Die lebenden Toten heißt das letzte der sieben Kapitel von LDC. Es beginnt mit –> Wolken, die in Zeitraffertempo an einem Sichelmond vorüberziehen, und versammelt nach diesem schamlos generischen Auftakt eine Reihe von Bildern, die in ihrer –> Ununterscheidbarkeit zwischen dem Lauf der Welt (in jedem Sinn) und dessen katastrophalen Ende suspendiert sind und in diesem
–> Suspense und seinen wiedererkennbaren Bildrepertoires schwelgen. Da ist zum einen das den Film durchziehende Motiv des –> Joggens, Aufnahmen eines City-Marathon, von dem zuvor schon das Verstauen von durchnumerierter Kleidung in Wäschesäcken auf LKWs zu sehen war: ein rätselhafter Anblick, der an den Transport von Bohnenschotenmenschen in Trucks denken lässt oder (wenn man von der Ununterscheidbarkeitsparanoia in Don Siegels Invasion of the Body Snatchers absieht) an den Einsatz einer –> ABC-Schutztruppe. Beinah leere Straßen voller Pappbechermüll, wie sie später zu sehen sind: Sollten sie wirklich Rückstände massenweisen Joggens sein, oder ähneln diese Bildern nicht von ungefähr den markenzeichenhaften Totalen in Zombie- und Pandemie-Filmen (Romeros Dawn und Day of the Dead oder 28 Days Later)? Dies umso mehr als von fern drohend Donner, –> Drones, Regen und Sirenen ertönen. Insofern wird es wohl nicht bloß ganz normaler Regen sein, vor dem Leute in einer Altstadt panisch davonlaufen, durch Schirme, Jacken, Pelarinen und Polizei geschützt. Vermutlich sind hier eher Phänomene wie Sintflut oder Eiszeit im Spiel (ist doch aus dem Off der Expertise vom "Tod des Menschen" die Rede). Wobei dem in der Voice-over genannten Konzept vom "Überleben in neuen Modalitäten" durchaus auch das Moment einer neuen, sich anpassenden –> Normalität samt dazugehörigen Glücksmomenten abgewonnen wird, wenn dann Kinder beim massenweisen Rodeln auf tiefverschneitem Hügel zu sehen sind. Für unsere Kleinsten ist die Eiszeit ja ein Riesenspaß, und auch wenn es dann mit dem Joggen vorbei ist: Es läuft alles weiter...

© Drehli Robnik, 2012