

Insulinom

Insulin (--> Hypoglykämien)

Gastrinom

Gastrin (-->Zollinger-Ellison-Syndrom)

VIPom

VIP (-->Verner-Morrison-Syndrom)

Geschlechtshormon-produzierende Tumoren
  • Androgene --> Hirsutismus bei der Frau
  • Östrogene --> Vergrößerung der Mammae, Wachstum des Vaginal- und Uterusschleimhaut