Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Name: Maresch Leopold
Name russisch: Мареш Леопольд Германович Geboren: 01.11.1890, Wien Beruf: Eisengießer, Funktionär Letzter Wohnort in Österreich: Weigelsdorf (Bezirk Baden) Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1930 Wohnorte in der Sowjetunion: Donbass, Rostov-na-Donu Verhaftet: 1937, Rostov-na-Donu Anklage: trotzkistische Tätigkeit Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration Schicksal: unbekannt Kurzbiografie: Der Eisengießer Leopold Maresch, geboren 1890 in Wien, war Mitbegründer der KPÖ und der steirischen KP-Landesorganisation. Maresch war zeitweilig Mitglied des Politbüros der KPÖ und im letzten Quartal 1921 Vertreter der österreichischen Partei beim EKKI (Exekutivkomitee der Komintern). In Wien fungierte Maresch ein Jahr lang als Redakteur der Roten Fahne. Er war dann Sekretär der österreichischen Filiale der von Willi Münzenberg gegründeten Internationalen Arbeiter-Hilfe (IAH), bis er nach Berlin übersiedelte und in der Redaktion der Münzenberg-Zeitung Berlin am Morgen angestellt wurde. Schließlich bestellte ihn Münzenberg zum Leiter des internationalen Büros des deutschen Vereins der Freunde der Sowjetunion. Ende 1928 musste Maresch Berlin verlassen, weil er wegen politischer Betätigung keine Verlängerung seiner Aufenthaltsgenehmigung erhielt. Von Graz aus suchte er um eine Position bei der in Engels in der Wolgadeutschen Republik angesiedelten Zeitung Nachrichten an. Um 1930 emigrierte Maresch nach Russland. Schon bald begann sich die sowjetische Geheimpolizei für ihn zu interessieren, aber eine Stellungnahme von Koplenig, der auch die Überführung Mareschs in die VKP (b) empfahl, dürfte die Bedenken der OGPU vorerst zerstreut haben. In den folgenden Jahren arbeitete Maresch als "Kulturarbeiter", also Berater und Betreuer ausländischer Arbeiter. Dabei geriet Maresch in Konflikt mit Mitgliedern der KPD, die im Schacht Amerikanka als Bergarbeiter beschäftigt waren. Sie denunzierten ihn beim KPD-Führer Wilhelm Pieck. In seiner Stellungnahme behauptete Pieck, Maresch sei seinerzeit wegen Opportunismus als Leiter der IAH in Wien abberufen worden. Vergebens suchte Maresch jahrelang diesen Makel in seiner Parteibiografie zu tilgen. Zur Zeit seiner Verhaftung war Maresch Berater der deutschsprachigen Arbeiter in dem Landwirtschaftsmaschinen-Betrieb Ростсельмаш in Rostov-na-Donu. Er wurde wahrscheinlich 1937 zusammen mit den bei Ростсельмаш beschäftigten Österreichern Friedrich Aust, Josef Hoffmann, Josef Dallinger, Eduard Hrdlicka u. a. verhaftet. Noch 1937 wurde Maresch wegen trotzkistischer Tätigkeit in seiner KPÖ-Zeit verurteilt; Details sind nicht bekannt. Leopold Maresch, seine Frau Marie (geb. 04.09.1889) und seine Tochter Marie (geb. 29.11.1922 in Baden bei Wien) waren seit dem 20. Jänner 1936 sowjetische Staatsbürger. Seine Frau Marie Maresch richtete 1956 ein Ansuchen um Rehabilitierung an den KGB, sie lebte damals in einer Kolchose im Altaj-Gebiet. Quelle: ÖStA, DÖW, RGASPI Anmerkung:
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