LISTE

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)


Julius Fuchs
© Foto: Archiv DVD
Name: Fuchs Julius
Name russisch: Фукс Юлиус Францевич
Geboren: 1884, Steyr (OÖ)
Beruf: Schlosser
Verhaftet: 04.07.1941, Džarkent (Kasachstan)
Anklage: Spionage
Urteil: 31.03.1942, Sonderberatung (OSO), Tod durch Erschießen
Rehabilitiert: 30.04.1989, Staatsanwaltschaft der Kasachischen SSR
Emigrationsmotiv: Abenteuerlust
Schicksal: erschossen
Kurzbiografie: Julius Fuchs wurde 1884 im Bezirk Steyr geboren. Sein Vater war Gepäckträger bei der Eisenbahn. Julius Fuchs absolvierte eine Schlosserlehre in Steyr und arbeitete dann kurze Zeit in einer Sensenfabrik. Nach der Entlassung reiste er durch Deutschland, war in Nürnberg und München, dann kurze Zeit in Innsbruck. In der Folge hielt er sich in Italien auf, war in Verona, Mantua, Venedig, Florenz, Rom und Neapel.
In Neapel heuerte Fuchs 1903 auf der Werdenfels (ein Frachtschiff der Deutschen Dampfschiffahrts-Gesellschaft Hansa) als Heizer an. Über den Suez-Kanal, Indien, Ceylon, Singapur, Hongkong, Schanghai gelangte er nach Port Arthur (Lüshun, Lüshunkou, chinesisch 旅順口區 / 旅顺口区). Als er entlassen wurde, blieb er in China, heuerte dann für einige Monate auf einem britischen Dampfer an. 1904 gelangte er nach Kalkutta, wo er sich einer Operation unterziehen musste. Nach der Genesung reiste er nach Rangun, wo er bei der Burma Railways Co. Ltd. Arbeit fand. Im August 1914 wurde Fuchs verhaftet und in einem Lager in Indien interniert. Anfang 1920 aus dem Lager entlassen, kehrte er über Triest nach Österreich zurück. Hier verbrachte er drei Monate in einem Krankenhaus, bis er sich von der im Lager geleisteten Schwerarbeit erholt hatte. Anschließend arbeitete er bis 1924 in der Zementfabrik Westfalia in Beckum (Nordrhein-Westfalen). Anfang 1925 kehrte er nach Steyr zurück.
In der Folge ging Fuchs wieder auf Arbeitssuche quer durch Europa. In der Türkei fand er für sechs Monate Arbeit bei der Errichtung von Eisenbahnbrücken. Über Erzurum reiste er dann nach Persien weiter. 1927 überquerte er illegal die sowjetische Grenze, weshalb er sechs Monate in der turkmenischen Hauptstadt Ašchabad (Ашхабад, turkmenisch Aşgabat) im Gefängnis verbrachte. Er wurde nicht ausgewiesen, sondern lebte in der Sowjetunion unter anderem in Taschkent (Ташкент, usbekisch Тошкент) und in Alma-Ata (Алматы), wo er als Installateur arbeitete.
Wann Fuchs nach China weiterreiste, ist unbekannt. Der in der russischen Quelle angegebene Wohnort Дзин-Хо kann zur Zeit keinem Ort in China zugeordnet werden. Am 4. Juli 1941 wurde Fuchs von den sowjetischen Grenztruppen bei Džarkent (Žarkent) in Ostkasachstan verhaftet. Da er am 31. März 1942 in Kasachstan wegen Spionage zum Tode verurteilt wurde, ist es wahrscheinlich, dass ein Zusammenhang mit mehreren gleichlautenden Urteilen vom selben Tag besteht, die eine Reihe von Österreichern betrafen, die 1926 zwecks Gründung einer landwirtschaftlichen Kolonie in Kasachstan (Uhlfeld-Kolonie) nach Kzyl-Orda (Kyzyl-Orda) am Fluss Syr-Darja ausgewandert waren.
Nach der Auflösung der Kolonie wanderten einige von ihnen in die chinesische Provinz Sinkiang (Xinjiang) weiter. Um 1938 wurden in Sinkiang, das damals unter sowjetischer Kontrolle stand, die Österreicher Alois Fluch, Johann Pfliegel, Alfred Höflinger, Marjan Kloc, Hugo Blasch, Franz Konetschny und Heinrich Leeb verhaftet und 1941 in die Sowjetunion verschleppt, wo sie am 31. März 1942 wegen Spionage zum Tode verurteilt wurden.
Ob Fuchs mit diesen Leuten in Alma-Ata in Kontakt war, oder sie in Sinkiang kennen lernte, ist unbekannt. Ein Zusammenhang ist jedoch wahrscheinlich, weil er zugleich mit ihnen verhaftet und zum Tode verurteilt wurde.
Quelle: lists.memo.ru, Archiv DVD
Anmerkung: Zur Uhlfeld-Kolonie s. Josef Vogl: Aufbruch in den Osten. Österreichische Migranten in Sowjetisch-Kasachstan.- Wien - Berlin 2019.