Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Name: Klug Wilhelm
Name russisch: Клюг Вильгельм Каетанович (Камданович, Кастанович) Geboren: 06.11.1920, Bad Aussee (Steiermark) Beruf: Schweißer Letzter Wohnort in Österreich: Linz Ankunft in Russland/Sowjetunion: 21.09.1935 Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Berelech (Magadanskaja obl.), Magadan, Leningrad Verhaftet: 16.03.1938, Moskau Anklage: konterrevolutionäre Tätigkeit, Mitgliedschaft in der konterrevolutionären Organisation "Hitlerjugend" Urteil: 24.06.1938, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft Rehabilitiert: 19.09.1955, Militärtribunal des Moskauer Wehrkreises Emigrationsmotiv: andere Schicksal: überlebte Kurzbiografie: Wilhelm (Willi) Klug wurde 1920 in Bad Aussee (Salzkammergut) geboren, wo sein Vater Kajetan Klug zu dieser Zeit als Gendarm diente. Seine Mutter Maria Klug flüchtete mit ihren beiden Söhnen Wilhelm und Arnold im Oktober 1934, als sie nach einigen Tagen Haft wegen kommunistischer Aktivitäten auf Gelöbnis freigelassen worden war, zu ihrem Mann in das Emigrantenlager Zbraslav bei Prag. Im September 1935 gelangte die Familie nach Moskau. Maria Klug nahm im Juli 1936 nach der Verhaftung ihres Mannes für sich und die beiden Kinder die sowjetische Staatsbürgerschaft an. Wilhelm Klug besuchte anfangs die deutschsprachige Karl-Liebknecht-Schule. Er arbeitete als Elektroschweißer im Werk ЭМА (завод электромедицинской аппаратуры) für elektromedizinische Geräte, als er am 16. März 1938 zusammen mit drei weiteren Österreichern, die im Emigrantenheim in der ul. Obucha wohnten, verhaftet wurde. Am 19. März wurde er das erste Mal verhört, wobei er vier Stunden lang geschlagen wurde, bis er "gestand", der in Moskau operierenden konterrevolutionären faschistischen Spionageorganisation Hitlerjugend anzugehören. Dabei wurde er an der Wirbelsäule so schwer verletzt, dass ihm ein Lagerarzt später nur 40-prozentige Arbeitsfähigkeit zugestand. Am 24. Juni 1938 wurde Wilhelm Klug zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt und in ein Lager an der Kolyma in Nordostsibirien deportiert. Nach Verbüßung seiner Strafe wurde Wilhelm Klug zwar am 16. März 1946 aus dem Gulag entlassen, durfte aber das Gebiet Magadan nicht verlassen. Er arbeitete als Kellner und Lagerarbeiter und qualifizierte sich schließlich zum Werkzeugschlosser. 1953 richtete er eine Petition an Kliment Vorošilov, den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets. Er bat um die Tilgung seiner Strafe sowie die Bewilligung, als Herzkranker in eine Großstadt in Zentralrussland übersiedeln zu dürfen. 1955 wurde er rehabilitiert, trotzdem bekam er seine bei der Verhaftung beschlagnahmten Kleider und Möbel sowie die gesparten 800 Rubel nicht zurück. Die Gegenstände waren verschwunden, das Geld war angeblich seiner Frau ausgehändigt worden. Der offenkundige Betrug störte die sowjetischen Staatsorgane nicht: Wilhelm Klug war 17 Jahre alt und nicht verheiratet, als er verhaftet wurde. Später lebte er in Leningrad und hatte eine Familie mit drei Kindern. Am gleichen Tag wie Wilhelm Klug wurden seine Mitbewohner im Emigrantenheim Leon Biller und Karl Brückl verhaftet. Weitere Österreicher, die in Moskau an diesem Tag verhaftet wurden, waren Matthias Bany, Johann Brozowsky, Otto Deschmann, Josef Heriszt, Siegfried Quartner und Mavriki (Moritz) Menkes. Quelle: GARF Anmerkung: Siehe auch Barry McLoughlin: Familienschicksale: In: Barry McLoughlin/Josef Vogl: ... Ein Paragraf wird sich finden. Gedenkbuch der österreichischen Stalin-Opfer (bis 1945).- Wien 2013. S. 70-81.
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