WHO-Definition: jeder Tumor des disseminierten neuroendrkrinen Systems
wird als Karzinoid bezeichnet.
Es handelt sich um je nach Differenzierung benigne bis maligne (z.B.
kleinzelliges Bronchuskarzinom) Tumoren.
Das Karzinoid im engeren Sinn ist semimaligner serotoninproduzierender Tumor der enterochromaffinen und ECL-Zellen des APUD-Systems (amine-precursor uptake and carboxylation-System) mit geringem infiltrativem Wachstum u. evtl. Metastasierung in Lymphknoten u. Leber. Auch die alte Bezeichnung APUDom ist üblich, sollte aber nicht mehr verwendet werden.
Je nach Differenzierung handelt es sich um benigne bis hoch maligne (z.B. kleinzelliges Bronchuskarzinom) Tumoren.
Insgesamt machen neuroendokrine Tumoren etwa 2 % der maligenen Tumoren aus. Bevorzugt sind Pat. im höheren Lebensalter betroffen.
Bei bestimmten Karzinoiden sind Zusammenhänge mit auslösenden Faktoren und erblichen Faktoren pathogenetisch:
Die meisten neuroendokrinen Tumoren liegen in der Schleimhaut oder Submukosa des Bronchial- und Magen-Darm-Trakts. Sie wachsen meist lange submukös und durchdringen die Schleimhaut lange nicht. Nach Durchbruch durch die Muscularis propria kommt es zu lymphogenen und hämatogenen Metastasen, die oft größer als der Primärtumor sind. Meist sind die Tumoren hochdifferenziert (monomorphe Zellen, viel Zytoplasma)
Genauere Unterscheidung lässt sich durch spezielle Färbungen (Versilberung --> ECL-Zellen) und immunhistochemische Techniken (Hormonnachweis) treffen.
(einzeln od. multipel) Appendix (ca. 50%), Dünndarm (ca. 30%, häufig Ileum), Dickdarm (ca. 15%) u. gelegentlich Bronchialbaum (25%).
Das kleinzellige Bronchuskarzinom ist hochmaligne. Die gut differenzierten Tumoren finden sich zu 80% hilusnahe, entwickeln sich meist intrabronchial und führen damit zu Bronchusstenosen ==> rezidivierende Bronchitis, Atelektase. Selten entwickelt sich ein Cushing-Syndrom.
2 Situationen:
- solider, sporadischer Tumor. Oft (20-40%) zum Zeitpunkt der Diagnose bereits metastasiert
- multipler neuroendokriner Tumor bei chronischer-atropher Korpusgastritis auf dem Boden einer ECL-Hyperplasie. Metastasierung nur selten. Keine endokrinologische Symptomatik (Leberpassage ?)
Meist im proximalen Duodenum, oft < 1cm, haben jedoch zum Zeitpunkt der Diagnose zu 60% metastasiert.
50% zeigen Gastrinproduktion (Gastrinom) ==> Zollinger-Ellison-Syndrom
Tumoren mit Somatostatinproduktion liegen meist in der Papilla Vateri und sind mit NF-1 (v. Recklinghausen) assoziiert. Keine endokrinologische Symptomatik (Leberpassage ?)
Das terminale Ileum ist bevorzugter Sitz von Karzinoiden (29%). Praktisch alle Tumoren, die zum Zeitpunkt der Entdeckung größer als 2 cm sind, haben metastasiert. Rö: Darmpassage bzw. Angiographie
Derartige Tumoren produzieren Serotonin, Substanz P und lösen damit das Karzinoidsyndrom aus (s.u.), wenn sie bereits in die Leber metastasiert haben (was meist der Fall ist)
Häufiger Manifestationsort (19%) von neuroendokrinen Tumoren. Selten haben Tumoren in dieser Lokalisation zum Zeitpunkt der Diagnose (Beschwerden wie Appendizitis) metastasiert, was eine gute Prognose verspricht. Auch diese Tumoren produzieren bevorzugt Serotonin.
Im Kolon sind neuroendokrine Tumoren selten, dann aber meist malign. Im Rektum treten sie hingegen häufig auf (13%) und werden wegen früher Beschwerden oft so rechtzeitig entdeckt, dass die Prognose relativ gut ist. Sie produzieren Glukagon und pankreatisches Polypeptid, erzeugen aber damit keine endokrinologische Symptomatik.
In reifen Teratomen des Ovars kommen hin und wieder neuroendokrine Tumoren, oft zusammen mit Schilddrüsengewebe vor ("Strumakarzinoid"). Bei Serotonin-Produktion können sie zu einer Karzinoidsymptomatik führen, da der venöse Abfluss aus dem Ovar direkt in die V. cava inf. führt (ohne Umweg über die Leber).
syn. Flush-Syndrom, Karzinoidose
tritt bes. nach Metastasierung in die Leber von malignen Karzinoiden des unteren Ileums auf (Serotonin und Substanz P werden sonst durch die Leber metabolisiert und können keine systemische Wirkung mehr entfalten)
Symptomatik aus Ausschüttung ableitbar: Serotonin, Substanz P, Aktivierung der Kininkaskade durch Kallikrein