Immundefekte

Störungen der Abwehrsysteme können primär oder erworben sein. Bei den erworbenen Immundefekten ist die HIV-Infektion mit der Konsequenz von AIDS eine der wichtigsten Erscheinungen.

Beide Abwehrsysteme - das natürlich wie auch das spezifische - können primäre Defekte aufweisen. Diese sollen hier behandelt werden.

1. Defekte im System der natürlichen Abwehr

1.1 Defekte der Phagozyten

Auswirkungen: Erhöhte Infektneigung gegenüber extrazellulären Bakterien

1.2 Defekte im Komplementsystem (siehe dort)

Auswirkungen: Rezidivierende bakterielle Infektionen (neben anderen Störungen, die nicht das Abwehrsystem betreffen)

 

2. Defekte in der spezifische Abwehr

2.1 B-Zell-Defekte

2.1.1 Agammaglobulinämie Bruton (X-linked infantile agammaglobulinaemia)

X-chromosomal-rezessive (==> nur Knaben betroffen) Reifungsstörung von B-Zellen (fehlerhafte Tyrosinkinase), diese fehlen vollständig im peripheren Blut und im Gewebe. In Lymphknoten findet man keine sekundären Follikel und keine Plasmazellen und keine AK-Bildung auf antigenen Reiz.

AK aller Klassen (v.a. aber IgG) sind extrem vermindert.

Das T-Zell-Areal ist normal oder ev. erhöht, die T-Zell-Funktion ist intakt. Zellvermittelte Immunreaktionen sind normal, virale Infekte werden gut kontrolliert

Klinik:

2.1.2 Selektiver Immunglobulinmangel (Dysgammaglobulinämien)

Blockierung der Differenzierung zu Plasmazellen mit bestimmten Ig-Klassen. Je nach Ausfall:

2.1.3 Common variable immune deficiency (CVID)

ätiologisch uneinheitlich, Auftreten erst im späteren Leben. Assozioation häufig mit HLA-A1, B8, DR3 (ähnlich SLE).

Mögliche Ursachen:

Klinik:

2.2 T-Zell-Defekte

Klinisch stehen bei T-Zell-Defekten rezidivierende Infektionen mit Viren, intrazellulären Bakterien, Pilzen und Protozoen im Vordergrund.

Mögliche Gründe für Störungen der T-Lymphozyten sind

2.2.1 Thymushypoplasie (DiGeorge-Syndrom)

In der 12. SSW auftretende embryonale Entwicklungsstörung im Bereich der 3. und 4. Schlundtasche. In der Folge sind die daraus entstehenden Organe in ihrer Funktion stark eingeschränkt:

Die Thymushypoplasie geht in 20% mit einer drastisch verminderten Zahl an T-Zellen einher (Anteil der B-Zellen ist erhöht) ==> hohe Infektanfälligkeit

Therapie symptomatisch, Ca++ und Vit. D.

Das Nezelof-Syndrom ist die leichtere Variante des DiGeorge-Syndroms ohne Missbildungen.

2.2.2 Störungen in der T-Zell-Aktivierung oder -Funktion

2.3 Kombinierte Immundefekte

2.3.1 Schwere kombinierte Immunmangelsyndrome (SCID)

Ausfall der zellulären (T-Zellen) und der humoralen (B-Zellen) Immunantwort, gekennzeichnet durch

Der Tod tritt oft innerhalb weniger Tage bis Wochen nach der Geburt durch nicht beherrschbare Infektionen auf (Haut, Luftwege, GI-Trakt), die bakteriell, viral und/oder parasitär sein können.

Mögliche Ursachen:

2.3.2 Wiskott-Alrich-Syndrom

X-chromosomal-rezessiv Defekt eines Proteins der Signaltransduktion für die Funktion des Aktin-Zytoskeletts. Der genaue pathogenetische Mechanismus ist noch unklar ==> Pathologisches Fehlen der Aktinbündelung in T-Zellen und Thrombozyten ==> gestörte Ag-Präsentation durch Phagozyten.

Klinik: