Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Name: Wipplinger Ferdinand
Name russisch: Випплингер Фердинанд Geboren: 19.10.1894, Neumarkt im Mühlkreis (OÖ) Beruf: Hilfsarbeiter Letzter Wohnort in Österreich: Linz Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1916; 1927 Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau Verhaftet: 16.04.1935, Moskau Anklage: faschistische Propaganda Urteil: 08.07.1935, Sonderberatung (OSO), Ausweisung Rehabilitiert: 21.07.1992, Staatsanwaltschaft der Russischen Föderation Emigrationsmotiv: Kriegsgefangener des Ersten Weltkriegs Schicksal: ausgewiesen Kurzbiografie: Ferdinand Wipplinger wurde 1894 in Neumarkt im Mühlkreis (Bezirk Freistadt) geboren. Er besuchte in Alberndorf in der Riedmark (Bezirk Urfahr) die Volksschule und arbeitete dann in der Landwirtschaft als Hilfsarbeiter. Im Ersten Weltkrieg geriet er – nach eigenen Angaben – im Juli 1916 mit einem großen Teil des Landsturmregiments Nr. 2 bei Brody in russische Gefangenschaft. Militärischen Quellen zufolge ging er allerdings freiwillig in die Gefangenschaft, um einer langen Kerkerstrafe wegen Pflichtverletzung im Wachdienst zu entgehen. Während seiner Internierung arbeitete Wipplinger bei Bauern und diente nachher als unbewaffneter Trainsoldat bei den Weißen im Russischen Bürgerkrieg. Nach der Freilassung blieb er in Russland, weil er seinen in ärmlichen Verhältnissen lebenden Verwandten in Österreich nicht zur Last fallen wollte, und schloss eine Lebensgemeinschaft mit einer Russin. Von Perioden der Erwerbslosigkeit unterbrochen, verdiente er seinen Unterhalt als Hilfsarbeiter, bis er eine gut dotierte Stelle als Dolmetscher beim Moskauer Stadtzirkus erhielt. Nach dem Tod seiner Mutter Theresia Wipplinger, die in Gallneukirchen gelebt hatte, kehrte er 1926 nach Österreich zurück. Er konnte jedoch ein Jahr lang keine Arbeit finden und fuhr daher wieder nach Moskau. Dort arbeitete er in der Filmbranche, zuletzt als Laborant in der 1. Moskauer Kinofabrik. Am 16. April 1935 wurde Wipplinger verhaftet und der Verbreitung faschistischer Propaganda beschuldigt. Seine viermonatige Untersuchungshaft und die anschließende Ausweisung, die am 8. Juli 1935 beschlossen wurde, führte er auf seine Bekanntschaft mit seinem ebenfalls 1935 verhafteten Landsmann Friedrich Holl zurück. Dieser war verdächtig, weil er von Verwandten aus Amerika Unterstützung erhielt. Vor der Abschiebung im August 1935 konnte sich Wipplinger von seiner Lebensgefährtin nicht mehr verabschieden. Außerdem wurden ihm an der sowjetisch-polnischen Grenze seine Ersparnisse von russischen Zollbeamten abgenommen, so dass er bei der Ankunft in Österreich den Weg von Wien zu seiner Schwester nach Linz zu Fuß zurücklegen musste. Quelle: ÖStA, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), RGASPI Anmerkung:
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