Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Name: Binder Franz
Name russisch: Биндер Франц Николаевич Geboren: 25.09.1902, Wien Beruf: Koch Letzter Wohnort in Österreich: Wien Ankunft in Russland/Sowjetunion: 18.10.1934 Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Soči, Čeljabinsk Verhaftet: 12.06.1935, Moskau; 06.12.1943, Čeljabinsk Anklage: öffentliche Gewalttätigkeit Urteil: 2 Jahre Gefängnis; Freispruch nach Revision; 25.03.1944, 10 Jahre Lagerhaft Gestorben: 12.05.1957, Wien Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration Schicksal: überlebte Kurzbiografie: Franz Binder wurde 1902 in Wien geboren, er war ungarischer Staatsbürger. Sein Vater war von Beruf Hutmacher. Ab April 1919 kämpfte Franz Binder in den Reihen der Rotgardisten in Ungarn und flüchtete nach der Niederlage der Räteregierung nach Frankreich, wo er von 1920 bis 1925 in der französischen Fremdenlegion diente. Später arbeitete er als Koch. 1926 kehrte er nach Wien zurück, wo er die österreichische Staatsbürgerschaft erwarb und Mitglied der SDAP wurde. 1929-1931 verdiente er seinen Unterhalt wieder als Koch in Frankreich und war nach seiner Rückkehr nach Österreich arbeitslos. Im Februar 1934 war er an den Kämpfen um das Ottakringer Arbeiterheim beteiligt. Nach einer kurzen Haft auf Gelöbnis freigelassen, flüchtete er in die Tschechoslowakei und gelangte im Oktober 1934 nach Russland. In Moskau arbeitete Binder als Koch in einem Restaurant und im Hotel Sovetskaja, wo er auch wohnte. Seine Schutzbundkameraden warfen ihm unsoziales Verhalten vor, und die Kaderfunktionäre der KPÖ empfahlen im April 1937 seine Ausweisung aus der UdSSR. Binder wurde am 12. Juni 1935 wegen Trunkenheit und öffentlicher Gewalttätigkeit gegen zwei Polizisten verhaftet und zu zwei Jahren Freiheitsentzug verurteilt, jedoch in der zweiten Instanz, angeblich nach Intervention der österreichischen Sektion der Komintern, freigesprochen. Vorübergehend arbeitete er dann in Soči. Seine zweite Verhaftung erfolgte am 6. Dezember 1943 in Čeljabinsk, als Binder Küchenchef auf einer Baustelle des NKVD war. Am 25. März 1944 wurde er zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt; wessen er beschuldigt wurde, ist nicht bekannt. Franz Binder kehrte am 12. Dezember 1955 nach Wien zurück, seine russische Frau Julia (Юлия Яковлевна Биндер, geb. 1903) und die Tochter Erna (geb. 1937) folgten ihm im November 1956. Binders Rehabilitierung wurde 1997 abgelehnt, weil die Staatsanwaltschaft keine Unterlagen über ihn fand. Franz Binder starb am 12. Mai 1957 in Wien. Quelle: RGASPI, lists.memo.ru, Wiener Friedhofs-DB Anmerkung:
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