Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Name: Klug Maria
Name russisch: Клюг Мария Иосифовна Geboren: 13.08.1899, Wien Beruf: Krankenschwester Letzter Wohnort in Österreich: Linz Ankunft in Russland/Sowjetunion: 21.09.1935 Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Ščelkovo (Moskovskaja obl.) Verhaftet: 05.09.1941, Moskau Anklage: antisowjetische Agitation, Spionage Urteil: 29.04.1942, Sonderberatung (OSO), 10 Jahre Lagerhaft Gestorben: 15.08.1943, Gulag Rehabilitiert: 02.07.1963 Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration Schicksal: im Lager umgekommen Kurzbiografie: Maria Schmidt (verheiratet Klug) wurde 1899 in Wien geboren. Ihr Vater Josef Schmidt war Steinmetz von Beruf. Nach der Volks- und Bürgerschule besuchte sie eine Krankenpflegeschule. Sie lebte dann mit ihrer Familie in Linz und arbeitete als Fürsorgerin. Vorübergehend war sie als Kellnerin in Bad Aussee beschäftigt, dort lernte sie ihren Mann, den Gendarmen Kajetan Klug, kennen. Die Kinder Wilhelm Klug und Arnold (Arno) Klug wurden 1920 und 1930 geboren. Im September 1934 flüchtete Kajetan Klug aus politischen Gründen in die ČSR. Maria Klug wurde wegen kommunistischer Aktivitäten verhaftet, nach einigen Tagen gegen Gelöbnis freigelassen. Sie folgte ihrem Mann einen Monat später mit den Kindern in das Lager Zbraslav. Ob sie die Grenze illegal überquerte, wie sie später behauptete, oder mit legalen Dokumenten, was ihr vorgeworfen wurde, konnte nicht endgültig geklärt werden. Die Familie Klug lebte dann fast ein Jahr im Emigrantenlager in Zbraslav (heute im Stadtgebiet von Prag), wobei es zu verschiedenen Zerwürfnissen und Anschuldigungen gegen die Familie kam. Zusammen mit anderen Schutzbündlern (u.a. Franz Baumberger und Hans Wasicek) gelangten die Klugs schließlich im September 1935 nach Moskau. Sie lebten anfangs im Hotel Balčug, dann im Emigrantenheim in der ul. Obucha, für ihren Lebensunterhalt kam die MOPR auf. Kajetan Klug wurde im April 1936 verhaftet, daraufhin wurde seine Frau von der Komintern wegen politischer Unzuverlässigkeit aus der KPÖ ausgeschlossen. Im Juli 1936 nahm Maria Klug zusammen mit den Kindern die sowjetische Staatsbürgerschaft an, vermutlich hatte sie unwissentlich einen Antrag dafür unterschrieben. Daher konnte die österreichische Gesandtschaft - Maria Klugs Schwiegermutter hatte sich an die Regierung gewandt, als ihr Sohn verhaftet wurde - nicht mehr für die Familie intervenieren. Maria Klug arbeitete vorerst als Köchin in einem medizinischen Institut, im Laufe des Jahres 1938 wurde ihr ein Arbeitsplatz außerhalb von Moskau zugewiesen. Sie arbeitete dann als Krankenschwester in einer Kinderkrippe in der Sowchose Litvinovo bei Ščelkovo, nordöstlich von Moskau. Ihr Sohn Arnold (Arno) lebte bei ihr, der andere Sohn, Wilhelm, war seit Juni 1938 ebenfalls in Haft. Am 5. September 1941 wurde auch Maria Klug verhaftet, sie wurde der konterrevolutionären Agitation beschuldigt. Man warf ihr vor, sie habe die faschistische Gesellschaftsordnung Deutschlands und Hitler gepriesen und defätistische Stimmung verbreitet. Nach Kriegsbeginn wurde sie in das kirgisische Frunze (Biškek) evakuiert. Am 29. April 1942 wurde sie zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Sie starb am 15. August 1943 in einem Lager in Kasachstan. Ihr Sohn Arnold Klug wurde vom Direktor eines Waisenhauses namens Ignatov adoptiert und erhielt den Namen Michail Ivanovič Ignatov. Er lebte in der Stadt Rudnyj in Kasachstan, als er in einem Brief an das Militärkollegium im Jänner 1963 um Aufklärung über das Schicksal seiner Verwandten bat und zwei Monate später tatsächlich Kunde vom Schicksal der Eltern und des Bruders erhielt. Quelle: GARF Anmerkung: S. auch Barry McLoughlin: Familienschicksale: In: Barry McLoughlin/Josef Vogl: ... Ein Paragraf wird sich finden. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer (bis 1945).- Wien 2013. S. 70-81.
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