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BERATUNG
Die Geschichte der Fliesen
Schon vor tausenden von Jahren bekleideten keramische Fliesen
Paläste und Grabmäler im alten Ägypten und in Mesopotamien.
Die ältesten Tongefäße, die man bis jetzt gefunden hat, stammen aus
Mesopotamien, das man die “Wiege der Menschheit” nennt, denn alle
wesentlichen Errungenschaften des Altertums waren dort schon vorhanden
Die besagten Keramiken sind ungefähr vor 9000 Jahren entstanden.
Der nächste, wichtige Entwicklungsschritt war die Entdeckung von grünen
und türkisfarbenen Glasurschmelzflüssen und das Brennen von Ziegeln
in Manufakturbetrieben in Ägypten und Mesopotamien. Diese Ziegel
sind die direkten Vorläufer der heutigen Wandfliese.
Über die Türkei und den Balkan wie auch über Nordafrika und Spanien 
gelangte die islamische Fliesenkunst bis tief nach Europa.
Im mittelalterlichen Europa wurden vor allem Klöster und Kirchen
prachtvoll mit Fliesen gestaltet.
Dekortechniken für Keramik wurden in jener Zeit überwiegend in China
und im Orient entwickelt.
Ausgehend von dem kleinen Städtchen Delft in Holland erlebte die
keramische Fliese in Europa vom 16. bis zum 18. Jahrhundert eine
wahre Blütezeit. Delfter Fliesen findet man heute noch in Museen,
Schlössern, Wohnhäusern und Gasthäusern in Holland, in Dänemark
und Belgien, im Reihnland und im Ruhrgebiet, in Bayern und sogar in
Spanien.
Das 20. Jahrhundert war, auch bezogen auf keramische Fliesen, von technischem
Fortschritt geprägt. Weiterentwicklungen der Glasuren ergaben sowohl
ästhetische als auch anwendungsspezifische Innovationen.
Aufgrund der physikalisch weit höheren Belastbarkeit der heutigen Fliesen
erobert sich die Keramik immer neue Anwendungsbereiche. Betrachtet man allein
die Weiterentwicklung der Widerstandsfähigkeit von Glasuren, die es ermöglicht,
Fliesen auch dort zur verlegen, wo es “richtig rund geht” - wie beispielsweise in
Bahnhöfen und auf Flughäfen.
Kleine Materialkunde
Keramik gehört zu den anorganischen, nichtmetallischen Werkstoffen. Ähnlich
wie die Erdkruste besteht sie hauptsächlich aus den Elementen Silicium,
Aluminium und Sauerstoff.
Die keramischen Rohstoffe sind untergliedert in drei Gruppen, nämlich die
Hartstoffe, die Weichstoffe und die Zuschlagstoffe.
Die wichtigsten Hartstoffe sind Quarz und Feldspate. Quarz dient dem 
keramischen Werkstoff als Gerüstbildner. Die Feldspate sind natürliche
Aluminiumsilikate. Die in den Mineralkristallen der Feldspate enthaltenen
Alkalielemente bewirken eine Senkung des Schmelzpunktes des Quarzes
von 1600 °C auf ca. 1000 °C. Deswegen werden die Feldspate in der
Keramikherstellung auch als Flußmittel bezeichnet.
Zu den wichtigsten Weichstoffen gehören die Tone und Kaoline. 
Die Tonminerale sind im Gegensatz zu den Hartstoffen plastisch und gut
formbar.
Die häufigsten Zuschlagstoffe, die dritte Gruppe der Keramikrohstoffe, sind
Kalkstein, Dolomit und Talk. Sie bewirken in der keramischen Masse ebenfalls
eine Senkung des Schmelzpunktes und somit der Brenntemperatur.
Keramische Fliesen unterscheidet man in die beiden Keramiktypen Steingut und
Steinzeug. Steingut besitzt eine Porosität von bis zu 20 % und wird für die
Herstellung von Wandfliesen verwendet.
Steingutfliesen zeichnen sich durch besonders enge Maßtoleranzen und ein
geringes spezifisches Gewicht aus, weshalb sie sich besonders als Wandfliesen
eignen. Außerdem lassen sie sich gut bohren, schneiden usw.
Bodenfliesen bestehen in der Regel aus Steinzeug, das eine Porosität von weniger
als 3 % besitzt. Steinzeug kann sowohl glasiert als auch unglasiert sein und wird
deshalb allgemein unterschieden in glasiertes Steinzeug und unglasiertes
Steinzeug.
Eine neu entwickelte Untergruppe zu unglasiertem Steinzeug ist das Feinsteinzeug.
Es zeichnet sich durch einen besonders hohen Verdichtungsgrad aus, was
in Porositätswerten von <0,5 % zum Ausdruck kommt.
