Choreatische Syndrome
autosomal-dominant erbliche Erkrankung. mit einem Defekt (CAG-Expansion) auf
dem kurzen Arm des Chromosoms 4 (4p16.3), die sich meist zw. 30. u. 50. Lj.
manifestiert u. mit progressiver Demenz verbunden ist.
Häufigkeit: in Europa 1:20 000
Pathologie:
Das Gehirn ist kleiner als normal (progressiver Neuronenverlust in
Basalganglien (bes. ausgeprägt im Striatum) u. Frontal-Cortex). Betroffen sind
v.a. die kleinen Zellen.
Halbseitige Chorea = Läsion im kontralateralen Striatum
Symptomatik:
- Psychische Veränderungen: Reizbarkeit, Haltlosigkeit (v.a. sexuell),
Vernachlässigung (==> Verlust der Arbeit, Haushalt, Familie), affektive
Enthemmung (Gewaltdelikte), Choreophrenie (Paranoid-überwertige Ideen,
Psychosen), Demenz
- Bewegungsstörungen, Grimassieren
- Sprechschwierigkeiten (Bewegungsstörung der Sprechmuskulatur),
Phonationsstörung (stoßweise)
- unwillkürliche Zungenbewegungen, Schluckstörungen
- Hyperkinese beim Gehen, nachlassende Handfertigkeiten ==> Rigidität,
Akinese, Gelenksversteifung
- okulomotorische Störungen (Blickparese nach oben, Ausfall der Sakkaden)
- Schubweiser Verlauf, Krankheitsdauer 12-15 Jahre
Diagnostik:
- CT/MRT: Atrophie des Ncl. caudatus, Verbreiterung der Rindenfurchen
- PET: Stoffwechselminderung im Ncl. caudatus
- ausgefallene Long-loop-Reflexe
Therapie:
- Kaum beeinflussbar
- Lediglich die psychischen Veränderungen sind durch Neuroleptika
beeinflussbar
- Hyperkinese spricht vorübergehend auf Tiaprid an (D2-Rezeptorblocker)
- Neuroprotektive Behandlung mit Glutamat-Antagonisten
DD:
Auftreten bei Kindern als Teil des rheumatischen Fiebers (Wochen nach
Infektion mit b-hämolysierenden Streptokokken Gruppe
A). Ursache der Chorea sind AK, die gegen Basalganglien gerichtet sind.
Symptome:
- Hyperkinesen: Rasche, zuckende Bewegungen in einzelnen Muskeln oder
Muskelgruppen. Auftreten bereits in Ruhe, Verstärkung bei absichtlichen
Bewegungen und bei Affekten. Kann bis zum "Bewegungssturm"
gesteigert sein. Hyperkinesen sistieren im Schlaf
- Sprechen monoton und schlecht artikuliert
- wackelnder Gang mit gesteigerten Mitbewegungen
- sehr lebhafte Ausdrucksbewegungen
- "Chamäleonzunge". Rausgestreckte Zunge wird unwillkürlich
zurückgezogen
- Plateaubildung bei Reflexen (z.B. Gordon-Kniephänomen beim PSR)
- Ev. Ballismus: Schleudernde Bewegung im Schulter- oder Beckengürtel,
auch der Kopf kann betroffen sein
- Psychische Labilität, weinen
- Die Krankheit heilt klinisch folgenlos aus, Rezidive sind möglich. Ev.
Disposition für Schwangerschaftschorea
Diagnostik:
- CT/MRT unauffällig
- im EEG unspezifische Veränderungen
- Nachweis von AK gegen Streptokokken-Antigene (z.B. ASLO)
Therapie:
- Bettruhe, Abgeschiedenheit
- Penicillin über mehrere Jahre
- Leichte Sedativa (Bezodiazepine 3 x 2-15mg/d)
- In schweren Fällen Neuroleptika (==> Parkinsonoid) oder Valproat
Auftreten im 3.-5. SSM.
Entspricht der Chorea minor, Auftreten meist als Hemichorea (einseitig)
Kommt auch bei oralen Kontrazeptiva vor (d.h. keine Gestose)