* hedu *

21.1.05

Keine Gnade?

Und also spricht der Gouverneur von Kalifornien über einen Mann, der hingerichtet werden soll:
"Nichts in diesem Gesuch überzeugt mich davon, dass er die Schwere seiner Taten nicht verstand".

Und in einem Interview mit der Kronen-Zeitung hält Schwarzenegger fest:
"Ich habe gerade diesen Fall sehr lange und gewissenhaft geprüft, aber leider nichts gefunden, das eine Begnadigung gerechtfertigt hätte."
"Als er die brutalen Morde [...] beging, war er in vollem Besitz seiner geistigen Kräfte. Mir blieb keine andere Wahl, als das Gnadengesuch abzulehnen."

Was bedeutet das? Hat der Gouvernator George W. Bush entführt? Bangt die Welt nun um den amerikanischen Präsidenten? Auch der war ja - so sagt man - im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte, als er den zweiten Irak-Krieg mit erfundenen Beweisen und Lügen begonnen hatte.

Nein, keine Angst. Hier ist nur die Rede von einem 61jährigen Amerikaner, der scheinbar an einer schweren Gehirnkrankheit litt, als er 1982 zwei Frauen ermordet hatte. Die Hinrichtung wurde bereits vollzogen.

Der Mann mit dem Vollbesitz der geistigen Kräfte, der die Schwere seiner Tat trotzdem noch immer nicht versteht, bleibt der Welt dagegen noch lange erhalten.

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7.1.05

Die Rückkehr

Dramolett

Wien, Heldenplatz. Der aus dem Urlaub zurückgekehrte Minister steht auf einem großen Sprecherpodest. Vor ihm ist ein ganzer Wald von Mikrophonen und Fernsehkameras. Hinter ihm steht sein Kabinettschef. In 5 Meter Abstand befindet sich
vor dem Podest eine polizeiliche Absperrung, dahinter stehen etwa 20 Jugendliche, adrett und fein gekleidet. Sie halten Tafeln mit dem Namen des Ministers und selbst gemalten Herzen hoch. Die Jugendlichen brechen immer wieder in Jubelrufe aus.

Der Minister:
"Am ersten Tag nach der Katastrophe habe ich eigenhändig die Wände meines Hotels neu errichtet. Mittels Videoübertragung habe ich gleichzeitig als Gast an der Kabinettssitzung der örtlichen Regierung teilgenommen, und über Wirkung und Herstellung eines Nulldefizits auch in Krisenzeiten referiert. Das Sprechen während der harten körperlichen Arbeit ist mir dabei immer leicht gefallen."

Rufe aus dem Publikum:
"Bravo! Hoch lebe er! Bitte heirate mich!"

Der Minister:
"Am nächsten Tag habe ich in meinem unvergleichlichen Großmut auf einen Platz im Flugzeug verzichtet, schließlich hat mich die Regierung des Landes händeringend um meine weitere Anwesenheit gebeten. Und so habe ich in den folgenden Tagen die Swimming-Pools gereinigt, das Trinkwasser regeneriert, Kirchen und Moscheen errichtet, Frieden zwischen den verfeindeten Bürgerkriegs-Parteien gestiftet, und eine nachhaltige Steuerreform für den gesamten asiatischen Raum eingeführt."

Heisere Rufe aus dem Publikum:
"Bravo! Braaaavoooo! Du bist mein Held!"

Der Kabinettschef wirft Autogrammkarten des Ministers in Richtung des jugendlichen Publikums. Beim Versuch, die Karten zu erhaschen, stossen einige Jugendliche zusammen. Mädchen fallen in Ohnmacht, Seidentücher lösen sich und flattern mit dem Wind davon. Fiakerpferde am nahe gelegenen Standplatz wiehern und stossen mit den Hufen aus. Die Polizei fordert Verstärkung an.

Vorbeigehende Passanten schütteln den Kopf. Einer der Passanten murmelt immer wieder: "250.000 Euro". Tränen rinnen über sein Gesicht.

Vorhang.

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