Dass die Kontrolle in LDC dem Titel nach niedrigauflösend ist, das verweist auf die Körnigkeit vieler der Bilder (–> Optik), aber auch auf das dem Film zugrundegelegte Verständnis von Kontrollmacht bzw. Kontrollgesellschaft. Für diese Begriffe steht wohl am meisten ein kurzer Aufsatz von Gilles Deleuze Pate ("Postskriptum über die Kontrollgesellschaften"), in dem Kontrolle als Macht- und Führungslogik etwas anderes bedeutet als "Überwachungsgesellschaft" und fast das Gegenteil von obrigkeitlichen, zentralistischen Polizeistaaten Orwell´schen Typs. Denn: Kontrolle ist eine Weise der formenden Machtausübung, die sich dem jeweils zu Formenden – Kräfte, Leben, soziale Prozesse, kulturelle Innovationen... – in seiner Veränderlichkeit möglichst eng und flexibel (bis hin zur Selbstverformung der Form) anschmiegt; dies nicht nur um von der Produktivität des zu Formenden zu profitieren, sondern auch um diese zu intensivieren bis hin zum zwanghaften Auf-Trab-Halten. Es geht um moralische Motavitionstechniken: Was ist an Kapital in mir, wie soll ich es bewirtschaften, oder, wie es in der Voice-over heißt, "Was bin ich, und was könnte ich werden?" Kontrollmacht in diesem Sinn nennt Deleuze "Modulation" (Neomarxist_innen sprechen da von "reeller" statt bloß "formeller Subsumtion" unters Kapitalverhältnis). Diese Art von "Control" steckt schon in der "Low Definition" drinnen; letzterer Ausdruck wird gelegentlich als Bezeichnung für Führungstechniken (z.B. in Schulklassen) herangezogen, die auf niedrigschwellige gegenseitige bzw. Selbst-Steuerung abzielen – anstatt auf jene "High Definition", die beim Formen einen Umweg nimmt, etwa über Zentralapparate, starre disziplinarische Norm-Gussformen oder hochgradige Zergliederung des jeweils zu Formenden.

© Drehli Robnik, 2012