LISTE

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

Name: Beier Ferdinand
Name russisch: Бейер Фердинанд Фердинандович
Geboren: 06.08.1894, Groß-Enzersdorf (NÖ)
Beruf: Schlosser
Letzter Wohnort in Österreich: Wien 21
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 03.06.1934
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Char'kov, Gor'kij
Verhaftet: 27.03.1938, Moskau
Anklage: Spionage
Urteil: 26.05.1938, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft
Gestorben: Gulag
Rehabilitiert: 29.04.1989, Militärstaatsanwaltschaft des Moskauer Wehrkreises
Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration
Schicksal: im Lager umgekommen
Kurzbiografie: Ferdinand Beier, geboren 1894 in Groß-Enzersdorf bei Wien, war Mitglied der SDAP seit 1919 und des Schutzbundes seit 1924. Im Ersten Weltkrieg diente er drei Jahre an der russischen Front. Ab 1917 arbeitete er in einer Fabrik für Benzinarmaturen, dann einige Jahre in einer Autofabrik in Bukarest, ab etwa 1924 als Schlosser im Leopoldauer Gaswerk (vier von seinen sechs Brüdern waren im Gaswerk beschäftigt), wo er 1933/34 auch als Betriebsrat tätig war. Am 15. Juli 1927 führte er eine unbewaffnete Schutzbundkompanie zum Parlament. Im Februar 1934 nahm er an den Kämpfen teil, wurde verhaftet und verbrachte fünf Wochen im Gefängnis. Da er eine neuerliche Verhaftung befürchten musste, flüchtete er in die ČSR. Im Lager in Brünn (Brno) trat er in die KPÖ ein. Mit dem zweiten Schutzbundtransport gelangte er im Juni 1934 nach Russland. Anfangs dürfte er in Gor'kij und Char'kov gelebt haben, als er am 27. März 1938 verhaftet wurde, arbeitete er (als prämiierter Brigadier) im Stalin-Autowerk in Moskau.
Vom österreichischen Staat wurde ihm am 6. März 1936 die Staatsbürgerschaft wegen Hochverrats aberkannt. Vom NKVD wurde er wie üblich der Spionage beschuldigt, im Verhör "gestand" er, er sei von dem Österreicher Iosif Rusička (wahrscheinlich Josef Ruschitzka aus Wien-Floridsdorf, er kehrte 1937 nach Österreich zurück) 1935 als Spion angeworben worden und habe auch zugesagt, im Kriegsfall Sabotage im Stalin-Autowerk zu betreiben. Beier seinerseits habe die Österreicher Willi Malek (dieser wohnte wie Beier im Schutzbundhaus, Воротниковский переулок, 7) und Hubert Cizl für Sabotageakte angeworben. Am 26. Mai 1938 wurde Beier zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt. Nach unbestätigten Angaben ist er im Gulag gestorben.
Quelle: RGASPI, DÖW, Parteiarchiv der KPÖ
Anmerkung: