Die Ununterscheidbarkeit, die im ersten quasi vollgültigen Satz des Films als Signifikanzverlust der Umwelt (–> "Ich denke...") angesprochen wird, bedeutet als Bild: Unterscheidungen ergeben sich nicht, sie müssen immer neu produziert werden – gesetzt werden als Akte, die unsicher und bestreitbar sind, die aber so oft ihre Unbestreitbarkeit und sichere Evidenz behaupten, zumal im politischen Diskurs der –> Xenophobie: In diesem Diskurs stellt sich die prinzipielle Schuldvermutung gegenüber all den andershautfarbigen, "ausländischen" Bedrohungen immer als wasserdicht abgestützt dar. Wenn Ununterscheidbarkeit hingegen heißt, dass ich entscheiden muss, was das Bild nun für mich bedeutet, im Wissen, dass das Bild meine unsichere Entscheidung massiv in Frage stellen kann, wenn also etwas dem Bild zufolge sein kann, aber auch nicht oder anders sein kann (Virtualität bzw. Potenzialität gegenüber dem aktuell Wahrnehmbaren), dann liegt hier ein veritabler "Kippeffekt" vor, dem LDC auch seine lustigen Seiten abgewinnt: Die (zu ebenso nostalgischer wie die gute Laune regierender Happy-Musik ablaufende) Sequenz mit den umständlich agierenden Schaufensterputzern an der kippbaren Glasscheibe lässt sich wohl als Hommage an Jacques Tatis Slapstick-Soziologie verstehen. Denken wir an die Glasscheibenträger in der Mitte oder den Fensterputzer am Ende von Playtime, deren Arbeit jeweils in einen Anblick kippt, der von einem rituellen Tanz oder einem Spiel mit Spiegeleffekten ("Aaah!") nicht grundsätzlich differenziert ist. Die Ununterscheidbarkeit also von produktiver Arbeit und Nicht-Arbeit (Slapstick, Freizeit, Störung, Untätigkeit), die Tati Playtime und Deleuze –> Kontrollmacht nennt, sie bietet im Schaufensterrahmen von LDC (und unter dem Kapiteltitel Ärger mit den Bildern, dem etwas von der Titelpoetik eingedeutschter Laurel & Hardy-Filme anhaftet) einen humoristischen Anblick. Wobei die Ununterscheidbarkeit konsequent ist und der Alltagsslapstick der Sequenz sogleich wieder ins Zweckhafte unverzichtbarer Verrichtungen zurückkippt (und von dort vielleicht noch einmal in eine Art Roboterkörperkomik), wenn zu sehen ist, wie –> Gaffer auf der Straße einem kleinen Putzroboter beim Reinigen einer Glasfassade zuschauen. (Es ist die Fassade des Wiener Uniqa Tower, der Beobachtungsmachtarchitektur einer Versicherungsgesellschaft, die sinniger Weise in LDC oft vorkommt.) In einer auf Durchblick und Durchgriff angelegten Gesellschaft der Gaffer,
–> Fenstergucker und Kontrolle müssen alle Glasscheiben immer gut geputzt sein, soviel ist klar.

© Drehli Robnik, 2012