Herstellung von Fliesen
Bei der Herstellung von Fliesen kann man hauptsächlich 5 aufeinander folgende
Fertigungsabschnitte unterscheiden:
1. Die Rohstoff- und Masseaufbereitung
2. Die Formgebung
3. Die Trocknung
4. Die Glasierung und Dekoration bei glasierten Fliesen
5. Der Brand

Bei der Aufbereitung werden die Rohstoffe nach vorgegebenen Rezepturen
gemischt. Das so entstandene “Gemenge” wird mit Wasser zum sogenannten
Masseschlicker aufgeschwämmt und in Kugelmühlen fein vermahlen und
homogenisiert.
Das häufigste Formgebungsverfahren bei Fliesen ist das Pressen oder auch
Trockenpressen. Hierbei wird die Preßmasse in einer hydraulischen Presse
unter hohem Druck von 300 Bar zu der sogenannten Rohfliese verpreßt.
Nach dem Pressen werden die 5-6 % Feuchtigkeit enthaltenden Rohfliesen
bis zu einer Restfeuchte von weniger als 0,5 % getrocknet. Dabei steigt die
Festigkeit der Rohlinge, wie man sie in der Fachsprache auch nennt, und
sie sind auf die folgenden Fertigungsschritte, wie Glasieren, Dekorieren
und Brennen, vorbereitet.
Während unglasiert bleibende Fliesen nun gebrannt werden, schließen sich
für glasierte Fliesen noch die Fertigungsschritte Glasierung und Dekoration
an. Die Glasur ist ein Spezialglas aus vorgeschmolzenen Glasgranulaten,
sogenannten Fritten, Farbkörpern aus Metalloxyden und Verbindungen und
Zuschlagstoffen wie Kreide, Talk usw. Das Auftragen der Glasur geschieht in
speziellen Glasier- und Drucklinien. Unterschiedliche keramische Effekte erzielt
man durch Mehrfachapplikationen mit verschiedenen Glasuren.
Der nächste Fertigungsschritt ist der Brand. Wie oben beschrieben werden
unglasierte Fliesen direkt nach der Formgebung und Trocknen in Rollenöfen
gebrannt. Dabei werden die Fliesen nach einem genau vorgegebenen
Temperatur-Zeit-Verlauf gebrannt. Die maximale Brenntemperatur liegt bei
1200 °C.

Die Vorzüge von keramischen Belägen
Die Vorteile von Fliesen sind teilweise so selbstverständlich, daß man ihre
Erwähnung leicht vergißt. Hier finden Sie eine kurze Auflistung ihrer Vorzüge:
Fliesen brennen nicht. Herabgefallene Zigarettenglut, die auf manch anderem
Bodenbelag bleibende Schäden anrichtet, läßt die Fliese kalt.
Fliesen sind antistatisch. Im Gegensatz zu vielen anderen Belägen, laden Sie
sich durch Begehen oder Reibung nicht elektrisch auf.
Fliesen sind gesundheitsfreundlich. Die Oberfläche von keramischen Fliesen,
sei sie glasiert oder unglasiert, ist sehr dicht. Mikroben, Milben und andere
Mikroorganismen, die für sehr viele Allergien verantwortlich sind, haben hier bei
normaler Pflege kaum eine Überlebenschance.
Fliesen sind hygienisch und leicht zu reinigen.
Nicht nur aus diesem Grund sind Fliesen umweltgerecht. Sie lassen sich
außerdem auch umweltgerecht als Bauschutt entsorgen.
Die Rohstoffe von Fliesen sind in der Natur in großen Mengen vorhanden.
Fliesen sind farb- und lichtecht.
Fliesen sind strapazierfähig. Das ist ein Umstand, der gerade im Bodenbereich
einen hoch einzuschätzenden Vorteil ausmacht. Selbst glasierte Steinzeugfliesen
haben heute so widerstandsfähige Glasuren, daß sich der Belag auch bei starker
Belastung kaum abnutzt.
Fliesen sind wenig fleckempfindlich. Glasierten Fliesen macht noch nicht einmal
verschütteter Rotwein etwas aus. Feucht aufwischen genügt. Obwohl unglasierte
Fliesen da nicht ganz so unempfindlich sind wie ihre glasierten Artgenossen,
kann man sie doch werkseitig so vorbehandeln, daß ihre Oberfläche dicht und
damit auf Dauer schmutzabweisend ist(Keramische Versiegelung).
Fliesen sind in hohem Maße kratz- und ritzfest.
Spitze Absätze verlieren selbst bei glasierten Fliesen ihren Schrecken. Sie sind
druckbeständig. Die Glasuren von Bodenfliesen sind so hart, daß sie auch ein
Pfennigabsatz nicht erschrecken kann.

