Überempfindlichkeitsreaktion Typ
II
(Zytotoxische Reaktion)
Durch IgG oder IGM vermittelte Überempfindlichkeitsreaktion.
Entwickelt sich innerhalb von Stunden bis Tagen
Ablauf:
AK richten sich spezifisch gegen natürliche oder fremde antigene Komponeten
auf Zellmembranen oder Geweben. Dadurch werden mehrere, sich gegenseitig
verstärkende Prozesse in Gang gesetzt:
- Die spezifische Bindung von gelöstem, komplementbindenden AK an
zellständige Epitope führt zur Fixierung von C1q im Fc-Abschnitt des AK
==> Komplementaktivierung
auf dem klassischen Weg ==> Zelllyse.
- Durch AK-Beladung ==> ADCC durch
K- und NK-Zellen (ohne
vorhergehende Aktivierung). Im Zuge der ADCC kommt es ebenfalls zur
Freisetzung von Zytokinen und lytischen Substanzen.
- Durch die Komplementaktivierung werden Anaphylatoxine
(C3a, C5a) erzeugt ==> Chemotaxis von Entzündungszellen (Neutrophile)
- C3b bindet als Opsonin
an die Zelloberfläche der Zielzelle und begünstigt deren Elimination (Makrophagen)
- AK-beladene Zellen (oder Mikroorganismen) können von Zellen, die einen Fc-Rezeptor
für den AK besitzen, gebunden werden ==> Aktivierung der Effektorzelle (Makrophagen,
Neutrophile, Eosinophile)
und Förderung der Phagozytose-Fähigkeit,
der Bakterizidie.
- Aus geschädigtem Gewebe können toxische Substanzen freigesetzt werden,
die zu einer weiteren Gewebsschädigung führen: Elastase, Trypsin, O2-Metaboliten
Klinische Beispiele von Typ II-Reaktionen
Transfusionszwischenfälle
Hier richten sich die Antikörper gegen Oberflächen-Antigene von
Erythrozyten
AB0-System:
IgM gegen Erythrozytenmerkmale bewirken bei inkompatiblen Transfusionen
- Agglutination
- Komplementaktivierung
- intravaskuläre Hämolyse der Erythrozyten
Folge ist dann (durch Ery-Zerfallsprodukte) eine akute Nekrose der
Nierentubuli
Symptome:
- Fieber
- Blutdruckabfall
- Rückenschmerzen
- Druck im thorax
- Übelkeit, Erbrechen
Hyperakute Transplantabstoßung
Wenn der Empfänger eines Transplantats bereits über spezifische AK gegen
die Antigene des Transplantats verfügt, kommt es durch sofortige (Minuten -
Stunden) Interaktion der AK mit dem Ag zu einer sofortigen Abstoßung des
Transplantats.
Je besser das Transplantat mit dem Gefäßnetz verbunden ist, umso schneller
erfolgt die Abstoßung.
Es kommt dabei neben einer Komplementaktivierung zu einer Infiltration mit
Neutrophilen, Lymphozyten etc. die die Kapillaren schädigen ==>
Hämorrhagien, Thrombusbildung, ...
Medikamenteninduzierte Vorgänge
- Agranulozytose
- thrombozytopenische Purpura
- hämolytische Anämien
Autoimmunvorgänge
Eine Reihe von Autoimmunerkrankungen basiert auf einer Überempfindlichkeit
vom Typ II:
- Goodpasture-Syndrom (AK gegen eine
Komponente des Kollagen IV der Basalmembran in Glomerula und Lungenalveloen)
- Myasthenia gravis (AK
gegen Azetylcholinrezeptoren der Muskelzellen)
- Hashimoto-Thyreoiditis (AK
gegen Follikelepithelzellen der Thyreoidea)
- Diabetes mellitus Typ I (AK
gegen Inselzellen des Pankreas)
- Hämolytische Autoimmunerkrankungen (AK richten sich gegen eigene
Leukozyten)
- meist gegen Thrombozyten (idiopathische Thrombozytopenie, M. Werlhof)
- selten gegen Neutrophile, Lymphozyten
Anmerkung:
Prof. Bankl bezeichnet den Spezialfall, dass Ak gegen Rezeptoren gerichtet
sind, als Typ-V-Reaktion.
Dies ist der Fall bei