Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Josef Maschek Fahndungsfoto aus dem Deutschen Kriminalpolizeiblatt Nr. 1679/1933, zur Verfügung gestellt von Christian von Gélieu | Name: Maschek Josef
Name russisch: Машек Иосиф Иосифович Geboren: 08.01.1903, Wien Beruf: Bauarbeiter Letzter Wohnort in Österreich: Wien Ankunft in Russland/Sowjetunion: 25.10.1931 Wohnorte in der Sowjetunion: Ivanovo, Voronež, Stalingrad, Engels, Marxstadt Verhaftet: 10.02.1938, Engels Anklage: antisowjetische Agitation Urteil: 13.06.1939, 8 Jahre Lagerhaft Gestorben: 21.03.1943, Gulag Rehabilitiert: 06.07.1960, Gebietsgericht Saratov Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration Schicksal: im Lager umgekommen Kurzbiografie: Josef Maschek, geboren 1903 in Wien, war tschechischer Staatsbürger. Sein Vater, der Tischler war, starb schon 1916. Maschek wuchs in Wien auf, wo er nach der Volks- und Bürgerschule eine Abendschule für Bauwesen besuchte, aber nicht abschloss. Maschek war kurze Zeit Mitglied der SAJ, bis er 1920 in Bregenz der KPÖ und dem KJV beitrat. 1924/25 war Maschek, der in Italien, Albanien, Griechenland, Tunesien, Jugoslawien, Ungarn, Holland und der Tschechoslowakei auf Wanderschaft war, wieder in Wien und Aktivist der KJV-Gruppe in Wien-Brigittenau. Wegen Zugehörigkeit zur Fraktion von Karl Tomann wurde er aus der KPÖ ausgeschlossen. In der Folge emigrierte er in die ČSR, wo er einige Jahre Mitglied der KPČ in Mährisch-Schönberg (Šumperk), oft arbeitslos und wegen politischer Delikte in Haft war. Mitte 1928 übersiedelte Maschek nach Berlin und trat dort in die KPD ein. In Berlin-Neukölln organisierte er zusammen mit Emil Linke einen Mieterstreik gegen einen Wirt, der sein Lokal der SA zur Verfügung gestellt hatte. Im Zuge der folgenden Ereignisse, bei denen der Wirt ums Leben kam, wurde Maschek festgenommen und zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, worüber die Rote Fahne berichtete. Warum Maschek die Strafe nicht absitzen musste, ist unbekannt. Da außerdem gegen Maschek auch ein Verfahren wegen eines Landarbeiterstreiks bei Königs Wusterhausen (südlich von Berlin) anhängig war, rechnete er als tschechoslowakischer Staatsbürger mit seiner Ausweisung aus Deutschland. Er organisierte sich über die russische Handelsvertretung einen Arbeitsvertrag mit einem Betrieb in der Sowjetunion, da er im Fall der Abschiebung in die Tschechoslowakei eine längere Haftstrafe zu befürchten hatte. In der Sowjetunion war er dann als Bauarbeiter und Rohrleger in Ivanovo, Voronež, Stalingrad, Engels und Marxstadt beschäftigt. Der Versuch, zusammen mit deutschen und tschechischen Emigranten eine landwirtschaftliche Genossenschaft zu gründen, schlug fehl, obwohl Maschek bereits mehr als zwei Dutzend Interessenten angeworben hatte. Ab August 1933 verbrachte er mehrere Monate in der Schweiz bei seiner Mutter, wurde dort aber aufgrund eines deutschen Haftbefehls festgenommen, da er nach der NS-Machtergreifung wegen der Ereignisse in Neukölln erneut zur Fahndung ausgeschrieben worden war. Weil es sich um ein politisches Delikt handelte, wurde Maschek von der Schweiz nicht ausgeliefert, sondern ausgewiesen. Über Odessa kehrte er in die Sowjetunion zurück. Maschek war als Spezialist für sanitäre Ausstattung des Baukonzerns Немжилгражданстрой tätig, als er in Engels in der Wolgadeutschen Republik am 10. Februar 1938 verhaftet wurde. Nach anderen Angaben wurde Maschek am 8. März 1938 in Gorno-Altajsk (Oirot-Tura) in Südwestsibirien verhaftet. Am 13. Juni 1939 wurde er wegen antisowjetischer Agitation zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt. Er starb am 21. März 1943 im Gulag. Auch Emil Linke (geb. 1901 in Apolda, Thüringen) emigrierte 1935 in die Sowjetunion. Er wurde 1938 verhaftet und in Butovo bei Moskau als Spion erschossen. Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, lists.memo.ru, RGASPI Anmerkung: S. Schnellgericht gegen 26 Mieter. In: Rote Fahne, Berlin, 27. Oktober 1931, S. 4.
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