Das ABC zu LDC beginnt mit dem ABC. Mit der ABC-Schutztruppe des österreichischen Bundesheeres endet eine Montagesequenz zu zart schmelzenden Streicherklängen, in die das vierte, Selektionen betitelte Kapitel von LDC mündet. An deren Ende eben braust ein Truck mit Militärs in Plastikschutzanzügen und Gasmasken über die Wiener Ringstraße. ("ABC-Schutz" umfasst Verteidigung gegen atomare, biologische und chemische Bedrohungsfälle.) Unmittelbar davor Bilder der Selektion: Aufnahmen vom massenweisen –> Joggen bei einem City Marathon; viele quälen sich im Schweiß übers Straßenpflaster, nur die Fittesten kommen durch; einer macht das Victory-Zeichen, ein anderer stolpert in einem verärgerten Ausdruck der Erschöpfung und Kapitulation dahin, eine Läuferin greift zum Handy, Schnitt auf einen Einsatzwagen der –> Rettung, dann auf den ABC-Truck. Tatütata, wir kommen schon! Die Ambulance allein genügt nicht, hier geht es ans Eingemachte von Sicherheit als Habitus: Erschienen schon zu Beginn der Montagesequenz Armeepanzer und Helicopter in und über der Stadt wie die waffentechnische Vergegenständlichung der Sorge der –> Kontrollmacht um Freizeitidyllen im sonnigen Park, so bildet der ABC-Truck den Abschluss eines Rahmens, der die Vitalsubstanz, den biopolitischen Schatz, der rollenden und joggenden Bevölkerung in der Fügung hält. Vielleicht denken wir da, auch weil es so lustig aussieht und die Musik so süßelt, an Kubricks Dr. Strangelove... und an den Direktkontakt zwischen Staatsmacht und Körpersäften (Atomkriegsführung und "Essenzen"); in LDC wacht nun über den zur Mobilisierung, Verwirklichung und Verschönerung des Selbst vergossenen Joggerschweiß die ABC-Schutztruppe. Deren Sorge gilt der Chemie der zur happy Hochleistung bereiten Körper, dem bios des joggend aufmarschierten Humankapitals und all den Identitätskernen, die sich da spalten in Akten optimierender Selbstführung qua Inneren-Schweinehund-Bekämpfung. Das gehört zum Geschäft der niedrigauflösenden –> Kontrollmacht.

© Drehli Robnik, 2012