Morbus Crohn
Syn.: Ileitis terminalis, Enteritis regionalis Crohn
Benannt nach Burrill B. Crohn, New York, geb. 1884
Pathologie/Anatomie:
- Unspezifische granulomatöse Entzündung.
- Segmentaler Befall im gesamten Darmrohr (Skip leasions), jedoch v.·a. im Bereich des unteren Ileums u. des Kolons vorkommt. In etwa 40% der Fälle ist ausschließlich das terminale Ileum (Ileitis terminalis) betroffen, selten Ösophagus u. Magen.
DD: Colitis ulcerosa
- Transmurale Entzündung (Ggs. zu Colitis
ulcerosa), disproportional, lumenfern oft stärkere Entzündung
- aphthöse Schleimhautläsionen
- gartenschlauchartige Stenosen (mit proximaler Dilatation)
- "Kopfsteinpflasterrelief" durch strich- und spaltförmige
Fissuren
Histologisch:
- Tiefe Ulcera (Fissuren)
- aktivierte Lymphfollikel
- degenerative Gefäß- und Nervenveränderungen
- Kryptenarchitektur meist erhalten (im Ggs. zu Colitis ulcerosa)
- gastrale Metaplasien im Dünndarm
- ev. Kryptitiden, Kryptenabszesse
- Muskularis verdick und fibrosiert (Darmwandfibrose)
Vorkommen: Gleich häufig bei beiden Geschlechtern, meist zwischen dem 20. u. 40.
Lj.
Ätiologie u. Pathogenese
Pathogenetische Faktoren:
- Immunologische (Auto-AK, Allergie: Milchunverträglichkeit)
- genetische (polygene Vererbung, HLA-Assozoation ist nicht eindeutig,
gehäuftes Auftreten mit M.
Bechterew)
- Ernährungsgewohnheiten (z.·B. Süßigkeiten)
- Infektionen (kapsellose Mykobakterien, enteropathogene E. Coli
(autoreaktive T-Lymphozyten gegen E. coli), EBV, Masern, Rotaviren, Pseudomonasstämme)
- psychosoziales Umfeld (Elternbeziehung)
- prämorbide Persönlichkeitsstruktur (depressiv, zwanghaft)
Durch genetische Disposition aktivieren luminale AK das GALT, dieses zeigt
eine Überreaktion (CD4+-TH1-Reaktion) ==>
proinflammatorische Zytokine (IL-2, TNF-a,
IFN-g)
Die Zytokinproduktion erfolgt verlängert ==> Down-Regulation wird
behindert und die Entzündung persistiert.
Es kommt zu Gewebeschäden, die durch ineffektive Reparaturmechanismen nicht
korrigiert werden können
Die Folge ist ein Malabsorptionsyndrom mit
chologenen Durchfällen.
Symptomatik
- Schmerzen häufig im rechten Unterbauch
- Durchfälle
- Darmblutungen
- Fieber
- Gewichtsverlust
- extraintestinale Symptome:
- Haut: Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum, Erythrodermien
m. Lymphknotenbeteiligung, endogene Ekzeme
- Augen: Iridozyklitis, Episkleritis, Uveitis, Keratitis
- Gelenke: Arthritis, M.
Bechterew, ankylosierende Spondylitis
- Vaskulitiden
- Glomerulonephritis
- primär sklerosierende Cholangitis
- bronchopulmonale Funktionsstörungen
Diagnostik
- Irrigoskopie: segmentärer diskontinuierlicher Befall, aphthöse Ulzera, Pseudodivertikel, sog. Pflastersteinrelief,
Fisteln)
- Koloskopie mit Biopsie
- Ultraschalldiagnostik (Sonographie) nach vorheriger retrograder Flüssigkeitsinstillation (verdickte Darmwand bei aufgehobener
Wandschichtung)
Therapie
- Diät (u.·U. parenterale Ernährung)
- Antidiarrhoika
- bei Kolonbefall Salazosulfapyridin
- ggf. Kortikosteroide
- Antibiotika
- evtl. stützende od. analytische Psychotherapie
bei Versagen der konservativen Therapie Resektion des betroffenen
Darmabschnitts
Komplikationen
- akut:
- mechanischer Ileus
- Darmperforation
- intestinale Blutung
- toxisches Megakolon (gehäuft im Colon transversum):
flächige, tiefe Ulzerationen, Wandnekrosen, Ganglioneuritis ==>
Perforationen (multiple!) ==> Peritonitis.
Symptome: Septische Temperaturen, Tachycardie, Leukozytose, Anämie,
stark erhöhte BSG, gestörter Wasserhaushalt, aufgetriebenes,
schmerzhaftes Abdomen
- chronisch:
- Fistelbildung
- intra- u. retroperitoneale Abszesse
- Konglomerattumoren mit Passagestörungen
- bei Kolonbefall erhöhtes Karzinomrisiko
Kumulatives Risiko mit Dauer u. Intesität
Dysplasien (Präkanzerosen) sind Marker des Entartungsrisikos, v.a.
Veränderungen der Kyrptenarchitektur
- extraintestinale Komplikationen:
- Störungen der Hämostase / Thromboembolien
- Gallen- und Nierensteine, Hyperoxalurie (immer an M. Crohn denken!)
- Leber (Fettleber, Hepatitis, Abszesse)
- Amyloidose
DD: Tuberkulose, Colitis ulcerosa, Appendizitis, Yersiniose, Aktinomykose.