Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Name: Wierländner Johann
Name russisch: Вирленднер Иоган Иоганович (Вирлендер) Geboren: 08.12.1918, Wien Beruf: Schlosser Letzter Wohnort in Österreich: Wien Ankunft in Russland/Sowjetunion: 07.08.1934 Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau Verhaftet: 26.02.1938, Moskau Anklage: Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Organisation Urteil: 27.07.1938, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft Gestorben: 30.05.1943, Gulag Rehabilitiert: 23.05.1957, Militärtribunal des Moskauer Wehrkreises Emigrationsmotiv: Schutzbund-Kind Schicksal: im Lager umgekommen Kurzbiografie: Johann (Hans Josef) Wierländner (Wirländer) wurde 1918 in Wien geboren. Bereits 1925 wurde er Mitglied des Pionierverbandes der KPÖ, 1933 trat er dem illegalen KJV bei. Wierländner kam im August 1934 mit seinen Geschwistern Karl, Josef, Erich und Leopoldine mit dem Schutzbund-Kindertransport nach Moskau, wo bereits die Eltern, Johann Wierländner sen. und Leopoldine Wierländner sen. (geb. Jasiček), lebten. Der Vater, der seit 1922 Mitglied der KPÖ war, war wegen einer Kopfverletzung im Ersten Weltkrieg in Österreich invalid. Er arbeitete trotzdem als Bauarbeiter in Moskau und war nach einem Arbeitsunfall auf die Unterstützung durch die MOPR (Internationale Rote Hilfe) angewiesen. Während die jüngeren Kinder im Kinderheim № 6 untergebracht wurden, begann Johann Wierländner jun., der in Wien eine Tischlerlehre angefangen hatte, im November 1934 eine Lehre in der Moskauer Ordžonikidze-Maschinenfabrik. Anfang 1937 suchte er um die Entsendung zu den Internationalen Brigaden nach Spanien an, wurde jedoch - offiziell wegen seiner Jugend - abgelehnt. Angesichts der steigenden Zahl von Verhaftungen in Moskau suchte Wierländner die österreichische Gesandtschaft auf, um einen Reisepass für die Rückreise nach Wien zu erhalten. Er wollte dies vor seinen streng kommunistischen Eltern verheimlichen, holte allerdings die Ausreisezustimmung seitens der KPÖ-Vertretung in der Komintern (Ernst Fischer, Johann Täubl) ein. Die in solchen Fällen durchgeführten Erhebungen der österreichischen Staatspolizei zogen sich in die Länge und Wierländner wurde vor deren Abschluss am 26. Februar 1938 in Moskau verhaftet. Er wurde mit ca. 80 anderen deutschsprachigen Emigranten (u.a. Erwin Turra, Géza Spirk) und Jugendlichen (Josef Taschner, Wilhelm Klug) in den Fall Hitlerjugend hineingezogen. Am 27. Juli 1938 wurde Wierländner wegen Mitgliedschaft in dieser Organisation, die natürlich eine Erfindung des NKVD war, zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt. Im Februar 1957 ersuchte Friedl Fürnberg aufgrund eines Antrags der Familie das ZK der KPdSU, Näheres über das Schicksal des Verhafteten bekanntzugeben. Das sowjetische Innenministerium konnte lediglich feststellen, dass Wierländner 1941 in einem Lager bei der Bucht von Nagaevo im Gebiet Magadan inhaftiert gewesen war. Eine weitere Untersuchung, die zur Rehabilitierung Wierländners führte, stellte das Todesdatum mit 30. Mai 1943 fest. Das Jahr seines Todes sowie das Datum der Rehabilitierung wurden Fürnberg am 6. Juli 1957 mündlich übermittelt. Das tragische Schicksal der Familie Wierländner ist in Hans Schafraneks Buch über das Moskauer Kinderheim № 6 ausführlich dokumentiert. Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, RGASP, GARF, DÖW Anmerkung: S. auch Hans Schafranek (unter Mitarbeit von Natalja Mussijenko): Kinderheim № 6. Österreichische und deutsche Kinder im sowjetischen Exil.- Wien 1998, S. 181-192. Charlotte Rombach: Gelebte Solidarität. Schutzbundkinder in der Sowjetunion.- Wien 2003.
|