Muskelerkrankungen

dazu zählen:

Progressive Muskeldystrophien

Erbliche, chronisch progressive Krankheiten der quergestreiften Muskulatur mit Schwäche und Atrophie der Willkürmuskulatur. Die Verteilung entspricht nicht dem Versorgungsgebiet der peripheren Nerven.

Symptome:

Progressive Lähmung mit folgender Atrophie der Muskeln. Atrophie gelegentlich durch Fetteinlagerungen maskiert.

Typ Geschlecht Beginn (Jahre) Lebenserwartung vorwiegende Lokalisation
Rezessiv-X-chromosomale Muskeldystrophie
a) Bösartiger Typ (Duchenne) m 0-3 ~20 a Beckengürtel, aufsteigend zum Schultergürtel
b) gutartiger Typ (Becker-Kiener) m 6-19 leicht verkürzt Beckengürtel, aufsteigend zum Schultergürtel
c) Emery-Dreifuß m 6-19 oft verkürzt Extremitäten, später Schulter und Becken
Autosomal-rezessive kongenitale Muskeldystrophie m, w 0 verkürzt Generalisierte Schwäche und Hypotonie
Autosomal-rezessiver Gliedergürteltyp m, w 2-50 verkürzt Beckengürtel, aufsteigend zum Schultergürtel
Autosomal-dominante fazio-skapulo-humerale Muskeldystrophie m, w 10-20 (1-55) meistens normal Schultergürtel, Gesicht, Oberarme
Autosomal-dominante okuläre Muskeldystrophie m, w
a) okuläre Form m, w Kindheit-Senium meistens normal Äußere Augenmuskeln
b) Okulopharyngeale Form m, w 40-60 meistens normal Augen- und Pharynxmuskeln
Autosomal-dominante Myopathia distalis tarda hereditaria m, w 40-60 normal Distale Extremitätenabschnitte
Autosomal-dominante Myopathia distalis juvenilis hereditaria m, w 5-15 normal Distale Extremitätenabschnitte

Molekulare Genetik:

Die progressiven Muskeldystrophien sind auf genetisch bedingte Störungen des Muskelstoffwechsels zurückzuführen:

Diagnostik:

EMG: Verkürte Dauer und reduzierte Amplitude von Einzelpotentialen, relativ dichtes Aktivitätsmuster schon bei schwache Anspannung

Labor:

Muskelbiopsie: Blassgelb gefärbte Muskeln, fettig umgewandelt, histologisch atrophische und hypertrophierte Fasern

DD: progressive spinale Muskelatrophie, proximale Polyneuropathien, Restlähmung nach Poliomyelitis, Polymyositis (diese ist therapeutisch weit besser zu beeinflussen als die Muskeldystrophien)

Therapie:

Derzeit keine kausale Therapie, nur Unterstützung (Physiotherapie, eiweißreiche Ernährung, im Spätstadium Heimbeatmung, psycholog. Betreuung)

 

Myotonien

Leitsymptome:

Abnormes Andauern der Muskelkontraktion (Dekontraktionshemmung) durch Störung der Muskelentspannung, verstärkt in der Kälte. Nach wiederholten Kontraktionen lassen sich schließlich die Muskeln frei bewegen.

Betroffen sind v.a. Extremitätenmuskeln, ev. auch die Zunge oder der M. orbicularis oculi und die äußeren Augenmuskeln.

Pathogenetisch ist ein defekter Chlorid-Kanal der Muskelzellen zu identifizieren.

Typisch: Perkussionsmyotonie

EMG: myotone Schauer (Zu- und anschließende Abnahme von Frequenz und Amplitude der Muskelaktionspotentiale, wie ein Motorrad im Leerlauf, bei dem Gas gegeben wird)

Myotonia congenita Thomsen

generalisierte Myotonie und Hypertrophie der Willkürmuskulatur

Dystrophische Myotonie (Curschmann-Steinert-Krankheit)

molekulargenetische Ursache ist die Vervielfachung (50 - 100e) von physiologischen (normal <30) CTG-Triplet repeats auf Chromosom 19.

Myotonie der kleinen Handmuskeln, der Unterarme und der Zunge. Muskeldystrophie insbesondere in Mm. sternocleidomastoideus, brachiaradialis und die Muskulatur des N. peronaeus. Zusätzlich Dystrophie in der distalen Armmuskulatur, Gesicht, Augenmuskeln, Herzmuskel.

Weitere Symptome: Innenohrschwerhörigkeit, Stirnglatze bei Männern, Katarakt (pathognomisch!), Hodenatrophie/Ovarialinsuffizienz, kardial Symptome (Rhythmusstörungen, Herzinsuffizienz), ev. Befall der glatten Muskulatur des GI-Traktes

Paramyotonia congenita (Eulenburg)

Myotonie bei Kälteeinwirkung

Symptomatische, nicht erbliche Myotonie

Bei Polyneuropathie, Polymyositis oder progressiver Muskeldystrophie, Hypothyreose

 

Belastungsabhängige Muskelschwäche (Myasthenie)

myasthenisches Syndrom = abnorme Ermüdbarkeit der Willkürmuskulatur

Lambert-Eaton myasthenes Syndrom (LEMS)

Meist (80%) haben Patienten mit LEMS ein kleinzelliges Bronchuskarzinom, etwa 2% der Patienten mit kleinzelligem Bronchus-Ca haben ein LEMS. Oft finden sich weitere Autoimmunerkrankungen. Assoziation mit HLA-B8.

Symptome:

Pathophysiologie:

Autoimmunerkrankung. AK gegen spannungsabhängige Ca-Kanäle vermindern Freisetzung von Acetylcholin ==> neuromuskuläre Übertragung gestört (auch vegetativ)

Diagnostik:

Therapie: