LISTE

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

Name: Djuritsch Johann
Name russisch: Дюрич Иоган Иоганович
Geboren: 20.07.1913, Wien
Beruf: Tischler
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 25.04.1934
Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Dagomys (Krasnodarskij kraj)
Verhaftet: 30.06.1941, Moskau
Anklage: antisowjetische Agitation, Spionage
Urteil: 26.09.1942, Sonderberatung (OSO), 10 Jahre Lagerhaft
Gestorben: Gulag
Rehabilitiert: 05.08.1997, Oberste militärische Staatsanwaltschaft
Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration
Schicksal: im Lager umgekommen
Kurzbiografie: Johann Djuritsch (Đurić) wurde 1913 in Wien geboren, er hatte drei Geschwister. Sein Vater war ein Bauernsohn aus Bosnien, der 1907 zum Militärdienst nach Wien kam, wo er blieb und als Teppichweber und Hilfsarbeiter arbeitete, bis er 1933 starb. Seine Mutter stammte aus Mähren, sie kam nach Wien, um als Kindermädchen und Erzieherin zu arbeiten. Nach achtjährigem Schulbesuch, einer nach einem Jahr abgebrochenen Ausbildung als Fleischhauerlehrling und einem Lehrabschluss 1932 als Tischler war Johann Djuritsch arbeitslos. Er war Mitglied der SAJ von 1928 bis 1931 und des KJV ab 1931. Aus dem Schutzbund, in den er 1932 eingetreten war, wurde er wegen Sympathien für die Kommunisten ausgeschlossen. Nach eigenen Angaben nahm Djuritsch an den Kämpfen um den Nordbahnhof in Wien-Floridsdorf teil und flüchtete – nachdem er nur zwei Tage in Haft gewesen war – anschließend zu einem Onkel in die ČSR. Seine zwei mit ihm verhafteten Brüder blieben dagegen ca. ein Jahr in Haft. In der ČSR erfuhr Johann Djuritsch aus der Zeitung von der Weiterfahrt von Schutzbündlern in die UdSSR. Es gelang ihm noch am gleichen Tag, sich dem ersten Transport anzuschließen. Laut Josef Brüll, der eine Art politischer Leitungsfunktion einnahm, nahm Djuritsch als blinder Passagier am Transport nach Moskau teil. In Polen wollte Brüll Djuritsch aus dem Zug entfernen lassen, verzichtete aber darauf, als die polnische Polizei erklärte, Djuritsch in diesem Fall zu verhaften. Die Zentrale Legitimierungskommission der MOPR anerkannte ihn nicht als Politemigranten, empfahl aber am 14. Mai 1934, dass er die sowjetische Staatsbürgerschaft erhalten und einen Arbeitsplatz außerhalb Moskaus annehmen sollte. Djuritsch trat 1935 dem Komsomol bei und arbeitete in Moskau in einer Möbelfabrik. 1937 arbeitete er sechs Monate in Dagomys bei Soči. Im selben Jahr (nach anderen Angaben bereits 1936) strebte er auf Bitte seiner Mutter die Rückkehr nach Österreich an; ein österreichischer Reisepass wurde ihm bewilligt. Djuritsch beschloss jedoch, in Russland zu bleiben, und nahm 1939 die sowjetische Staatsbürgerschaft an. Er arbeitete als Meister und Lehrer in einer Berufsschule für Tischler in Moskau, als er am 30. Juni 1941 verhaftet wurde. In der Folge wurde er in ein Gefängnis in Omsk verlegt.
Djuritsch bestritt alle Vorwürfe und erklärte seine Kontakte zur österreichischen und später der deutschen Botschaft damit, dass er einen Reisepass beantragt hatte. Die deutsche Botschaft suchte er 1939 lediglich auf, um einen Brief von seiner Mutter abzuholen. Djuritsch wurde am 26. September 1942 zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Sein weiteres Schicksal ist unklar, es gibt Angaben, wonach er im Lager gestorben sein soll; nach anderen Angaben ist er 1954 nach Österreich zurückgekehrt.
Djuritsch war verheiratet, als er verhaftet wurde, und hatte einen fünfjährigen Sohn namens Erwin, der an Epilepsie litt.
Quelle: RGASPI, GARF, ÖStA
Anmerkung: