Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Name: Leutner Josef
Name russisch: Лейтнер (Лойтнер) Йозеф Карлович Geboren: 18.07.1909, Wien Beruf: Schriftsetzer Letzter Wohnort in Österreich: Wien Ankunft in Russland/Sowjetunion: 03.06.1934 Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Ordžonikidzegrad (Brjanskaja obl.), Enisej Verhaftet: 25.03.1938, Moskau Anklage: Spionage, antisowjetische Agitation Urteil: 07.03.1940, freigesprochen Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration Schicksal: freigelassen Kurzbiografie: Der Schriftsetzer Josef Leutner (fallweise Leitner) wurde 1909 in Wien geboren. Sein Vater war ein Fleischhauergehilfe in Wien-St. Marx, der im Ersten Weltkrieg schwer verwundet wurde, danach eineinhalb Jahre in einer Heilanstalt verbrachte. Die Mutter war Schneiderin. Josef Leutner, der zwei Geschwister hatte, verbrachte nach dem Krieg im Rahmen einer Kinderhilfsaktion zwei Jahre in Holland, seine Schwester sechs Monate in Italien. Er lernte nach Abschluss der Schulbildung 1923 Schriftsetzer; als er 1927 ausgelernt hatte, lebte er von Gelegenheitsarbeiten und war häufig arbeitslos. Leutner war Mitglied der SAJ, dann auch der SDAP und ab 1927 des Schutzbundes. Nach den Kämpfen im Februar 1934, an denen er im Wiener Stadtteil Jedlesee teilnahm, flüchtete er in die ČSR. Er wurde in Znaim (Znojmo) interniert und gelangte im Juni 1934 mit dem zweiten Schutzbundtransport nach Russland. In Moskau begann Leutner Anfang Juli in der 7. Druckerei (Искра революции) als Schriftsetzerlehrling zu arbeiten. Ab 1937 – in diesem Jahr wurde er auch in die KPÖ aufgenommen – wurde ihm betriebsintern ein Arbeitsplatz bei der Deutschen Zentral-Zeitung (DZZ) zugewiesen, wo er als Metteur mehr verdiente. Im Zusammenhang mit einem Fehler wurde er im Dezember 1937 allerdings entlassen, er musste jedoch nach Gerichtsentscheid wieder eingestellt werden; der entgangene Lohn wurde ihm nachgezahlt. Als er sich so wie seine Freunde Anton Dobritzhofer (er war sein ehemaliger Schutzbundkommandant), Franz Löschl (geb. 1913 in Wien, Deckname Max Rieger) und Anton Barak freiwillig zu den Internationalen Brigaden nach Spanien melden wollte, wurde er von der Kaderabteilung der Komintern abgelehnt. Leutner wurde am 25. März 1938 verhaftet. In den ersten Verhören "gestand" er, er habe sich während seines Aufenthaltes in der ČSR von einem Agenten des Geheimdienstes namens Richard Straße (oder Strasser) als Spion anwerben lassen und diesem später in Moskau geheime Unterlagen übergeben. In späteren Verhören widerrief er dieses Geständnis und bekannte sich lediglich schuldig, Unzufriedenheit über seinen Arbeitslohn und die Lebensumstände in der Sowjetunion geäußert zu haben. Im März 1939 wurde die Anklage auf antisowjetische Agitation geändert. Am 7. März 1940 befand V. Poluėktov, stellvertretender Militärstaatsanwalt des Moskauer Wehrkreises, dass ähnlich wie im Fall des Österreichers Franz Schneider die Anklage nicht gerechtfertigt sei und die antisowjetischen Äußerungen Leutners lediglich auf politische Ahnungslosigkeit zurückzuführen seien. Nach der Freilassung fand Leutner Arbeit in der Druckerei Nr. 17 in Moskau. Sein Zimmer im Hotel Sovetskaja bekam er jedoch nicht zurück, doch fand er vorübergehend Unterschlupf bei der Frau des verhafteten Alexander Dobo-Deutsch. Als diese aus Moskau ausgewiesen wurde, verlor auch Leutner seine Unterkunft. Da er in Moskau kein Zimmer fand, wurde ihm ein Arbeitsplatz in Ordžonikidzegrad (Bežica, Brjanskaja obl.) zugewiesen, wodurch er von seiner Familie getrennt wurde. Nach Kriegsausbruch wurde er mit seinem Betrieb evakuiert, kam nach Enisej, einer Station der Transsibirischen Eisenbahn. Somit musste er bis 1946 von seiner Familie getrennt leben. Im April 1946 wurde von der zuständigen Kommission des ZK der VKP (b) seine Ausreise nach Österreich bewilligt. Leutner kehrte schließlich nach Österreich zurück, er starb im Alter von 79 Jahren in Wien. Quelle: Wiener Friedhofs-DB, RGASPI, GARF Anmerkung:
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