Phagozytose
Läuft bei allen Phagozyten (Mikrophagen=Granulozyten,
Monozyten / Makrophagen) ähnlich ab:
= Rezeptorvermittelte Endozytose
1.) Erste Phase: Attachment
Interaktion zwischen Phagozyt und Partikel (attachment):
- Partikel wurde mit Opsoninen
beschichtet (IgG, C3b, iC3b) ==> über seine Rezeptoren (CR1/3, Fcg-Rezeptor)
bindet der Phagozyt das Partikel an seine Zelloberfläche.
- Hat keine Opsonisierung stattgefunden, dann bindet der Phagozyt das
Partikel mit weniger effizienten "unspezifischen" Rezeptoren (z.B.
Interaktion unterschiedlich geladener Flächen, Lectin-artig =
kohlenhydratbindende Rezeptoren.)
2.) Zweite Phase: Engulfment
Änderung der Fluidität des Zytoplasmas: Aus dem Gel wird ein Sol, dadurch
kann das festgehaltene Partikel mit Pseudopodien umflossen werden ("Engulfment")
==>
Phagosom, d.h. ein Bläschen im Zytoplasma, dessen Wand aus der ehemaligen
Oberflächenmembran besteht. Im Bläschenlumen findet man wandständig den
Rezeptor-Partikel-Komplex.
3.) Dritte Phase: Lyse
Verschmelzung von Lysosomen (z.B. Granula der Neutrophilen) mit dem Phagosom
==> Phagolysosom.
Nun wirken die Granulainhalte auf das Partikel ein:
- Anstieg des pH-Wertes in den alkalischen Bereich, Zerstörung des
outer-lipid-bilayer durch kationische Proteine.
- Entzug von Eisen und Vit. B12 durch Lactoferrin und Vit.-B12-bindendes
Protein, damit wird die Proliferation eines Bakteriums behindert.
Inzwischen bereits Abfall des pH-Wertes in den sauren Bereich.
- Lysozym spaltet die Bakterienwand (am leichtesten bei gram-positiven
Bakterien)
- Desintegration der DNS, der Zellwände und Membranen durch toxische O2-Metaboliten.
- Durch weitere Enzyme der Granula werden nun die Bausteine des Bakteriums
weiterverarbeitet: Wiederverwertbare Bausteine werden ins Zytoplasma
aufgenommen, unverdauliche Anteile werden über Exozytose wieder in den
Extrazellulärraum abgegeben.
Abwehrstrategien
- Einige Bakterien versuchen, die Phagozyten vom Entzündungsort
fernzuhalten:
- Sekretion von toxischen Molekülen ("Leukotoxine")
- Störung der Chemotaxis, ev. sogar negative Chemotaxis
- Manche Bakterien haben Oberflächen, die ein attachment (Phase 1) oder ein
engulfment (Phase 2) unmöglich machen.
- Störung der Verdauung im Phagosom:
- Verhinderung der Fusion von Phagosom und Lysosom, z.B. bei
Mycobakterien (Tbc, Lepra)
- Äußerst widerstandsfähige Zellwand
- Neutralisierung des lysosomalen Enzyme
- Durchstoßen der Membran des Phagosoms, so dass sich die Bakterien
intrazellulär ungestört vermehren können ==> Untergang des
Phagozyten
Lysosomale Enzyme können auch in den EZR gelangen:
- Übermäßige Phagozytose
- Abwehrstrategie führt zum Tod des Phagozyten
- Überfressen führt zum Platzen des Phagozyten
- Vorteil: die relativ umständliche rezeptorvermittelte
Endozytose entfällt, die Wirkung der Enzyme erfasst auch
extrazelluläre Bakterien
- Nachteil: die schädigende Wirkung der Enzyme richtet sich
auch gegen die Zellen des Wirtes (==> Dolor, functio laesa)
- Nach Phagozytose von unverdauliche, spitzen Materialien kann das
Phagolysosom mechanisch zerstört werden ==> Selbstverdauung des
Phagozyten (Bsp.: Harnsäurekristalle (Gicht), Asbest)
- Bei sehr großen Partikeln kann die Fusion von Phagosom mit den Lysosomen
bereits stattfinden, bevor sich das Phagosom vollständig von der
Oberfläche abgekapselt hat ==> Regurgitation von Enzymen.
- "Umgekehrte Phagozytose": Bei Interaktion der Rezeptoren mit
nicht resorbierbaren Strukturen können die Lysosomen mit der Zellmembran
verschmelzen und ihren Inhalt damit in den EZR entleeren.