Für eine gute Wirkungsweise von Fußbodenheizungen gibt es kaum einen
besseren Bodenbelag als Fliese, die eine gute Temperaturleitfähigkeit besitzen.
Reinigung und Pflege
Steingutfliesen
Die hochwertigen Glasuren von Steingutfliesen sind glatt und porenlos und bieten
keine Angriffsfläche für schmutzbildende Stoffe. Bei regelmäßiger Pflege
genügen Wasser, Schwamm und allenfalls ein wenig Spülmittel.
Seinzeugfliesen, glasiert
Noch unproblematischer sind glasierte Steinzeugfliesen. Für die Erstreinigung
empfiehlt sich ein Baugrundreiniger, eine Problemlösung auch für den
hartnäckigsten Schmutz.
Steinzeug-/Feinsteinzeugfliesen
Öle, Fette und farbige Flüssigkeiten können auf unglasierten Steinzeug- bzw.
Feinsteinzeugfliesen bleibende Spuren hinterlassen. Das ist materialbedingt und
stellt die einzige Einschränkung bei den Gebrauchseigenschaften dieses Belags
dar.
Verschiedene Hersteller bieten keramisch versiegelte, unglasierte Bodenfliesen
an, deren Oberflächen in einem speziellen Verfahren bei der Herstellung so
dicht werden, daß sie dauerhaft fleckunempfindlich sind.
Bei polierten, unglasierten Fliesen wird beim Polierverfahren die keramische
Versiegelung entfernt, womit die Fleckunempfindlichkeit wieder aufgehoben wird.
Die Lösung des Problems sind Fleckschutzmittel.
Vorsichtig sollte man auch bei unglasierten Fliesen mit Schmierseifen sein, da sie
sich in die Poren drängen und so auch einen schmutzbindenden Film auf den
Fliesen hinterlassen.
Die Hersteller von Fliesen geben Hinweise auf den Verpackungen zur
Pflege der Fliesen, die man auf jeden Fall beachten sollte.
Abriebgruppen
Abriebgruppe I: Sehr leichte Beanspruchung.
Bodenbeläge in Räumen, die bei niedriger Begehungsfrequenz ohne
kratzende Verschmutzung mit weich besohltem Schuhwerk begangen
werden. Z.B. Schlaf- und Sanitärräume im privaten Wohnungsbau.
Abriebgruppe II: Leichte Beanspruchung.
Bodenbeläge in Räumen, die bei niedriger Begehungsfrequenz unter
geringer kratzender Verschmutzung mit normalem Schuhwerk belastet
werden. Z.B. Privater Wohnungsbau, jedoch nicht in Küchen,
Eingangsbereichen, bei Außenbelägen und Treppen.
Abriebgruppe III: Mittlere Beanspruchung.
Bodenbeläge in Räumen, die bei mittlerer Begehungsfrequenz unter
kratzender Verschmutzung mit normalen Schuhwerk belastet werden.
Z.B. privater Wohnungsbau (jedoch nicht in Küchen) sowie Beläge des
Nichtwohnungsbaus mit vergleichbarer Beanspruchung wie
beispielsweise Hotelzimmer und Bäder.
Abriebgruppe IV: Stärkere Beanspruchung.
Bodenbeläge in Räumen, die bei stärkerer Begehungsfrequenz mit
normalem Schuhwerk in Bezug auf Verschmutzungs- und Belastungs-
Fähigkeit intensiver beansprucht werden. Z.B. Eingangsbereiche,
Terrassen, Küchen, Verkaufs- und Wirtschaftsräume, Büros,
Krankenhäuser, Hotels, Schulen und Verwaltungsgebäude.
Abriebgruppe V: Starke Beanspruchung
Neu entwickelte Glasuren ermöglichen die Herstellung von glasierten
Steinzeugfliesen, deren Oberflächenverschleißwiderstand weit über
den Anforderungen der Abriebgruppe IV liegt und daher von DIN EN 154
nicht mehr erfaßt wird. Es ist daher die internationale Norm ISO
10545, Teil 7 in Vorbereitung, von der die Definition einer
Abriebgruppe V erwartet wird.
Für Anwendungsbereiche mit sehr starkem Publikumsverkehr stehen
Fliesen der Abriebgruppe V zur Verfügung, die einen sehr hohen
Verschleißwiderstand aufweisen. Z.B. Friseurläden, Bäckereien,
Imbißstuben, Eingangshallen für Hotels, Banken und Restaurants.
Stärkste Beanspruchung.
Unglasierte Steinzeugfliesen oder Feinsteinzeug haben einen Verschleiß-
widerstand, der zu den höchsten aller Bodenbeläge gehört. Auch nach
jahrzehntelanger intensiver Beanspruchung ist eine Abnutzung dieses
homogenen Materials praktisch nicht sichtbar.
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