LISTE

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

Name: Tomanek Franz
Name russisch: Томанек Франц Францевич
Geboren: 12.03.1910, Wien
Beruf: Schneider, LKW-Fahrer
Letzter Wohnort in Österreich: Wien
Ankunft in Russland/Sowjetunion: 25.04.1934
Wohnorte in der Sowjetunion: Char'kov, Moskau
Verhaftet: 10.03.1938, Moskau
Anklage: Spionage für Österreich
Urteil: 10.10.1938, Trojka, 10 Jahre Lagerhaft
Rehabilitiert: 28.09.1989, Militärstaatsanwaltschaft des Moskauer Wehrkreises
Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration
Schicksal: unbekannt
Kurzbiografie: Franz Tomanek wurde 1910 in Wien geboren. Sein Vater war als Maler in einer Waggonfabrik beschäftigt, die Mutter Hausfrau. Tomanek machte auf Wunsch des Vaters eine Schneiderlehre. Von 1926 bis 1929 war er arbeitslos, fand dann für sechs Monate Arbeit und war in der Folge bis 1934 wieder arbeitslos. 1927 wurde er Mitglied der SDAP. An den Kämpfen im Februar 1934 nahm er in Wien-Simmering teil, war dann fünf Tage in Haft. Er flüchtete - zusammen mit den Brüdern Otto und Josef Kormout - über Marchegg in die ČSR, wo er wegen illegalen Grenzübertritts ebenfalls kurze Zeit im Gefängnis war. Mit dem ersten Schutzbundtransport gelangte er im April 1934 in die Sowjetunion. Von Mai 1934 bis Juli 1935 arbeitete er in Char'kov im Серп и молот-Motorenwerk als Schweißer. Dann übersiedelte er nach Moskau, wo er als Lastwagenfahrer beim Bau der Metro beschäftigt war. Am 10. März 1938 wurde er verhaftet und in die Taganka gebracht. Es wurde ihm vorgeworfen, er sei in Wien erst aus der Haft entlassen worden, als er sich zu Spionagediensten für die österreichische Polizei verpflichtet habe. Tomanek "gestand" u.a. die Weitergabe geheimer Materialien an einen geheimnisvollen österreichischen Agenten namens Wolf und an den bereits im Februar 1938 verhafteten Schutzbündler Gustav Döberl. Am 10. Oktober 1938 wurde Tomanek zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt und in den Локчимлаг in der Republik Komi deportiert. In einer Eingabe an das Innenministerium vom Mai 1940 widerrief er sein seinerzeitiges Geständnis, das er nur abgelegt hatte, weil man ihm die Freilassung in Aussicht gestellt hatte. Der NKVD hielt jedoch an seinem Urteil fest. Das weitere Schicksal Tomaneks ist nicht bekannt.
Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), RGASPI, GARF
Anmerkung: