Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)
Name: Zehetner Karl
Name russisch: Цехетнер Карл Карлович Geboren: 16.01.1903, Steyr (OÖ) Beruf: Schlosser Letzter Wohnort in Österreich: Steyr (OÖ) Ankunft in Russland/Sowjetunion: 31.10.1935 Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau Verhaftet: 31.03.1938, Moskau Anklage: Spionage für Deutschland Urteil: 02.08.1938, Dvojka, Tod durch Erschießen Gestorben: 10.08.1938, Butovo Rehabilitiert: 16.03.1957, Militärkollegium des Obersten Gerichts Emigrationsmotiv: KP-Emigration Schicksal: erschossen Kurzbiografie: Karl Zehetner wurde 1903 in Steyr geboren. Sein Vater war Schlosser und aktiver Sozialdemokrat, die früh verstorbene Mutter Fabrikarbeiterin. Ab 1917 erlernte Karl Zehetner nach zwei Jahren gewerblicher Fortbildungsschule den Schlosserberuf in den Steyr-Werken. Er gründete dort eine SAJ-Gruppe und war als Gruppenleiter und Erzieher bei den Kinderfreunden in Steyr tätig. 1923 wurde er - anfangs als Volontär - in den Gemeindedienst von Steyr aufgenommen. Dort arbeitete er dann bis zur seiner Entlassung im Juni 1934 in der Arbeitslosenfürsorge. Zehetner war aktiver Sportler (Handball, Fußball) und bis 1934 Jugendleiter des Arbeiter-Sport- und Turnvereines in Steyr und Mitglied der Naturfreunde. 1920 trat er der SDAP, später dem Schutzbund bei. Trotz Grippe nahm er im Februar 1934 an den Kämpfen auf den Ennsleiten teil, entging aber durch die Aussage seines Hausarztes der Verhaftung. Dabei holte er sich jedoch eine chronische Rheumaentzündung, an der er in der Folge jahrelang litt. Im März 1934 trat Zehetner der KPÖ bei. Anfangs war er Organisationsleiter in der Stadt Steyr, später wurde er ins ZK des KJV entsandt. Nach der Flucht von Anton Rechberger wurde Zehetner politischer Leiter der KPÖ in Steyr und nahm am ersten illegalen Landesparteitag der KPÖ im September 1934 in Linz teil. Auf der Rückfahrt vom 12. Parteitag der KPÖ in Prag am 20. September 1934 wurde er an der Grenze verhaftet und in Linz zu sechs Monaten Arrest verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe wurde er in das Anhaltelager Wöllersdorf eingewiesen. Nach drei Monaten wurde Zehetner in schwer krankem Zustand entlassen. Weil er weiter verfolgt wurde, flüchtete er schließlich Mitte September 1935 in die ČSR. Nach kurzem Aufenthalt im Lager Zbraslav bei Prag gelangte er Ende Oktober 1935 nach Russland. In Moskau arbeitete Zehetner im Schutzbundkinderheim in Moskau als Erzieher. Er erhielt eine ausgezeichnete Kaderbeurteilung, abgesehen vielleicht von Karl Wagners Bemerkung, er habe eine "weiche Natur" und sei ein "Gefühlsmensch". Zehetners Bruder Alois war Leitungsmitglied des Moskauer Schutzbund-Kollektivs. Karl Zehetner wurde am 31. März 1938 verhaftet. Er wurde der Spionage für Deutschland beschuldigt. Im Verhör "gestand" er, dass er ab 1936 einem deutschen Geheimdienstagenten namens Peter Schnur (Шнур-Колярич Петр Петрович) Informationen über die Komintern und über das Stalin-Autowerk, die er von dem Schutzbündler Josef Brüll (erschossen am 28.05.1938) erhalten habe, geliefert habe. Zehetner wurde am 2. August zum Tode verurteilt und am 10. August 1938 in Butovo bei Moskau erschossen. Im Rehabilitierungsverfahren Zehetners wurde 1956 nicht nur seine absolute Schuldlosigkeit festgestellt, sondern auf Gestapo-Akten verwiesen, in denen Zehetner als eine für "das faschistische Regime" gefährliche Person bezeichnet wurde. Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), RGASPI Anmerkung:
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